rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 11/2014

Archiv 2014

KOMMENTAR
Kunstzockerei

 

Endlich. Der Tag ist vorbei, an dem die mit Spannung erwartete Auktion im New Yorker Christie´s-Haus mit den beiden Bilder des Pop-Art Künstlers Andy Warhol, „Triple Elvis“ und „Four Marlons“, stattgefunden hat. Nun herrscht Klarheit und rund 120 Millionen Euro werden nach NRW fließen. Das ist eine hohe Summe, aber – schales Geld. Hier wurde landeseigene Kunst, zwei Bilder, die zu den Ikonen der jüngeren Kunstgeschichte gehören, ganz simpel an den Meistbietenden verkauft.

 

Andy Warhol Triple Elvis, 1963, Foto Christie´s

Eine Auktion ist bekanntlich immer auch ein Glücksspiel. Das hat schon etwas von Zockerei, aber wen wundert´s, wo doch das Geld zum Aufbau eines Spielkasinos in Köln durch die zum Land gehörende defizitäre Casino-Betreiberin Westspiel verwendet werden soll. Das Geld soll zudem zum Stopfen von Haushaltslöchern dienen, ist also weg, wie die Kunst.


Steuergelder in Zockerhänden? Nun, ganz so schlimm ist es nicht, war man doch so weitsichtig, mit dem Auktionshaus den Mindestbetrag von angeblich 80 Millionen für NRW zu vereinbaren. Nun wird es halt etwas mehr. Aus ökonomischer Sicht sicherlich ein Erfolg, aus moralischer Sicht aber ein Frevel. Kunst gehört zu unserer Kulturgesellschaft dazu, sie ist Teil dessen, was uns ausmacht, ein Spiegel unserer Intellektualität, unserer Individualität, unserer Werte und letztlich auch ein Grund für die Attraktivität unserer Gemeinschaft. Privat darf sicher jeder nach Belieben mit seinen Kunstwerken verfahren. Kunst im öffentlichen Besitz aber darf nicht als sogenannte "Stille Reserve" betrachtet werden und zur Disposition stehen.


Dass die rot-grüne Landesregierung trotz wiederholter Proteste den Verkauf der beiden Warhols nicht gestoppt hat, ist mehr als bedauerlich. Ebenso gibt es kein spätes Einsehen, kein Erkennen eines Irrtums, aber eine lange Aufzählung von Gründen für diesen Schritt.

     Nun ist es doch so, dass jeder, der sein Tun begründet, auf Verständnis und damit auf ein mildes Einsehen hofft. In diesem Falle das der Öffentlichkeit. Doch das Wissen um die Gründe der Verantwortlichen macht den Vorgang nicht besser oder ungeschehen. Nicht auf die Worte sollte man hören, sondern auf die Taten schauen. Tatsache ist: Die beiden Bilder des amerikanischen Pop-Art Künstlers Andy Warhol, nennen wir sie ruhig Kulturgüter von internationalem Interesse, sind ohne wirkliche Not unwiederbringlich für die Bürger des Landes NRW verloren.


Und weiteres Ungemach droht. Was so in den Töpfen der Gerüchteküche brodelt ist, dass innerhalb des Kulturministeriums der Gedanke Raum nimmt, Teile aus der Kunstsammlung NRW in Kornelimünster zu veräußern. Damit würde dann die Regierung das Totenglöckchen für die Kunst in NRW endgültig bimmeln.


Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr