rheinische ART
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rheinische ART 01/2017

Archiv 2017

20 JAHRE FONDATION BEYELER
Monet am Morgen – danach Frühstück


Das meistbesuchte Kunstmuseum der Schweiz wird 20 Jahre alt. Und begeht das Jubiläumsjahr mit drei hochklassigen Hauptschauen. Für notorische Frühaufsteher: man kann dann und wann auch schon um 7 Uhr 30 rein! Großartig!

 

Claude Monet Charing Cross Bridge, brouillard sur la Tamise, 1903 (Charing Cross Bridge, Nebel über der Themse) Öl auf Leinwand, 73,7 x 92,4 cm Harvard Art Museums/Fogg Museum, Schenkung Mrs. Henry Lyman, 1979 Foto: Imaging Department © President and Fellows of Harvard College Bildquelle: Fondation Beyeler 2017

 

Es ist eine überaus imposante Statistik, die das 1997 eröffnete Kunsthaus in Riehen bei Basel vorlegt. Sechs Millionen Besucher wurden in den 20 Jahren an den Pforten des vom Stararchitekten Renzo Piano gestalteten Museums gezählt. 91 Ausstellungen haben die Kuratoren bislang auf die Beine gestellt und über 1.000 Kunstwerke, oft als Leihgaben, wurden in dieser Zeit sachgerecht an die Wände gehängt oder als Installation positioniert. Die eigene Sammlung ist von 188 Ojekten auf mittlerweile 300 angewachsen.

 

Ernst und Hildy Beyeler vor ihrer Galerie 1997 Foto: Niggi Bräuning © Fondation Beyeler 2017

 

Ein weiterer Superlativ für das Festjahr: Das Programm sieht sechs Ausstellungen vor. Die drei großen Einzelschauen sind Schwergewichte mit Claude Monet, Wolfgang Tillmanns und Paul Klee. Flankierend gibt es drei Sammlungsausstellungen, die einen raffinierten Blick auf das Haus selbst erlauben.

     Die erste ist eine historische Rückschau und bietet die Rekonstruktion der allerersten Ausstellungshängung vor 20 Jahren. Sie ist als Hommage an die Galeristen, Museumsgründer und -stifter Ernst Beyeler (1921-2010) und seine Ehefrau Hildy (1922-2008) zu verstehen. Die Eheleute gründeten 1984 die Stiftung Beyeler. Stiftungsziel war von Beginn an die Pflege und Präsentation der eigenen Sammlung mit Werken der klassischen Moderne sowie afrikanischer und ozeanischer Kunst.

     Mit einer zweiten Schau werden der aktuelle Zustand der Kollektion und die Positionen der darin vertretenen Künstler reflektiert. Mit einem Blick in die Zukunft als dritte Sammlungspräsentation lassen die Kunstkenner aus Riehen erahnen, wie sich die Fondation durch Dauerleihgaben oder Schenkungen künftig entwickeln könnte.

 

Claude Monet En Norvégienne, 1887 (In der Barke) Öl auf Leinwand, 97,5 x 130,5 cm Musée d'Orsay, Paris, Vermächtnis der Princesse Edmond de Polignac, 1947 Foto: © RMN-Grand Palais (Musée d'Orsay) / Hervé Lewandowski. Bildquelle Fondation Beyeler 2017

 

Claude Monet Coucher de soleil sur la Seine, l’hiver, 1880 ( Sonnenuntergang über der Seine im Winter) Öl auf Leinwand, 60,6 x 81,1 cm © Pola Museum of Art, Pola Art Foundation. Bildquelle Fondation Beyeler 2017

 

Claude Monet Nymphéas, 1916-1919 (Seerosen) Öl auf Leinwand, 200 x 180 cm Fondation Beyeler, Riehen/Basel, © Sammlung Beyeler Foto: Robert Bayer

 

Claude Monet Les Peupliers au bord de l’Epte, 1891 (Pappeln am Ufer der Epte) Öl auf Leinwand, 92,4 x 73,7 cm Tate, Presented by the Art Fund 1926 Foto: © Tate, London 2016

 

Theodore Robinson Portrait of Monet, around 1888–90 Cyanotypie, 24 x 16,8 cm Terra Foundation for American Art, Chicago, Gift of Mr. Ira Spanierman, 1985 Foto: © Terra Foundation for American Art, Chicago / Art Ressource, NY

 

Ansicht des Museumsgebäudes der Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, erbaut von Renzo Piano 1997. Foto Mark Niedermann © Fondation Beyeler

 

Den Auftakt im Beyeler-Kunstjahr macht aktuell die Claude Monet-Schau mit dem Titel „Fest des Lichts und der Farbe“. Sie schließt nahtlos an die große Winterausstellung „Der Blaue Reiter“ an (mehr).

     Claude Monet wird nach Ansicht der Kuratoren zu den bedeutendsten und beliebtesten Künstlern gezählt. 62 Meisterwerke aus Privatkollektionen und renommierten Museen bietet die Stiftung in der Schau auf, davon 15 Gemälde des französischen Impressionisten aus Privatbesitz, die äußerst selten öffentlich zu sehen sind, wie das Haus betont.

     Monet dürfte mit Bedacht gewählt sein. Gilt doch allgemein, dass gerade dessen sinnliches Spiel mit Farbe und Licht regelmäßig große Besucherzahlen in die Häuser lockt. Oder anders ausgedrückt: Impressionisten gehen immer und überall, wie die turnusmäßig alle zwei Jahre zelebrierten Festivals zu dieser Stilrichtung an den normannischen Orten des Geschehens zeigen. Rund eine Million Besucher sind übers Jahr verteilt dann zwischen Dieppe, Rouen und Le Havre die Regel. Aber auch andernorts war Monet stets ein Renner (mehr).

