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rheinische ART 12/2024

MODERNE
Ewald Matarés Weg zur Essenz

 

Der gebürtige Aachener Künstler Ewald Mataré gehört zu den wichtigsten Vertretern der Klassischen Moderne in Deutschland. Sein Œuvre ist bis heute von zeitloser Form und Eleganz geprägt.

 

Ewald Mataré Kuhidol I., 1936–1961, Bildquelle © Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Schenkung Guido de Werd 2021 aus dem Nachlass Sonja Mataré (1926–2020). © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Die Werke Matarés befinden sich in zahlreichen Museumssammlungen und an öffentlichen Stellen, vornehmlich in NRW. Aber auch an so welthistorischen Orten wie Hiroshima. Fast nur Fachleuten ist heute bekannt, dass Mataré in den Fünfzigerjahren für die dortige Weltfriedenskirche das Bronze-Portal entwarf und das Tor als Schenkung der Stadt Düsseldorf in die atomverseuchte japanische Stadt ging (mehr).

  

Ewald Mataré Monte Pertuso (Positano), 1926, Bildquelle © Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Schenkung Guido de Werd 2021 aus dem Nachlass Sonja Mataré (1926–2020), Foto A. Gossens © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Ewald Mataré Bildnis (Hilda Montanus), 1921, Bildquelle © Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung; Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.; Vermächtnis Sonja Mataré, Meerbusch-Büderich, Foto A. Gossens © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Jetzt zeigt das Museum Kurhaus Kleve, das den Namenszusatz „Ewald Mataré-Sammlung“ trägt, eine große Rückschau auf das Schaffen des Künstlers. Ihr schlichter Titel: „Ewald Mataré: KOSMOS“ Es ist eine begeisternde wie beeindruckende Schau!

     Ewald Mataré (1887–1965) war Maler, Graphiker und Bildhauer. Seine Tierdarstellungen, bei denen die Kuh eine zentrale Rolle spielte, nehmen in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts einen singulären Platz ein.

     Aber mit den lebenden Objekten hatte er offenbar so seine Schwierigkeiten. In seinem Tagebuch vermerkte er am 30. Mai 1930, er wüsste nicht „…warum, ist es doch fast ein normaler Zustand beim Rindvieh, den Kopf auf der Erde zu haben, beinahe so oft oder noch öfter als geradeaus.“ Und weiter: „An das ganze Problem Kuh gehe ich nun heran…“ Erfolgreich, wie wir heute wissen.

 

Ewald Mataré Grasende Kuh I., 1930, Bildquelle © Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung; Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.; erworben mit Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaften des Landes NRW und der Förderstiftung Museum Kurhaus Kleve; Herkunft aus der Sammlung Lukas Basqué. Foto A. Gossens © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Ewald Mataré Engel, 1956 (Detail), Bronze. Museum Kurhaus Kleve. Foto © rheinische ART 2024

 

Ewald Mataré Landschaft mit Buschwerk, 1933, Bildquelle © Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung; Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.; Vermächtnis Sonja Mataré, Meerbusch-Büderich, Foto A. Gossens © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Matarés Werdegang ist eng verknüpft mit den großen Ereignissen des 20. Jahrhunderts und wurde geprägt vom Ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus, dem Zweiten Weltkrieg und dem Aufschwung der jungen Bundesrepublik (mehr).

     Vielleicht lag es an seiner unprätentiösen, zurückhaltenden Art, dass er eher im Schatten der Großen seiner Zeit stand. Aber sein Werk wird heute ganz ohne jeden Zweifel in einem Atemzug mit Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Otto Freundlich, Rudolf Belling, Gerhard Marcks, Renée Sintenis und anderen genannt.

     Der Rheinländer verbrachte von 1907 bis 1932 fünfundzwanzig prägende Jahre in Berlin, bis er schließlich von Paul Klee und Walter Kaesbach (mehr) als Lehrer an die Kunstakademie in Düsseldorf berufen wurde. Sein Wirken dort blieb allerding damals lediglich eine Episode. Denn nach nur sieben Monaten wurde sein Vertrag von den NS-Machthabern nicht verlängert, seine Kunst als „entartet“ eingestuft. Erst nach 1945 erhielt er mit zahlreichen angesehenen öffentlichen Aufträgen eine große Anerkennung.

 

Ewald Mataré Der Tote Krieger, Mahnmal an der Stiftskirche in Kleve. Gefallene Soldaten passten nicht in die NS-Propaganda. Das Mahnmal wurde als „entartet“ bezeichnet, zerstört und vergraben. Foto © rheinische ART 2024


Ewald Mataré ist in historischer Sicht für die Stadt Kleve von höchster Bedeutung: 1933/34 realisierte er vor Ort ein Monument für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, die mächtige und in kubistischen Anklängen geschaffene Skulptur „Der Tote Krieger“.

     Sie wurde jedoch 1937 – unter den Nationalsozialisten – mutwillig in Teile zerschlagen und verscharrt. Dies ist im Rückblick ebenso erstaunlich wie unverständlich. Denn die Skulptur erinnert an den Stil der italienischen Futuristen der Dreißigerjahre, die im Mussolini-Faschismus viel Zuspruch gefunden hatten. Teile der Skulptur wurden bei Grabungen vierzig Jahre später, 1977, durch Zufall wiederentdeckt und restauriert. „Der Tote Krieger“ liegt heute an der Stiftskirche in Kleve und mahnt eindrücklich vor den Schrecken des Krieges.


Neben Tier, Mensch und Landschaften gehörte auch kirchliche Kunst zu einem Schwerpunktthema Matarés, wenn auch eher wohl aus „schlichter Notwendigkeit“, wie die Klever Kuratoren betonen. Bekannteste Objekte: die vier Türen des Kölner Dom von 1953.

     Im Museum Kurhaus Kleve bildet die Mataré-Sammlung eine der wichtigsten Säulen der breiten Sammlung, die sich vom Mittelalter über das Barock bis hin zur Kunst der Moderne und der internationalen Gegenwart erstreckt. Die Ewald Mataré-Sammlung, die einen regelrechten Publikumsmagneten bildet, wird in ständigen Wechselausstellungen in einem festen Gebäudetrakt präsentiert.

cpw


Die KOSMOS-Schau kann ohne Übertreibung als eine der bemerkens- und besuchenswertesten Ausstellungen angesehen werden. Einzigartige Bronze-Skulpturen werden mit Holzschnitten, Aquarellen, Zeichnungen, Gemälden und zahlreichen Dokumenten des Künstlers aus dem Zeitraum 1907 bis etwa 1950 ausgestellt.
 

Die Ausstellung „Ewald Mataré: KOSMOS“ wird bis zum 9. März 2025 präsentiert.
Museum Kurhaus Kleve
Ewald Mataré-Sammlung

Tiergartenstraße 41
47533 Kleve
Tel 0049 / 2821 / 750 10
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 17 UHR
(außer 24., 25. und 31.12. sowie 1.1. und Rosenmontag)

 

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