Archiv 2011: aus "Berühmte Namen"
Vor 200 Jahren am Rhein geboren
Theodor Schwann: Begründer der Zellenlehre
Bedeutende Persönlichkeiten sind ihren Geburtsorten im Regelfall umfassende Gedenkveranstaltungen wert. So auch in Neuss. Die Stadt erinnert anlässlich des 200. Geburtstages mit der Ausstellung „Keimzelle der modernen Medizin“ an ihren großen Sohn Theodor Schwann. Der Mediziner, Forscher und Wissenschaftler, Begründer der Zelltheorie und damit der modernen Gewebelehre, verbrachte allerdings nur die Kinder- und Jugendzeit in seiner Geburtsstadt Neuss, er starb als belgischer Staatsbürger und ist auf dem Kölner Melatenfriedhof begraben.
THEODOR SCHWANN (1810–1882) wird heute als die zweifellos bedeutendste historische Persönlichkeit der Stadt Neuss gesehen. Seine wissenschaftlichen Entdeckungen, insbesondere die Zellenlehre, bilden die Grundlage der modernen Medizin.
Tafel mit den von Schwann erforschten Zellstrukturen |
Der Sohn des Goldschmieds und Druckers Leonhard Schwann, der schon als Kind die Naturwissenschaft für sich entdeckte, verbrachte seine ersten Lebensjahre im elterlichen Haus am Büchel und besuchte das städtische Progymnasium. Schwann beendet seine Schulausbildung in Köln und studierte in Bonn, Würzburg und Berlin Medizin. Eine jahrelange, auf mikroskopischen Studien beruhende Untersuchung zur Struktur und zum Wachstum von Tieren und Menschen bildete die Basis für die bahnbrechende Erarbeitung der Zelltheorie, die Schwann mit dem Botaniker Matthias Jacob Schleiden (1804-1881) gelang. Sie wurde 1839 veröffentlicht. Die seinerzeit großes Aufsehen erregende Zelltheorie besagt, dass alles pflanzliche, tierische und menschliche Leben auf Zellen beruht, die aus Zellkernen und Zellmembranen bestehen, wachsen und sich vermehren und so Gewebe bilden. Auf diesen Erkenntnissen beruht das heutige Wissen über den Körperaufbau und seine krankhaften Veränderungen.
Forschung und Lehre
Schwann wurde bereits ein Jahr vor der Veröffentlichung der Zelltheorie in Belgien mit 28 Jahren Professor an der Katholischen Universität Löwen und 1848 an der Universität Lüttich. Seine Forschungen - er ist auch Entdecker des Pepsin - zeigten, dass Zucker- und Stärkegärung das Resultat der Lebensprozesse sind. Schwann erforschte ferner die Muskelkontraktion und die Nervenstruktur und befasste sich mit Atmungsgeräten zur Rettung von Bergleuten, die erstmals 1878 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt wurden.
Die höchsten Auszeichnungen
Bereits zu Lebzeiten wurde Schwann wissenschaftlich hoch gewürdigt. So wurde ihm die Copley-Medaille (1845) der britischen Royal Society verliehen, eine der ältesten und höchstdotierten Ehrungen für Wissenschaftler aller Fachrichtungen. Mit ihr wurden Wissenschaftler wie Charles Darwin, Albert Einstein und Jean Bernard Léon Foucault ausgezeichnet. 1875 erhielt Schwann den Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste.
Denkmal-Enthüllung 1909 an der Alten Post in Neuss |
Kein Neusser erfuhr mehr öffentliche Ehrungen im Stadtraum als Schwann. So erinnern ein Sitzdenkmal aus dem Jahre 1909 an der Alten Post, eine Schrifttafel an seinem Geburtshaus, ein Straßen- und der Schulname eines Weiterbildungskollegs an jenen Mann, den weltweit vermutlich jeder Mediziner kennt. Doch sind seine Verdienste den Bürgern seiner Heimatstadt und in der rheinischen Region weitgehend unbekannt, kommentiert Archivleiter Dr. Jens Metzdorf im Rahmen der Schau im Stadtarchiv. Wer Theodor Schwann gewesen und wofür er bekannt geworden ist, sei wenigen vertraut. Der 200. Geburtstag wird daher als willkommener Anlass gesehen, Schwanns Biographie und seine zukunftweisenden Entdeckungen einmal mehr ins Bewusstsein zu rufen.
K2M
Ausstellung: Keimzelle der modernen Medizin –
Zum 200. Geburtstag des Neusser Forschers Theodor Schwann
Ausstellungsdauer: bis 28. Februar 2011
Stadtarchiv der Stadt Neuss
Oberstraße 15
41460 Neuss
Tel. 02131 – 90-4250
Öffnungszeiten:
MO - FR 9 - 18 Uhr
Bevorstehende ergänzende Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung:
► Mittwoch 26.01.2011 18:00 Uhr und Donnerstag 10.02.2011: öffentliche Führungen durch die Ausstellung mit dem Archivleiter Dr. Jens Metzdorf, der Kuratorin und stellvertr. Archivleiterin Claudia Chehab und dem wissenschaftlichen Berater Prof. Dr. Gerd Novotny (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
► Mittwoch 02.02.2011 13:00 Uhr: Führung durch die Ausstellung
► Donnerstag 17.02.2011 19:30 Uhr öffentlicher Abendvortrag mit Prof. Dr. Gerd Novonty vom Anatomisches Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Fotos: Stadtarchiv Neuss