Archiv 2016
KULTURWIRTSCHAFT: STÄDTE- RANKING 2016
Weiche Faktoren - hartes Geld
Das Image und die Anziehungskraft einer Stadt werden maßgeblich von einer attraktiven und vielfältigen Kulturlandschaft bestimmt. Die kulturelle Infrastruktur gilt als weicher Standortfaktor. Ihr Vorhalten ist gut investiertes Geld.
Kulturstandort Bonn - Ranking Platz 5: In Bonn, Karlsruhe und Dresden ist das Angebot an Ausstellungen besonders hoch. Die Bonner konnten von 2012 bis 2014 jährlich im Durchschnitt unter 77 verschiedenen Expositionen wählen. Publikumsmagnet ist die Bundeskunsthalle, im Bild ihr Dachgarten am Abend. Foto © Bundeskunsthalle |
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) und die Privatbank Berenberg haben nach 2012 und 2014 erneut das Kulturleben in den 30 größten Städten Deutschlands untersucht. Das Ergebnis ihrer Studie für 2016: Stuttgart bleibt unangefochten auf Platz 1 im Ranking der deutschen Kulturstädte. München und Dresden folgen mit geringem Abstand. Berlin und Bonn nehmen die Plätze vier und fünf ein.
Im Gesamtergebnis ist auffällig, dass Nürnberg und Hannover bei der diesjährigen Analyse den größten Sprung nach vorn machten und sich um jeweils sieben Plätze verbesserten. Die rheinischen Kulturmetropolen Düsseldorf und Köln rangieren auf den Positionen acht und neun, Aachen hat sich auf Rang 18 verbessert. Schlusslichter bleiben nach wie vor auf den Plätzen 26 bis 30 die nordrhein-westfälischen Städte Dortmund, Wuppertal, Gelsenkirchen, Mönchengladbach und Duisburg.
Kulturstandort Düsseldorf - Ranking Platz 8: Die Ausstattung einer Stadt mit Galerien, Auktionshäusern und Kunsthändlern liefert Hinweise auf die Intensität der Nachfrage privater Haushalte nach bildender Kunst. Düsseldorf ist mit 11 Einrichtungen auf 100.000 Einwohner bundesweit führend. Im Bild das Museum Kunstpalast am Ehrenhof. Foto © Stefan Arendt, Medienzentrum Rheinland LVR |
Die Analyse Die Kulturwirtschaft ist in vielen der 30 größten Städte ein bedeutender Arbeitgeber. In den vier deutschen Millionenstädten sind derzeit in Berlin 5,0 %, in Hamburg 5,1 %, in Köln 5,9 % und in München 7,0 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Wirtschaftszweig angesiedelt – Tendenz steigend. Stuttgart liegt mit 7,6 % an der Spitze.
Auch der Städte- und Kulturtourismus befindet sich auf einem Wachstumskurs. Durch die Nachfrage von Einwohnern und Touristen ergeben sich oft über die Kulturwirtschaft hinausgehende ökonomische Entwicklungen. „Investitionen in die Kulturinfrastruktur oder überregional wahrgenommene Kulturstätten können dazu beitragen, bei Städten einen Strukturwandel anzustoßen“, so Berenberg-Sprecher Hans-Walter Peters.
„In Städten wird Kultur geschaffen und erlebt. Sie zieht vor allem hochqualifizierte und kreative Menschen an und ist auch ein wichtiger Entscheidungsparameter bei der Wahl des Wohn- und Arbeitsortes. Sie beeinflusst die Position von Städten im Wettbewerb“, heißt es in der Studie weiter.
Aus rheinischer Sicht lohnt ein detaillierterer Blick: Die Schwabenmetropole überzeugt nämlich im Städtevergleich mit einem großen Kulturangebot (Platz 1 in der Kulturproduktion) und einer hohen Kulturnachfrage (Platz 3 in der Kulturrezeption). „Ob bei den laufenden Ausgaben für Bibliotheken (Platz 1), bei der Zahl der Plätze in Opern und Theatern (Platz 1) oder im Hinblick auf die Theaterbesucher (Platz 2)", Stuttgart erziele durchweg Top-Platzierungen, begründete Dörte Nitt-Drießelmann vom HWWI das gute Abschneiden der Stadt. Außerdem sei der Anteil der Beschäftigten in der Kulturwirtschaft dort der höchste im Vergleich. "Die Umsätze je Einwohner liegen nur knapp hinter denen des erstplatzierten Kölns.“ Oberbürgermeister Kuhn betonte, dass seine Stadt schon lange kein Geheimtipp in Sachen Kultur mehr sei. „Was hier in der Spitze und in der Breite geboten wird, stößt weit über die Stadt und die Region hinaus auf Anerkennung. Kultur ist elementar für eine gute Stadt-Entwicklung.“
Kulturstandort Köln – Ranking Platz 9: Kölns Umsatz in der Kulturwirtschaft ist mit 6.700 € je Einwohner (2014) der höchste in Deutschland. Im Bild das Museum Ludwig, Foto © Stadt Köln 2016 |
Das Ranking Die Analyse von HWWI/Berenberg greift die vielseitige Bedeutung des kulturellen Klimas für die Stadtentwicklung auf und vergleicht zahlreiche Aspekte der Kulturproduktion und -rezeption. Auch wird ein guter Überblick über das finanzielle Engagement der Kommunen geboten.
• Kulturproduktion Dieser Aspekt bezieht sich auf Elemente und Grundlagen, die für die Entstehung von Kunst und Kultur notwendig sind. Hierzu zählen etwa das Angebot bei Opernhäusern, Theatern, Museen und Kinositzplätzen, kulturelle Bildungsangebote an Musik- und Kunsthochschulen oder die Anteile der Beschäftigten in der Kulturwirtschaft.
• Kulturrezeption Darunter wird die Aufnahme und Nachfrage des kulturellen Angebotes durch die Bewohner und Besucher der Städte verstanden. Sie zeigt sich beispielsweise in der Zahl der Theater- und Museumsbesucher oder den Umsätzen der Kulturwirtschaft. Das Ranking misst ausgesuchte Bereiche der Kultur anhand von Indikatoren, die für alle 30 Städte vorliegen.
Allerdings, und dieser Blick auf die Studie ist wieder unverzichtbar: Über die Qualität und die Bedeutung der Angebote und Einrichtungen werden keine Aussagen getroffen. Auszeichnungen von Theatern bleiben ebenso unberücksichtigt wie die internationale Anerkennung und Bewertung von Kunstsammlungen einzelner Museen.
Kultur-Städteranking 2016 und 2014 im Vergleich Quelle: HWWI/Berenberg Kultur-Städteranking 2016
|
HWWI/Berenberg Bank/ rART cpw
► Detaillierte Informationen unter HWWI/Berenberg Kulturstädte-Ranking 2016. Die 30 größten Städte Deutschlands im Vergleich (mehr).