Archiv 2013
FOTOGRAFIE
Mit wachen Augen
Berstendes Glas, Banales als Hauptsache, Einblicke in irische Gefängniszellen, utopische Landschafts-Ausblicke, skalpellscharfe Kratzungen, tierische Aufmerksamkeit. Nähe und Ferne, Wahrheit und Fiktion: Bereits zum dritten Mal bietet E.ON in seiner Düsseldorfer Zentrale der aktuellen Kunst ein Forum. Diesmal der Fotografie.
William Wegman, „Ethiopia II“, 2006, Pigment Print, Courtesy Galerie Bugdahn und Kaimer © William Wegman |
Nach der Schau mit Akademie-Studenten 2010 (mehr) und der Ausstellung mit russischen Künstlern 2012 (mehr) steht nun also die Fotografie im Fokus. Doch was tut sich in der Szene? Was bewegt die Künstler? Wie sieht die gegenwärtige Fotokunst aus? Diese Fragen stellen sich in Düsseldorf besonders, denn die Stadt ist dabei, sich als Zentrum der zeitgenössischen Fotografie zu positionieren. Sieben Galerien der Landeshauptstadt, die 15 Künstler zeigen, geben mit der Präsentation „Mit den Augen Düsseldorfer Galeristen“ bei E.ON eine Antwort.
Anlass für das Energieunternehmen, sich in diesem Jahr dem Thema Fotografie zu widmen, ist die Förderung der Einzelausstellung von Candida Höfer im benachbarten Museum Kunstpalast. Höfer, die ihr Handwerk unter anderem im legendären Fotostudio Schmölz-Huth (mehr) in Köln erlernte und zu den Absolventen der Becher-Klasse der Kunstakademie Düsseldorf zählt, ist auch international bekannt für menschen-, ja fast wesenslose, Aufnahmen von öffentlichen Räumen bei präzisester Dokumentation der Architektur.
Aktuelle Tendenzen Die besondere Vielfalt fotokünstlerischer Positionen findet nun in der begleitenden E.ON-Schau ihre Bühne. Und dass die Fotografie, aus der Dokumentation kommend, ihren Kinderschuhen als künstlerisches Medium immer mehr entwächst, wird hier mannigfach deutlich.
Beni Bischof, Vogue (Global), Kratzung auf Heftcover, Courtesy Rupert Pfab, © Beni Bischof
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Es sind nicht „Fotos“, die überzeugen, sondern der kreative Umgang mit der Fotografie ansich. Tatsächlich sind es die Augen der Insider, die dieses überraschende Konvolut zusammen brachten. Die gebotene Qualität wundert wenig angesichts der Tatsache, dass es vielfach die Galeristen sind, die Künstler entdecken und fördern.
Man spricht über Kunst Zum Beispiel über Martin Klimas zerberstende Vasen, die die Gegensätze Dynamik und Statik vereinen, oder über das „Alutal“ von Lois Renner, der im modernen Leben visionär Wände einreißt und den Blick auf die Natur, ein wildes Bergtal, freilegt. Oder über Oskar Schmidt, der mit „Hocker, Schüssel,Tuch“ ein heutiges Stillleben zeigt.
Mary A. Kelly, Room 7, 2003, Lamda Print, Courtesy Galerie Voss, © Mary A. Kelly
Sebastian Riemer, Pflaster, 2010, C-Print auf Aluminium, Courtesy Galerie Clara Maria Sels, © Sebastian Riemer
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Die junge Künstlerin Nina Brauhauser (mehr) hat es mit ihrer Abstraktion „rotor revolution“ wieder einmal mehr geschafft, die Dreidimensionalität ins zweidimensionale Bild zu bringen und Mary A. Kelly (mehr) gewährt mit ihren Blicken durch die Türen irischer Gefängniszellen ziemlich intime Einblicke in das Leben anderer, die ihre Individualität auf kleinstem Raum ausleben (müssen). Sebastian Riemer rückt die Perforierung eines Pflasters ins große Bild, Sofia Hultén (mehr) widmet sich der Detailarbeit und Juergen Staack löst in „Decodiertes Bild“ Gegenständliches in feinste flammende Querstreifen auf. Die Stiftung imai (mehr) flankiert mit ausgesuchten Videostills die Präsentation. Die bewegten Bilder sind auf den fotografischen Augenblick konzentriert. Es sind Arbeiten bekannter Video-Pioniere dabei, zu denen zum Beispiel Ulrike Rosenbach und Marcel Odenbach zählen.
► Teilnehmende Galeristen: Bugdahn und Kaimer, Conrads, Cosar HMT, Konrad Fischer, Rupert Pfab, Clara Maria Sels, Rüdiger Voss und die Stiftung imai – Inter-Media-Art-Institut
► Teilnehmende Künstler: Beni Bischof, Nina Brauhauser, Eva Eun-Sil Han, Sofia Hultén, Mary A. Kelly, Martin Klimas, Michael Koch, Lois Renner, Sebastian Riemer, Oskar Schmidt, Jürgen Staack, Ingolf Timpner, Anna Vogel, William Wegman, Sascha Weidner
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung „Mit den Augen Düsseldorfer Galeristen“ ist öffentlich und bis zum 2. Februar 2014, dem Termin des "Düsseldorf Photo-Weekend" (mehr) zu sehen.
E.ON SE
Galerie im Sockelgeschoss
E.ON Platz 1
40479 Düsseldorf
Tel. 0211/ 4579335
Öffnungszeiten
MO - FR 8 - 20 Uhr