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rheinische ART 12/2024

KARIKATUREN
Menschen im Museum


Das Museumspublikum und seine Reaktion auf Kunst sind ein stets interessantes Forschungsfeld. Neugierig, begeistert, überwältigt, aber auch gelangweilt, erschrocken oder frustriert, so unterschiedlich können Besucher auf Kunst reagieren. Honoré Daumier, der sich schon vor 150 Jahren mit dem Museumspublikum beschäftigte, ist im Wallraf- Richartz Museum eine Schau zu diesem Thema gewidmet.

 

Honoré Daumier „Papa..., komm schau doch, was dort Schönes ausgestellt ist!“, veröffentlicht in der Serie Le Salon de 1857 in Le Charivari am 25.08.1857, Lithographie, Privatsammlung Prochnow-Seiffert. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025

 

Für die meisten Menschen hat ein Museum sowohl intellektuelle als auch emotionale Wirkungen.

     Es vermittelt neues Wissen und erweitere den Horizont, motiviert Neues zu entdecken und erlaubt Einblicke in das Leben anderer – etwa in fremde Kulturen. Und natürlich: Museen regen die Phantasie an und inspirieren zu interessanten Gesprächen. So jedenfalls sieht es die Wissenschaft in neueren Forschungen. War das immer so?

 

Honoré Daumier „Was ich besonders schätze im Skulpturensaal: man findet immer eine freie Bank!“, veröffentlicht in der Serie Croquis pris à l’Exposition in Le Charivari am 13.06.1864, Lithographie, Privatsammlung Prochnow-Seiffert. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025

 

Honoré Daumier „In diesem Jahr schon wieder Venusbilder... immer nur Venusbilder!... als ob es Frauen gäbe, die so gebaut sind!“, veröffentlicht in der Serie Croquis pris au Salon in Le Charivari am 10.05.1865, Lithographie, Privatsammlung Prochnow-Seiffert. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025

 

Honoré Daumier (1808-1879), ein Künstler, der sich schon vor 150 Jahren intensiv mit dem Museumspublikum beschäftigt hat, widmet das Kölner Haus die Schau Zwischen Nackenstarre und Kunstgenuss. Daumiers Menschen im Museum.
     Der neugierige wie kritische Geist, um den es hier geht, war Franzose und ein ebenso genialer Maler wie Spötter. Er wurde vor allem in seiner Heimat für seine scharfsinnigen Karikaturen in großen Tageszeitungen und Magazinen berühmt.


Das Wallraf zeigt anhand von rund dreißig Werken, wie Daumier seinen schonungslosen Blick immer wieder auf die Menschen im Museum richtete. Der Karikaturist veröffentlichte seine ersten bissigen Bilder zunächst in der Wochenzeitschrift „La Silhouette“, später in der politisch-satirischen Zeitschrift „La Caricature“ und in dem Pariser Satirejournal „Le Charivari“ (Das Spektakel).

     Er griff vielfach das Tagesgeschehen (Actualités) auf und profitierte zunächst von der nach-revolutionären Pressefreiheit in Frankreich. Mit pointierten Darstellungen prangerte er sowohl die korrupte Rechtsprechung als auch das Beamtentum und die Politik an.

     Als früher „Bildjournalist“, Grafiker, Satiriker und Maler schuf Daumier große Karikatur-Zyklen über die politischen, sozialen und kulturellen Verhältnisse seiner Zeit, die erstaunlicherweise bis heute nichts an Aktualität und Brisanz eingebüßt haben.


In seiner berühmten Zeichnung „Gargantua“ verunglimpfte er 1831 den Bürgerkönig Louis-Philippe als Vielfraß und wurde dafür ein Jahr später zu sechs Monaten Gefängnis wegen Majestätsbeleidigung verurteilt. Im Zuge der ab 1835 geltenden eingeschränkten Pressefreiheit wurde in Frankreich die personifizierte Karikatur verboten.

     Übrigens: In einer ähnlichen Angelegenheit machte jüngst ein Rentner von sich reden, der mit seiner „Schwachkopf-Beleidigung“ den Zorn den Vize-Kanzlers in Berlin auf sich zog. Der Strafantrag des Politikers führte zu einer Hausdurchsuchung. Was lernt der Interessierte daraus mit Blick auf Daumier? Alles schon einmal da gewesen!

 

Honoré Daumier „Schauen Sie doch nur, wo man mein Bild eingeklemmt hat!... – Was denn, mein Lieber..., sind Sie etwas nicht zufrieden... Sie sollten beglückt sein, dass man Ihr Bildchen höher hängte als die von Meissonnier!“, veröffentlicht in der Serie Exposition de 1859 in Le Charivari am 20.04.1859, Privatsammlung Prochnow-Seiffert. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025


Daumier als Meister des Spotts verlegte sich in den Folgejahren mehr auf Alltagsthemen und zeichnete mit scharfem Blick und spitzer Feder die gesellschaftlichen Konflikte des Landes. Dies in den Formen satirischer, humoristischer aber auch beißend spöttischer Karikaturen über Sitten und Unsitten des Pariser Bürgertums, skrupellose Geschäftsleute und die Gesellschaft allgemein. Sein Blick war dabei zeitlos. Gestik und Mimik seines Kunstpublikums haben auch heute noch einen hohen Wiedererkennungs- und Unterhaltungswert.

rART/bra


Die Ausstellung Zwischen Nackenstarre und Kunstgenuss. Daumiers Menschen im Museum kann bis zum 23. März 2025 besucht werden.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obenmarspforten 40 (Am Kölner Rathaus)
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 211 19
Öffnungszeiten
DI – SO 10 – 18 Uhr


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