rheinische ART
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rheinische ART 01/2020

Archiv 2019

REMBRANDT INSIDE
Zwischen Tragödie und Komödie

 

Meister, Virtuose, Genie oder Star – die Synonyme für Rembrandt sind bekanntlich so vielfältig wie seine Kunst, die die Menschen weltweit begeistert. Aber warum ist das so? Das fragt derzeit das Kölner Wallraf-Richartz-Museum.

 

Rembrandt (Harmensz. van Rijn), Gelehrter im Studierzimmer, 1634, Öl auf Leinwand, Nationalgalerie Prag, Foto: Museum

 

In einer großen Sonderausstellung zum 350. Todesjahr des Maler-Unternehmers geht das Haus dieser Frage nach.

 

Rembrandt (Harmensz. van Rijn), Selbstbildnis mit weicher Mütze, um 1635, Radierung, Graphische Sammlung, Wallraf-Richartz-Museum, Foto: RBA Köln

 

Rembrandt (Harmensz. van Rijn), Portrait einer jungen Frau, 1633, Öl auf Holz, The Museum of Fine Arts, Houston

 

War es das an Schicksalsschlägen wie grandiosen Erfolgen reiche Leben dieses Künstlers, das so fasziniert? Die Schau im Wallraf, ein Highlight im rheinischen Ausstellungsreigen, taucht ein in die Welt des Niederländers und erzählt bildgewaltig von einem dramatischen Malerleben zwischen Tragödie und Komödie.
     Die mehrere Kapitel umfassende Ausstellung „Inside Rembrandt“ startet dort, wo auch für Rembrandt Harmenzoon van Rijn (1609-1669) alles begann: im niederländischen Leiden. Hier wurde er geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in einer Geisteswelt, die ihn privat wie beruflich für immer prägte. Und hier eröffnete er 1625 auch sein erstes Atelier.
     Anhand von frühen Werken zeigt die Wallraf-Sonderschau eindrucksvoll, wie intensiv und detailversessen sich der Künstler schon damals dem Porträtieren widmete. Klug, beinahe liebevoll, platzierte er seine Bildnisse in passende Interieurs und tauchte sie in ein geradezu spirituelles Licht.

Doch die Stadt Leiden wurde dem ambitionierten jungen Mann zu eng, es zog ihn Anfang der 1630er Jahre nach Amsterdam. Hier wurde aus seiner Könner- eine Meisterschaft und schnell stieg er zum bestbezahlten Maler der Niederlande auf.
     In dieser Zeit, die als Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens bezeichnet werden darf, malte Rembrandt auch den Prager „Gelehrten“ (siehe Bild oben). In diesem Gemälde stecken seine technische Brillanz und der große Ehrgeiz des Malers, weshalb das Werk auch im Zentrum der Kölner Ausstellung hängt.
 

Rembrandt (Harmensz. van Rijn), Das Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto, 1634, Öl auf Leinwand, Wasserburg Anholt, Sammlung der Fürsten zu Salm-Salm, Foto: Wasserburg

 

Rembrandt (Harmensz. van Rijn), Saskia van Uylenburgh, 1634 -1640, Öl auf Holz, National Gallery of Art, Washington, Widener Collection

 

Rembrandt (Harmensz. van Rijn), Portrait des Johannes Wtenbogaert, 1637, Öl auf Leinwand, Rijksmuseum Amsterdam

 

In Amsterdam gab es große Aufträge und hohe Erlöse. So zum Beispiel auch von Nicolaes Tulp, für den er die bekannte Arbeit Die Anatomie des Dr. Tulp schuf. Rembrandt, berühmt und ein gemachter Mann, hatte allerdings zunehmend weniger Fortune. Das Schicksal ließ auch ihn nicht nur im Sonnenlicht des Lebens wandeln.

     Es muss wohl, wie man heute weiß, sein Lebensstil gewesen sein, der ihn an den Bettelstab brachte. Der geschäftstüchtige Barock-Maler hatte 1634 Saskia van Uylenburgh, eine Schönheit aus betuchtem Hause, geheiratet. Aber schon vier Jahre später war die Mitgift der Gattin verbraucht. Dennoch zog das Ehepaar in eine teure Großimmobilie in Amsterdam und lebte großzügig. Soviel zur Komödie.
     Die Ehe währte gerade mal acht Jahre. 1642 verstarb Saskia und die angehäuft hohen Schulden zwangen Rembrandt, Haus und Besitz zu verkaufen. Der Künstler überlebte auch seine spätere Lebensgefährtin Hendrickje Stoffels und seinen Sohn Titus aus erster Ehe. Rembrandt van Rijn starb 1669 völlig mittellos. Soviel zur Tragödie.

Sein weltweiter Ruf als Maler „wie kein Zweiter“ wurde letztendlich durch seine späten Meisterwerke wie Selbstportrait mit zwei Kreisen, Porträt von Jan Six oder Die Judenbraut geprägt. Für Pablo Picasso war der Niederländer offensichtlich unübertrefflich. „Ich rede dauernd über Rembrandt“, bekannte das spanische Malergenie einst.
K2M
 

Das Wallraf präsentiert neben eigenen Rembrandt-Werken auch hochkarätige Leihgaben aus renommierten Häusern wie zum Beispiel Amsterdamer Rijksmuseum, Getty Collection Los Angeles, MOMA New York, Münchner Pinakothek, Nationalmuseum Stockholm und Staatsgalerie Stuttgart.

► Die traditionsreiche Prager Nationalgalerie lieh eigens das Gemälde Der Gelehrte im Studierzimmer aus, das zum ersten Mal seit 70 Jahren überhaupt auf eine Reise ins Ausland ging. Selbst in der begeisternden Rembrandt-Schau vor vier Jahren im Amsterdamer Rijksmuseum war dieses Werk nicht vertreten. (mehr).
 


Die Ausstellung Inside Rembrandt 1606-1669 ist bis zum 1. März 2020 zu sehen.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obermarspforten (Am Kölner Rathaus)
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 211 19
Öffnungszeiten
DI – SO 10 – 18 Uhr

 

 

 

 

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