rheinische ART
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rheinische ART 06/2010

Archiv 2010: aus "Über die Grenze geschaut"

Hans von Aachen – die späte Neuentdeckung - Ausstellung jetzt in Wien

 

Die Bilder des Meisters

 

Hans von Aachen,Selbstbildnis
Um 1574, Köln, Wallraff-Richartz-Museum, Abbildung nach Katalog

Foto: Suermondt-Ludwig-Museum

 

 

 

Gleich drei europäische Museen der Spitzenklasse holen kooperativ bis Januar 2011 nach, was längst überfällig war. „Hans von Aachen – Hofkünstler in Europa“ ist die erste umfassende Einzelausstellung der Werke des einflussreichen europäischen Spätrenaissance-Malers. Der Ausstellungsreigen, der im Aachener Suermondt-Ludwig-Museum seinen Auftakt nahm, ist jetzt leicht abgewandelt in Prag zu sehen und wird später in Wien fortgeführt. Die Ausstellung dieses Ausnahmekünstlers umfasst annähernd 90 Kunstwerke, darunter Gemälde, Kupferstiche und Zeichnungen von außergewöhnlicher Brillanz.

DIE FRAGE, wer Hans von Aachen (1552 – 1615) war, ist natürlich keine Frage unter Fachleuten. Der breiten Öffentlichkeit allerdings sind Leben und Werk des rheinischen Ausnahmekünstlers mit der traumhaften Karriere kaum bekannt. Selbst in renommierten Lexika findet sich der Name längst nicht immer da, wo er alphabetisch leicht auffindbar hingehört: auf die ersten Seiten.

  

 

Hans von Aachen
Bacchus, Ceres und Amor     
Ca. 1598, Wien, Kunsthistorisches Museum, ©KHM Wien

 

HANS VON AACHEN wurde als Sohn eines Aachener Kaufmanns in Köln geboren. Der gewählte Nachname drückt die enge Verbundenheit mit der familiären Heimat aus. Im Rheinland durchlief er eine flämisch geprägte Malerausbildung und reiste bereits mit 22 Jahren, noch als Student, erstmals nach Italien, wo er mit Werken von Tizian, Tintoretto und Veronese in Berührung kam. In Venedig lernte er seinen frühen Förderer, den Kunstsammler und -händler Hans Jakob König, kennen. Von Aachens virtuose Kunstfertigkeit, die meisterhafte Beherrschung verschiedenster Kunstthemen und Techniken führten ihn in den Folgejahren beruflich durch ganz Europa. Sein ganz persönlicher Stil – italienische Extravaganz gepaart mit flämischem Realismus – traf den Geschmack der Gesellschaft. Ab 1585 arbeitete er unter anderem an den Höfen der Medici in Florenz, am Hofe des bayerischen Herzogs Wilhelm V. von Bayern in München sowie für den Augsburger Kaufmannsclan der Fugger. Seinerzeit allesamt exclusivste Adressen. Zu seinem wachsenden Ruhm trug in jener Zeit vor allem die europaweite Verbreitung seiner Kupferstiche mit religiösen und allegorischen Motiven bei.

Hans von Aachen
Maria Maximiliana, die Tochter des Malers, Ca. 1612, Prag, Burggalerie, © Photoarchiv der Prager Burg

Hans von Aachen
Zwei lachende Männer - Doppelselbstbildnis,um 1574
Olomouc Museum of Art ©Zdenek Sodoma

 

 

- Am Hofe des Kaisers -

 

  Ab 1594 stand Hans von Aachen als geadelter Kammermaler am Hofe Rudolf II. in Prag in Diensten - am Hofe des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, wo er Teil der außergewöhnlichen Gesellschaft von Künstlern und Wissenschaftlern war. Er schuf in der Zeit der späten Renaissance in stilistischer Vielfalt einzigartige Werke in Form dramatischer Altargemälde auf Leinwand, Andachtsbilder, aber mit seinen Genrebildern auch Szenen des Alltags, bei denen er durchaus viel Humor bewies, elegante Porträts, allegorische Frauengestalten mit unverhüllten Reizen sowie mythologische und historische Szenen. Zahlreiche Kunstwerke enthalten politische und kunsttheoretische Anspielungen, die sich nur Eingeweihten erschlossen. Technisch hochversiert nutzte er ebenfalls Alabaster- und Kupfertafeln wie auch Schwarzmarmorplatten als Arbeitsmaterial.

  Als Kunstschaffender und Kunstagent unterhielt Hans von Aachen zahlreiche Kontakte zu zeitgenössischen Künstlern wie Bartholomäus Spranger, Adriaen de Vries u.a., als Diplomat im kaiserlichen Auftrag sorgte er mit Aufkäufen von Kunst in ganz Europa für eine stete Aufstockung der Gemäldesammlung auf dem Hradschin in Prag. Um 1600 galt von Aachen als einer der einflussreichsten Künstler. In Prag erreichte er den Zenit seines kreativen Schaffens. Er avancierte darüber hinaus zum künstlerischen Berater und Vertrauten des größten Kunstmäzens seines Zeitalters, Kaiser Rudolf II. Mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges ging die Hof- und Hochkultur der Renaissance in Mitteleuropa nieder, zahlreiche Kunstwerke von Aachens wurden zerstört oder geraubt.

Klaus M. Martinetz

 

Rund drei Jahre brauchten die Museumskooperation und ein internationales Team von Kunstfachleuten, um die großartige Leihausstellung des „Meisters der europäischen Malerei“ vorzubereiten. Die Kunstwerke stammen aus bedeutenden Sammlungen in Europa und den USA, wie etwa die „Allegorie des Friedens“ (Eremitage, St. Petersburg) sowie aus Privatbesitz. Initiator Peter van den Brink und Kurator Thomas Fusenig ist damit erstmals eine Gesamtschau des Oeuvre Hans von Aachens gelungen. Sie bewegt sich wie der „Malerfürst“ selbst durch Europa und ist bezeichnenderweise an seinen wichtigen Lebensstationen zu sehen: in seiner familiären Heimatstadt Aachen, in Prag als Ort seines Schaffenshöhepunktes und in Wien, der Stadt mit der heute bedeutendsten Sammlung von Werken Hans von Aachens. 

 


 

Die Ausstellung ist bis zum 09. Januar 2011. im Kunsthistorischen Museum in Wien zu sehen.

Gemäldegalerie des

Kunsthistorischen Museums Wien

19. Oktober 2010 – 09. Januar 2011

 

war in Aachen bis 13. Juni 2010

Suermondt-Ludwig-Museum

Wilhelmstraße 18

52070 Aachen

Tel. 0241 / 479800

 

war in Prag bis Oktober 2010

Burggalerie

Prager Burg
Prazský hrad

Praha 1 - Hradčany Prag

  

 

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