SPORTKULTUR
Günter in der Vitrine
Fußballstars, ob aktuelle oder ehemalige, sind eigentlich ständig in den Medien präsent. Seltener sind sie dagegen als Protagonisten in Museen zu bewundern.
Werbeplakat zur Ausstellung. Netzer über seinen Sport von damals: „Fußball war sehr viel Instinkt und Intuition. Die großen Spieler waren zum überwiegenden Teil Instinkt-Fußballer.“ Bildquelle © DFM 2025
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Jetzt hat es der Ex-Mönchengladbacher Stürmerstar Günter Netzer in ein Museum geschafft. Nicht in irgendeines. Sondern in die nationale Pilgerstätte für Fußballfans und Kicker-Nostalgiker, das in Dortmund gelegene Deutsche Fußballmuseum (mehr).
Das Haus würdigt mit der Ausstellung Netzer. Die Siebzigerjahre das goldene Fußballzeitalter vor gut einem halben Jahrhundert.
Den Besucher erwartet schon eine sehr spezielle Präsentation. In einer immersiven Medieninstallation kann er den ersten Popstar des deutschen Fußballs ganz unmittelbar erleben.
Eine tausend Quadratmeter große Ausstellungsfläche verwandelt sich nämlich in einen wirkmächtigen Bildraum von Mehrfachprojektionen und verbindet Netzers Fußballwelt großflächig mit Film und Fotografie. Geräusche, Klänge und Töne nehmen den Sound der Siebzigerjahre in sich auf.
Netzers kunstvolles Spiel und sein extravaganter Lebensstil faszinierten Fans, Sportjournalisten und Kulturschaffende gleichermaßen und ließen ihn zum ersten großen Popstar des deutschen Fußballs werden. Jetzt ist vieles museal! Das Deutsche Fussballmuseum in Dortmund. Bildquelle © DFM Hannappel 2025 |
Herausragende Exponate aus Netzers Karriere integrieren sich in die Schau, die sich an der Schnittstelle zwischen Film und Performance bewegt. Es entsteht ein raumgreifendes Gesamterlebnis, das den rheinländischen Borussen und sein Zeitalter aus ungewöhnlicher Perspektive zeigt.
Erinnert wird an vergangene Triumphe, legendäre Szenen und an ein Stadion namens Böckelberg – somit an alles, was ein (rheinisches) Fußballherz höher schlagen lassen kann. Zum Beispiel das Rückspiel im UEFA-Pokalfinale gegen den FC Liverpool 1973 in Mönchengladbach. Das gewann die Borussia mit 2:0, beide Treffer setzte Jupp Heynckes. Das Böckelbergstadion war mit 35 000 Zuschauern ausverkauft und bebte in schwarz-weiß-grünem Jubel. Den Pokal errang allerdings der FC Liverpool, der das Hinspiel mit 3:0 gewonnen hatte.
Lang ist´s her! Eintrittskarte zum UEFA-Pokalfinale vom 23. Mai 1973 in Mönchengladbach. Bildquelle / Foto © rheinische ART Archiv
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Der Direktor des Deutschen Fußballmuseums, Manuel Neukirchner, der für diese Sonderausstellung zahlreiche Interviews mit Günter Netzer geführt hat, erklärte: „Die große Netzer-Ausstellung im Deutschen Fußballmuseum ist eine Hommage an eine außergewöhnliche Persönlichkeit in einer ebenso außergewöhnlichen Ära. Vor allem die Fußballromantiker, die das Zeitalter der Siebzigerjahre als eine Epoche der unangepassten Individualisten und revolutionärer Spielweise verehren, werden auf ihre Kosten kommen.“
Ergänzend, aber separiert zu der Großraumproduktion, ist die Fotografie-Ausstellung Netzer by Tomikoshi zu sehen. Präsentiert werden größtenteils unveröffentlichte Arbeiten des japanischen Meisterfotografen Masahide Tomikoshi aus Netzers Zeit bei Borussia Mönchengladbach und Real Madrid.
rART/cpw
► Im Legenden-Podcast des Deutschen Fußballmuseums Wie war das damals? blickt Manuel Neukirchner im Gespräch mit Günter Netzer in vier Episoden auf die Karriere des ersten Popstars des deutschen Fußballs zurück. Dabei kommen auch damalige Weggefährten wie Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath, Rainer Bonhof und Paul Breitner zu Wort. Der Podcast ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify, Apple Podcasts und YouTube abrufbar.
Die Ausstellung Netzer. Die Siebzigerjahre. Der erste Popstar des deutschen Fußballs wird bis zum 8. Oktober 2025 gezeigt.
Deutsches Fußballmuseum
Platz der deutschen Einheit 1
44137 Dortmund
Tel. 0231 / 22221954
Öffnungszeiten
DI - SO 10 - 18 Uhr