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rheinische ART 01/2022

RESTITUTION
Vom Musealen zum Monetären

Der Weg vom Museumsglanzstück zum Auktionslos ist manchmal erstaunlich kurz. Franz Marcs „Die Füchse“ werden demnächst bei Christie´s versteigert.

Das Ölgemälde des im Ersten Weltkrieg bei Verdun gefallenen Malers Franz Marc (1880–1916) war erst vor Kurzem von der Stadt Düsseldorf an die Erben des von den Nationalsozialisten verfolgten jüdischen Bankiers Kurt Grawi restituiert worden.

     Es hatte – verbucht als Schenkung aus dem Jahr 1962 – im städtischen Kunstpalast in der Landeshauptstadt gehangen und war dort eines der Spitzenexponate. Vorausgegangen war der Rückgabe ein jahrelanger Raubkunst-Streit (mehr) um das Werk.

     Schon Anfang 2021 sprach sich die „Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz“, wegen dieses sperrigen Namens kurz „Beratende Kommission“ (früher Limbach-Kommission) genannt, für eine Übertragung an die Erben aus. Im konkreten Fall an eine anspruchsberechtigte Erbin im Alter von 92 Jahren.

Das expressionistische Marc-Gemälde war als Schenkung des Kaufhaus-Unternehmers Helmut Horten in die Düsseldorfer Kunstsammlung gekommen.

     1940 war dieses von Grawi in New York, also außerhalb des NS-Machtbereichs, zu einem unbekannten Preis verkauft worden. 

     Die Kommission argumentierte, dass die Bankiersfamilie Grawi das Bild nicht hätte verkaufen müssen, wenn sie unter dem Nazi-Regime nicht zur Emigration gezwungen worden wäre. Der Erlös sei für die Familie die finanzielle Basis für einen Neuanfang in den USA gewesen.

Das Meisterwerk soll nun am 1. März in der Abendauktion von Christie´s in London versteigert werden, wie das Auktionshaus jetzt mitteilte. Geschätzter Versteigerungswert; etwa 35 Millionen britische Pfund (GBP) oder rund 42 Millionen Euro.

     Ein realistischer Rekordpreis, denn Arbeiten von Franz Marc kämen nach Angaben von Christie's selten in Auktionen. Marcs Œuvre sei klein, die meisten seiner Gemälde befänden sich in großen Museen, nur wenige in privater Hand. „Dies ist ein Bild, das von den weltweit größten Sammlern gejagt werden wird", wird Christie's-Chef Jussi Pylkkänen zitiert. Eine Arbeit von Marc mit dieser Historie und Qualität sei seit mehr als fünf Jahrzehnten nicht mehr unter den Hammer gekommen, bestätigen weitere Fachleute.

     Versteigerungen von Marc´s Werken erzielten bislang stets Höchstpreise. Seine Drei Pferde aus dem Jahr 1912, eine Gouache auf Karton, wurde 2018 einschließlich Aufgeld für 15,4 Mio. GBP versteigert, das Vierfache ihres Schätzpreises.

rART/cpw

► Der lange dauernde Streit um die Übertragung der „Füchse“ auf die Anspruchsteller hatte aus Düsseldorfer Sicht einen besonderen Grund. Die Stadt ließ umfangreiche Provenienzrecherchen durchführen. Diese hatten unter anderem ergeben, dass die Ehefrau von Kurt Grawi, der 1944 an einer Krankheit verstorben war, nach dem Krieg die Rückerstattung des Vermögens gefordert, jedoch das Ölgemälde „Die Füchse“ gar nicht auf die Verlustliste gesetzt hatte. Daraufhin hatte die Stadt lange argumentiert, es könne kein durch die NS-Verfolgung bedingter Entzug des Bildes gesehen werden.

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