Archiv 2010: aus "Besuchenswert"
Klaus Mettig im museum kunst palast
Weltgeschichte aus dem Blickwinkel des Fotokünstlers
Gesichter, Gesichter, nichts als Gesichter: Schwarz-weiß-Bilder bekannter Persönlichkeiten – scheinbar ungeordnet, in dichter Reihe über- und untereinander angebracht, unterbrochen von Momentaufnahmen welthistorischer Ereignisse, die wiederum in engem Zusammenhang zu jenen „Porträts“ stehen, unter denen man internationale Politiker und Staatschefs schnell erkennt. Das Arrangement dieser schier unendlichen Abfolge wirkt willkürlich. Ein wenig verstört also setzt der Betrachter den Rundgang durch die Ausstellung „Klaus Mettig. Arbeiten 1976-2010“ fort.
ES SIND MEHR als 2500 Fernsehbilder, die Mettig von 1978 bis 1981 aus den TV-Nachrichten mit Hilfe einer vor dem Fernsehgerät fest installierten Kamera aufgenommen hat. Auf diese Weise entstand eine ganz eigene Art von Chronik, deren ästhetischer Wert hinter dem eindrucksvollen Gesamtbild freilich zurücksteht. Aber darum geht es dem seit 40 Jahren in Düsseldorf lebenden Künstler, der 1950 in Brandenburg geboren worden ist, auch gar nicht. Ihm sei es wichtig, „die Wahrnehmung und Wirkung der Mechanismen globaler Politik“ zu reflektieren, sagt er über die Düsseldorfer Ausstellung.
Urbane Lebensräume und Globalisierung
Neben diesen kleinformatigen Collagen, die ganze Wände bedecken, besticht die Werkschau durch großformatige Panoramafotografien sowie Diaprojektionen. Die Fotoserie „Don’t left behind“, von der Mettig Einzelbeispiele vor drei Jahren im Kulturzentrum des Rhein-Kreises Neuss in Rommerskirchen-Sinsteden präsentierte, gibt Einblicke in Lebensbereiche urbaner Ballungsräume, die in besonderer Weise von der Globalisierung betroffen und beeinflusst sind. Andere Großformate beziehen sich hingegen unter dem Titel „N.Y 2004“ auf Recherchen in den Straßen New Yorks seit 1973. Einen riesigen Raum nehmen die vier mehrteiligen Diaschauen ein: „China-America 1976“, „China, September-Oktober 1978“ sowie „Berlin/Ost-West/1981-1983“ und „Vor dem Licht 1985“.
Beat Wismer, Generaldirektor des museum kunst palast und Kurator der Ausstellung, betonte im Vorfeld der Eröffnung die besondere Würdigung Mettigs, die mit der Präsentation verbunden sei. Dessen Werk war zuletzt 1989 an gleicher Stelle – damals noch im unter Kunstmuseum Düsseldorf firmierenden Museumsbau – gezeigt worden. Der Künstler wiederum, der bei der Erarbeitung der Schau aktiv eingebunden war, wusste so viel Komplimente artig zu erwidern: „Jedes Treffen war ein Impuls.“
Simon Hopf
Die Ausstellung ist bis zum 23. Januar 2011 zu sehen.
Stiftung museum kunst palast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
Tel. 0211 / 8990200 (Mo–Fr 9–19 Uhr)
Tel. 0211 8992460 (Sa+So 11–18 Uhr)
Öffnungszeiten
DI – SO 11–18 Uhr
DO 11 - 21 Uhr
► Zur Ausstellung erscheint im DuMont Verlag ein Katalog, erhältlich im Museumsshop zum Preis von 34,50 Euro.