     Die Wirkung des Künstlers Monet schätzt auch der Sammler und SAP-Mitbegründer Hasso Plattner ähnlich ein. Der Kunstfreund aus Berlin mit Wohnsitz in den USA brachte es bei der Eröffnung seines neuen Museums im Palais Barberini in Potsdam auf die griffige Formel: „Sie erreichen so mehr Besucher als mit anderen Stilen.“


Das alles gilt auch für die Monet-Schau in der Schweiz. Die Ausstellung ist ein Fest des Lichts und der Farben. Sie beleuchtet die künstlerische Entwicklung Monets von der Zeit des Impressionismus bis zum berühmten Spätwerk. Zu sehen sind seine Landschaften am Mittelmeer, wilde Atlantikküsten, pittoreske Flussläufe, Blumenwiesen, Heuhaufen, Seerosen, Kathedralen und Brücken im Nebel. Der Künstler experimentierte in seinen Bildern mit wechselnden Licht- und Farbenspielen im Verlauf der Tages- und Jahreszeiten. Mit Spiegelungen und Schatten gelang es ihm, regelrecht magische Stimmungen zu erzeugen.

 
Die Fondation Beyeler, die ohne Zweifel zu den führenden Museen für moderne Kunst zu rechnen ist, expandiert weiter und schenkt sich zum runden Geburtstag selber einen Erweiterungsbau nebst zugehörigem Park. Bereits das jetzige Gebäude zählt wegen seiner Architektur und der Einbindung in den weitläufigen englischen Landschaftspark zu den schönsten Kunsthäusern weltweit.
     Die Pläne für das neue Kunstdomizil stammen von dem renommierten Baumeister Peter Zumthor. Der Schweizer Architekt ist den Rheinländern gut bekannt. Zwei - in der Bauwelt als einzigartig geltende - Gebäude im Rheinland wurden von ihm realisiert: das Kolumba-Museums des Erzbistums Köln (mehr) und die ländliche „Bruder-Klaus-Kapelle“ in der Eifelgemeinde Mechernich (mehr). Beide Objekte haben sich zu regelrechten Architektur-Hotspots entwickelt.


Gekonntes Museumsmarketing
zeigt die Stiftung ferner in Sachen Zugänglichkeit. Das Haus ist täglich geöffnet, also an 365 Tagen im Jahr, von 10 bis 18 Uhr, jeden Mittwoch bis 20 Uhr und für alle bis 25 Jahren ist der Zugang bis zum Ende des Festjahres frei.

     Und dann ist da noch die Sache mit der „Frühschicht“. Das Angebot „Monet am Morgen“ ist für den Typus „Frühaufsteher“ gedacht und für Kunstfreunde, die tagsüber beruflich gebunden oder abends nicht mehr aufnahmefähig sind. Zweiwöchig am Dienstag startet eine 75-Minuten-Kuratorenführung um 7.30 Uhr oder eine begleitende Meditation von einer halben Stunde in der Ausstellung. Ab 9 Uhr, vor dem Hauptbetrieb, kann danach im hauseigenen Restaurant gefrühstückt werden – Monet und Müsli. Museum einmal anders gedacht!
cpw

 

 Übrigens: Im November 2016 erzielte Monets „Meule“, ein Ölgemälde aus seiner Heuschober-Serie und eines der seltenen aus Privathand, bei einer Versteigerung im New Yorker Auktionshaus Christie´s den Rekordpreis von 81,4 Millionen Dollar (rund 76 Mio. Euro). Mehr als jemals ein Monet zuvor. Den zweithöchsten Kaufpreis mit 51,7 Millionen Euro brachte 2008 das Werk „Le Bassin aux Nymphéas“ aus der Seerosen-Serie bei einer Versteigerung in London.

 

Die Ausstellung „Claude Monet“ wird bis zum 28. Mai 2017 gezeigt.
Fondation Beyeler
Baselstrasse 101
CH-4125 Riehen/Basel
Tel +41/ 61 645 97 00
Öffnungszeiten
MO-SO 10-18 Uhr
MI bis 20 Uhr
Sonderführungen morgens ab 7.30 Uhr gemäß Auskunft


Weitere Einzelausstellungen im Jubiläumsjahr:

• Auf Monet folgt im Sommer der deutsche Fotograf Wolfgang Tillmanns. Dauer: 28. Mai bis 1. Oktober 2017
• Ab Oktober zeigt die Fondation eine Retrospektive auf Paul Klee. Mit rund 100 Werken wird vor allem die Abstraktion in seinem Schaffen vorgestellt, ein bislang eher unbeachteter Aspekt in Klees Lebenswerk. Dauer: 1. Oktober 2017 bis 21. Januar 2018

 

Sammlungsausstellungen
• Sammlung Beyeler „Das Original“ 5. Februar bis 7. Mai 2017
• Sammlung Beyeler „Remixed“ 11. Juni bis September 2017
• Sammlung Beyeler „In Cooperation“ 15. Oktober 2017 bis 1. Januar 2018

 

► Plattner-Zitat aus: Handelsblatt Nr. 15 vom 20./21./22. Januar 2017, S. 63 „Hausherr der Sinnlichkeit“.


 

 

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