rheinische ART - kulturmagazin online

rheinische ART 09/2022

Archiv 2022

ARCHITEKTUR
Leere Kirchen als Chance

Sakralräume und Kirchen gehören zu den emotionalsten Gebäudetypologien. Viele von ihnen haben bereits ihre Funktion eingebüßt, anderen droht diese Entwicklung.

Müssen wir in Zukunft auf diese architektonisch herausragenden Gebäude verzichten? „Kirchen sind Sehnsuchtsorte für die verlorene Einheit von Mensch und Kosmos“, formulierte der ehemalige Staatssekretär im NRW-Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, Michael von der Mühlen, in einem Interview.

Trotz der negativen Tendenzen wie unter anderem rückläufige Mitgliederzahlen beider Kirchen, Zweifel an der Institution Kirche und zunehmende Säkularisierung, bleiben die Kirchen mit ihren Türmen und Kuppeln Erinnerungsorte und sie sind nicht selten Treffpunkte in den Stadtquartieren.

     Sie behalten, wie es in Fachkreisen heißt, ihren städtebaulichen Wert und ihre bauliche Symbolkraft.

Was sich in den letzten Jahren in Sachen Sakralbauten und neue Nutzungen getan hat, spiegelt in der Schriftenreihe des Vereins Baukultur Nordrhein-Westfalen e.V. die Ausgabe Nr. 3 „Kirchenumbau“. Das Magazin widmet sich der Tatsache, dass in den letzten 20 Jahren in Deutschland etwa 1.200 Kirchengebäude aufgegeben worden sind und Umnutzungen, Umbau oder gar der Abriss die Folgen waren (mehr).

Seit nunmehr sechs Jahren begleitet und unterstützt Baukultur Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit anderen Förderern jene Architektur-Initiativen und Gemeinden in NRW, die sich für den Erhalt ihrer Kirchen einsetzen (mehr). Unter dem Projektnamen „Zukunft – Kirchen – Räume. Kirchengebäude erhalten, anpassen und umnutzen“ lädt der Verein ein, leerstehende Kirchen als Chance für neue Ideen zu begreifen und Prozesse für Räume zu kreieren.

Dass Kirchenbauwerke einen besonderen Stellenwert für viele Menschen haben, steht außer Frage, wie Baukultur NRW betont. Ihre einzigartige Symbolkraft und die spezielle Funktion werden unmittelbar in der Architektur dieser Gebäude abgebildet. Kirchen sind als spiritueller, sozialer und gesellschaftlicher Raum fest im Denken und im Gedächtnis der Bevölkerung verankert. Daneben haben sie einen hohen Wert für die Stadtentwicklung und -gestaltung. Was bleibt von ihnen auf Dauer? Was soll aus ihnen werden? Welche Chancen Kirchengebäude in einer „Umbaukultur“ haben, zeigt die Publikation anhand zahlreicher Beispiele.
rART/cpw

► Leseempfehlung in der Ausgabe Nr. 3: Kirchen als Sehnsuchtsorte. Interview Ursula Kleefisch-Jobst mit Michael von der Mühlen über Kirchenbauten als Archetypen der Europäischen Stadt.

► Hinweis:
Vom 29. September an zeigt Baukultur NRW die Schau „Kunst und Bau. Perspektiven aus NRW“ in Witten. Kunst-und-Bau-Objekte existieren in vielfältigen Formen bei öffentlichen Gebäuden wie Hochschulen, Krankenhäusern, Polizei- und Gerichtsgebäuden, ebenso auch bei privaten Bauten von Unternehmen. Die Kunstwerke überraschen, verblüffen, erheitern oder irritieren, auf jeden Fall stiften sie Identität und reflektieren oft gesellschaftliche Fragen. Gerade integrierte Kunstwerke sind in der Lage, einen neuen Blick auf die sie umgebende Architektur zu liefern.

Die Ausstellung „Kunst und Bau. Perspektiven aus NRW“ kann bis zum 26. Oktober besucht werden. Ab dem 4. November wird die Schau im Kunsthaus NRW Kornelimünster, Aachen, gezeigt.
Saalbau Witten
Berger Straße 25
58452 Witten
Öffnungszeiten
MI – FR 13 – 18.30 Uhr
SA, SO 10 – 16 Uhr
SO 23. Oktober geschlossen
Eintritt frei

► Baukultur Nordrhein-Westfalen ist als gemeinnütziger eingetragener Verein organisiert. Er wird gefördert vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen.