Archiv 2017
SKULPTUREN AUS DEM REICH DER MITTE
Marx, Engels und die Chinesen
Wenn im kommenden Jahr an den 200. Geburtstag von Karl Marx erinnert wird, dürfte seine Geburtsstadt Trier mit einer gewaltigen Skulptur glänzen. Das Besondere: Es wäre ein Geschenk der Volksrepublik China!
Wu Weishan Entwurf der Karl-Marx-Statue für Trier (Tonabguss). Geplant ist eine Bronzefigur mit einer Höhe von 4,90 Meter auf einem 1,40 Meter hohen Sockel. Foto © Presseamt Stadt Trier |
Der Vordenker des Kommunismus, ein Buch in der linken Hand haltend und die Rechte am Revers des Gehrocks, schreitet mit Würde und Entschlossenheit im Blick voran.
Das barocke Geburtshaus von Karl Marx in Trier. Es ist das einzige Museum in Deutschland zu Leben, Werk und Wirkung von Karl Marx und Teil der Friedrich-Ebert-Stiftung. Foto © Karl-Marx-Haus Trier
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Die Sache mit der Schenkung ist keine Trierer Spezialität. Ähnlich generös zeigte sich die Volksrepublik China schon 2014 in Wuppertal, der Geburtsstadt von Friedrich Engels (1820-1895).
Die Volksrepublik schenkte der Kommune damals eine überlebensgroße Engels-Statue, ein Werk des chinesischen Bildhauers Zeng Chenggang. Der habilitierte Künstler ist gleichzeitig Direktor des chinesischen Skulptureninstituts. Die Bronze-Statue mit einer Höhe von immerhin 3,85 Metern bringt fast eine Tonne Gewicht aufs Podest. Sie steht im Wuppertaler Engelsgarten in der Nähe des Geburtshauses von Engels zwischen Oper und historischem Zentrum und zeigt den Gesellschaftstheoretiker und Philosophen in Denker-Pose.
Zeng Chenggang Skulptur Friedrich Engels im Engelsparks Wuppertal. Bronzefigur auf Stahlsockel, Foto Neumann © Stadt Wuppertal, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit |
cpw
► Wu Weishan (*1962) ist Kunstprofessor und unter anderem Leiter der Kunsthochschule der chinesischen Stadt Nanjing sowie Direktor des Nationalen Kunstmuseums Chinas in Peking. Wu ist für abstrakte Arbeiten bekannt. Bislang schuf der Künstler rund 500 Statuen historischer Persönlichkeiten. Seinen Stil bezeichnet er selbst als Freihand-Bildhauerei ("freehand sculpting"). Es ist ein stilistischer Mix aus realistischer Darstellung und abstrakter Kunst, bei dem traditionelle chinesische Elemente mit modernen, innovativen Kunstformen verknüpft werden.
► Zeng Chenggang (*1960) ist einer der führenden Bildhauer in China, Kunstprofessor, Präsident des Chinesischen Bildhauerinstituts, Vizepräsident des Chinesischen Künstlerverbandes und Vorsitzender der Abteilung Bildhauerei der Akademie für Kunst und Design der Tsinghua Universität, Peking. Er war 2008 bei den Olympischen Sommerspielen in Peking für Kunst im öffentlichen Raum zuständig. Zeng ist vielfach ausgezeichnet worden. Darunter 2010 in Deutschland mit dem NordART-Preis.
► Handelsblatt 16. Januar 2017, S. 16 „Marx und Engels locken Touristen“