Archiv 2020
LEIDENSCHAFT BOTANIK
Begeisternd: Adenauers Garten
Konrad Adenauer wusste genau, wo er Kraft sammeln und Gedanken formulieren konnte, oder wo schlicht nur Abstand zum politischen Alltag zu erreichen war. In seinem Garten!
Adenauers Anwesen in Rhöndorf, Zennigsweg, das er im Dezember 1937 bezog. Die Entwürfe des Bauherrn setzte dessen Schwager, der Architekt Ernst Zinsser, um. Foto © Roland Breitschuh, Greven Verlag Köln 2020 |
Die Macht der Blumen war ihm, dem Politurgestein, Großstädter und Familienmenschen, mehr als vertraut. Pflanzen und Blumen, bekanntermaßen Rosen, waren so etwas wie sein Lebenselixier und seine lebenslange Leidenschaft.
Gartenträume: Mediterraner Wuchs wie an der Côte d´Azur. Cover „Adenauer. Der Garten und sein Gärtner“. Foto © Greven Verlag Köln 2020
Gärtnerikone Konrad Adenauer 1948. Da hatte der Kölner in seinem Garten bereits elf Jahre lang gesät und gepflegt. Als Nächstes nahm er sich als Kanzler die Bundesrepublik vor, auf dass auch sie wachse. Foto © Max Ehlert DER SPIEGEL
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In seinem grünen Refugium in Rhöndorf – das wird dem Leser schnell bewusst – bewies Konrad Adenauer (1876–1967), was heute längst wieder gefragt ist: Geduld. Denn im Garten schöpfte der in vielen Krisen erprobte Staatsmann nicht nur Energie und politische Inspiration, sondern fand dort vor allem seelische und körperliche Balance in schweren Zeiten.
Gartenidylle mit italienischem Flair. Adenauer folgte der Devise „es wird durchgeblüht“. Er sorgte dafür, dass in jeder Jahreszeit etwas blühte. Haus und Garten sind heute Denkmäler und gehören einer Bundesstiftung; der Adenauergarten ist außerdem Teil des Europäischen Gartennetzwerks (EGHN). Foto © Roland Breitschuh, Greven Verlag Köln 2020 |
Der Hausherr in seinem Element: Konrad Adenauer bei der Gartenpflege. Nie trug er Gärtnerkleidung sondern "Abgelegtes aus dem Kleiderschrank". Foto © Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Bonn 2020
Als reisender Staatsmann hatte Adenauer stets auch einen Blick für exotische Gärten. Zu Besuch in Japan 1960. Fotoquelle Bundearchiv B145 Bild-F008258 Foto © Wundshammer, Benno
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rART/cpw
► Granaten und Geranien. Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL widmete im Herbst 1948 dem damals 72-jährigen „rheinischen Gartenfreund Konrad Adenauer“ das Titelbild und einen noch heute lesenswerten Artikel. Eine Anekdote darin: Vorrückende US-Truppen beschossen im Frühjahr 1945 das rechte Rheinufer, Rhöndorf (mehr) und auch Adenauers exponiertes Anwesen. „Damals, vor dreieinhalb Jahren genoß er den sonntäglichen Frieden seines Gartens in Honnef-Rhöndorf und warf sich ob des kriegerischen Segens platt zur Erde. Der Heldentod blieb ihm erspart. Die Baumkrepierer verschonten ihn.“ (Zitat aus: DER SPIEGEL vom 16. Oktober 1948, S. 5 „Es gibt nur einen Adenauer“)
► Renaissance Heute suchen viele, vor allem junge Familien, einen Gegenpol zum Alltag in der globalisierten und arbeitsteiligen Gesellschaft. Sie pachten wieder Kleingärten, für die oft lange Wartelisten existieren. Der Heim- oder Schrebergarten ist en vogue, dient der Erholung und der Selbstversorgung mit Obst und Gemüse (mehr).
► Verbreitet haben sich vermeintlich neue Formen kollektiven Gärtnerns. Urban Gardening heißt ein populärer Trend. Es ist die eigentlich alte Idee, Salat, Gemüse oder Kräuter auf kleinteiligen Stadtflächen, auch auf Dachgärten, anzupflanzen. Als Protest gegen Verbrachung oder City-Tristesse wird da und dort heimlich gesät, gebuddelt und gepflanzt. Dieses Guerilla Gardening findet seine Anhänger vielfach in der Umweltschutz-Szene.
Literaturhinweis:
ADENAUER - Der Garten und sein Gärtner. Christian Feyerabend (Text) und Roland Breitschuh (Fotografien). Herausgegeben von der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. 200 Seiten, Format 21 x 27 cm, 179 Abbildungen, Leinen mit Schutzumschlag und Buchbinde. ISBN 978-3-7743-0926-5. Preis 30,00 Euro
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