rheinische ART
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rheinische ART 06/2013

ARCHIV 2013

Malerei und Fotografie im Dialog

 

Reine Malerei trifft Neue Sachlichkeit

 

 

Wilhelm Leibl, Mädchen am Fenster, 1899, Öl auf Leinwand, 109 x 72,5 cm, 1899, Wallraf-Richartz-Museum, Köln

 

 

DAS BILD WURDE AUS

©GRÜNDEN ENTFERNT.

 

August Sander, Sekretärin, 1945/48, Gelatinesilberabzug, 28,4 x 21,4 cm, © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur - August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2013

 

 

Zwischen ihren Arbeiten liegt viel Zeit. Wilhelm Leibls „Reine Malerei“ des 19. Jahrhunderts trifft auf August Sanders Fotografien der „Neuen Sachlichkeit“ des 20. Jahrhunderts. Es ist ein ebenso ungewöhnliches wie faszinierendes Stelldichein zweier Ausnahmekünstler, die das menschliche Antlitz in jeweils einzigartiger Weise in ihrer Epoche und mit ihren Mitteln erfassten. Zusammen kommen die porträtistischen Werke unter dem Titel „Von Mensch zu Mensch“ im Kölner Wallraf-Richartz-Museum.

 

DER Maler Wilhelm Maria Hubertus Leibl (1844-1900) war gebürtiger Kölner. Er ging mit 19 Jahren nach München, wo er später als Vertreter des Realismus seine künstlerische Spitzenstellung erlangte. Dies vor allem im Rahmen des von ihm gegründeten „Leibl-Kreis“, einer losen Künstlergruppe, die sich stilistisch der sogenannten reinmalerischen Technik verschrieben hatte und Bildnisse, Stillleben und Landschaften in realistischer Manier schuf. Dem Kreis, entscheidend beeinflusst durch den französischen Realisten Gustave Courbet, standen über ein Dutzend Maler nahe oder gehörten ihm aktiv an, darunter der Österreicher Carl Schuch (mehr), der Malerkollege und lebenslange Freund Johann Sperl und der Maler und Grafiker sowie spätere Direktor der Karlsruher Kunsthalle Hans Thoma. Der Fotograf August Sander (1876-1964) stammte aus dem Westerwald und wurde mit 36 Jahren Wahlbürger der rheinischen Metropole (mehr).
   Für beide Künstler stellte die Domstadt die Weichen für eine ungewöhnliche Karriere, denn beide zählen heute zu den wichtigsten deutschen Porträtkünstlern. Sander avancierte mit seinem einzigartigen kunst- und kulturhistorischen Fotowerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ zu einem der bedeutendsten Fotografen seit Erfindung dieser Technik.
   Die Kölner Schau präsentiert eindrucksvoll die künstlerischen Parallelen der beiden Kreativen, die sich vermutlich – so das Museum – nie begegnet sein dürften. Die Arbeiten des Realisten Leibl werden jedoch dem Fotografen Sander bekannt gewesen sein, denn im direkten Vergleich ihrer Werke „zeigt sich überraschend, dass Wilhelm Leibl zu den künstlerischen Wegbereitern von August Sander gezählt werden kann“, wie das Wallraf-Richartz-Museum betont. Dies stellt das Haus eindrucksvoll unter Beweis. In neun Kapiteln verdeutlicht die Sonderschau die unerwartete Vielfalt an Tangenten, Schnittpunkten und Parallelen, die das porträtistische Werk beider Künstler aufweist.

 

DAS BILD WURDE AUS

©GRÜNDEN ENTFERNT.


Links: August Sander, Selbstporträt, 1912, Bühler Pigmentdruck, 22,5 x 16,5 cm, © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur - August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2013

Rechts: Wilhelm Leibl, Selbstbildnis, 1871, Öl auf Mahagoniholz, 12 x 12 cm, Wallraf-Richartz-Museum, Köln

 

Was August Sander Anfang des 20. Jahrhunderts fotografisch gekonnt, dokumentarisch-sachlich und präzise in Szene setzte, findet sich 30 bis 50 Jahre vorher in ähnlicher Pose, Raumaufteilung und vergleichbarer Eindringlichkeit in Wilhelm Leibls Ölbildern. Schöne Beispiele sind Leibls „Mädchen am Fenster“ von 1899 und Sanders „Sekretärin“ von 1945/48, ebenfalls am Fenster und mit versonnen nachdenklichem Blick. Beeindruckend auch die Selbstbildnisse beider Künstler: Leibl 1871 in Öl auf Mahagoniholz, und Sander 41 Jahre später in schwarz-weiß in der Kopiertechnik des Bühler Pigmentdrucks. Große optische Parallelen zeigen unter anderen auch Wilhelm Leibls „Weißbärtiger Alter“ (1866) und Sanders „Erdgebundener Mensch“ von 1910.

 

DAS BILD WURDE AUS

©GRÜNDEN ENTFERNT.

Links: Wilhelm Leibl, Weißbärtiger Alter, Kopfstudie, 1866, Öl auf Leinwand, 40 x 37,5 cm, Wallraf-Richartz-Museum, Köln

Rechts: August Sander, Der erdgebundene Mensch, 1910, Gelatinesilberabzug 1920er-Jahre, 24,1 x 17,4 cm, © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2013

 

Mit der Ausstellung Von Mensch zu Mensch setzt das Wallraf-Richartz-Museum seine Reihe essayistischer Präsentationen fort, in denen auf jeweils unterschiedliche Weise die Malerei und die Fotografie miteinander konfrontiert werden. So wurde 2007 die Exposition Hotel California gezeigt, 2010 die Ausstellungen Auf Leben und Tod und das im weiteren Sinne ebenfalls dem Thema zuzuordnende Vergleichendes Sehen. Die aktuelle Sonderschau ist in enger Kooperation mit der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur, Köln, entstanden.
Bra/K2M

 

Die Ausstellung "Von Mensch zu Mensch – Wilhelm Leibl & August Sander" ist bis zum 11. August 2013 zu sehen.

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Carboud
Obermannspforten (Am Kölner Rathaus)
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 211 19

Öffnungszeiten
DI, Mi, FR, SA, SO 10 -18 Uhr
DO 10 - 21 Uhr

 

 

 

 

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