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RÜCKERWERBUNG
Milde Tiefen wieder in Essen
So etwas passiert nicht alle Tage! Das Essener Museum Folkwang konnte ein Werk von Wassily Kandinsky wiedererlangen.
Wassily Kandinsky Milde Tiefen , 1928, Aquarell und Spritztechnik auf Velin auf Karton; 49,4 x 33,1 cm (Blatt) Foto: Museum Folkwang, Jens Nober
Wassily Kandinsky (1866–1944) Portraitfoto um 1913; Fotograf unbekannt, Bildquelle © Wikipedia gemeinfrei |
Das Kunstwerk, ein Aquarell mit dem Titel Milde Tiefen aus dem Jahr 1928, war einst im Bestand des Hauses.
1937 war es von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt und danach veräußert worden. Ermöglicht wurde nun der Rückkauf durch den Museumsverein mit Nachlassmitteln des Essener Sammlerpaars Griese.
Milde Tiefen gilt als wichtiges Beispiel aus der konstruktivistischen Phase Kandinskys am Bauhaus. Die Arbeit wurde kurze Zeit nach Entstehung von Ernst Gosebruch, dem damaligen Direktor des Museum Folkwang, angekauft und bereits 1929 in der Ausstellung Aquarelle zeitgenössischer deutscher Künstler in Essen gezeigt.
Der Ankauf in den Zwanzigerjahren zeugt von der Ausrichtung der Folkwang-Sammlung auf die damalige künstlerische Avantgarde. Zugleich knüpfte Gosebruch an die Sammeltätigkeit des Museumsgründers Karl Ernst Osthaus an, der bereits um 1913 ein Gemälde Kandinskys erworben hatte.
In den heutigen Bestand an Werken Kandinskys im Museum Folkwang füge sich das Aquarell Milde Tiefen hervorragend ein und bilde ein stilistisches Bindeglied zwischen der expressionistischen Landschaft mit Kirche von 1913 und dem historischen Gemälde Mächtiges Rot aus dem Jahr 1928, erklärt das Museum.
Nach der Erwerbung des ebenfalls 1937 aus den Folkwang-Beständen beschlagnahmten Aquarells Stehendes Mädchen, das Gesicht mit beiden Händen bedeckend (1911, mehr), von Egon Schiele im Jahr 2023, gelang dem Museum und dem Folkwang-Museumsverein damit eine zweite bemerkenswerte und bedeutende Rückerwerbung in kurzer Zeit. Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang: „Die Rückführung dieses bedeutenden Werkes erlaubt uns, den faszinierenden Übergang Kandinskys von den expressionistischen zu den konstruktivistischen Einflüssen in seinem Schaffen erneut zu würdigen.“
rART