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rheinische ART 01/2011

Archiv 2011: aus "Gelesen"

Familiennamen an Niederrhein und Maas

 

Mehr als Schall und Rauch

 

Die Windmühlen, von denen es am Niederrhein noch einige gibt, flaches Land und Wasserläufe, entlang derer sich Kopfweiden mitunter bedrohlich schief in den Himmel recken: Es sind Eindrücke wie diese, die als typisch für die Region an der westlichen Peripherie Deutschlands gelten. Zugleich mag den Besucher bei einer Fahrt durch backsteinrote Städte und Dörfer das Gefühl beschleichen, dass nationale beziehungsweise sprachliche Identität im Linksrheinischen zwischen Krefeld und Kleve ein dehnbarer Begriff ist.

 

DIESER EINDRUCK verfestigt sich spätestens dann, wenn man beispielsweise in den Geschäftsstraßen von Kevelaer beim Blick auf die Ladenbeschriftung auf Familiennamen stößt, die einem auch jenseits der nahen Grenze zu den Niederlanden in ähnlicher oder gleicher Form wieder begegnen.
    Kein Wunder: Viele der heutigen Namen am Niederrhein sind alt. Sie sind in einer Zeit entstanden, als der Raum nach Westen hin offen war und die „Niederlande“, geschweige denn „Deutschland“ als fest definierte Staatsgebilde existierten. So erklärt sich, warum die meisten der für den Niederrhein typischen Familiennamen beiderseits der Grenzen vorkommen: genannt seien hier nur Beckers, Hendricks/Hendrix, Janßen/Jansen, Peters und Thyssen.
    Wer wollte da noch sagen, Namen seien Schall und Rauch? Hinter jeder Bezeichnung steckt eine Bewandtnis. Von daher dürfte es insbesondere für Geschichts- und Heimatinteressierte spannend sein, sich in das kürzlich erschienene Buch „Familiennamen an Niederrhein und Maas – Von Angenendt bis Seegers / Zeegers“ zu vertiefen.

 

Namen helfen zu differenzieren

 

Die Tradition, dass Familien Namen führen, stammt aus dem romanischen Sprachraum. Ab dem 9. Jahrhundert lassen sich Familiennamen im heutigen Sinne in Venedig nachweisen. In Deutschland begann diese Entwicklung um 1200 im Südwesten, wobei sie sich über Epochen und Jahrhunderte hinzog und in Ostfriesland gar erst im 19. Jahrhundert abgeschlossen war. Warum Familiennamen überhaupt aufkommen konnten, begründet Ann Marynissen in ihrem Beitrag mit der „Reduktion des Rufnamenbestandes im 13./14. Jahrhundert“, was nichts anderes bedeutet, als: Viel zu viele Menschen trugen ein und denselben Vornamen, was zur mangelnden Differenzierung von Personen führte.
    Geschuldet war dies unter anderem der wachsenden Popularität bestimmter Heiligennamen. So machten beispielsweise die drei Namen Johannes, Nicolaus und Wilhelminus in den Urkunden von Sint-Bernards-aan-de-Schelde (13. Jh.) ein Drittel aller Namen aus, die darin vermerkt sind. Andere Faktoren, die das Aufkommen von Familiennamen begünstigten, waren Bevölkerungswachstum, Verstädterung, Entwicklung der Schriftlichkeit, soziales Prestige und der Wunsch, familiäre Zugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen.

 

Regionale Familiennamen

 

Insgesamt wird in sieben Beiträgen die Namenswelt des Raumes zwischen Niederrhein und Maas behandelt. Das Werk ist die erste Buchpublikation, in dem die regionalen Familiennamen wissenschaftlich fundiert, gleichzeitig aber auch allgemeinverständlich dargestellt werden. Zahlreiche farbige Karten ermöglichen dem Leser eine schnelle Orientierung.

Simon Hopf

 

► Cornelissen, Georg/Eickmans, Heinz (Hrsg.): Familiennamen an Niederrhein und Maas. Von Angenendt bis Seegers/Zeegers. (= Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie, Band 9). Bottrop 2010 
ISBN 978-3-89355-263-4.   18 Euro

 

 

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