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rheinische ART 02/2023

Archiv 2023

KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF
Frau mit Rindern


Zum Auftakt ihrer 250 Jahr-Feierlichkeiten vermeldet die Kunstakademie Düsseldorf den Zugang eines außergewöhnliches Bronzereliefs. „Frau mit Rindern“ ist ein Werk ihres früheren Professors Ewald Mataré. Es hat seinen Platz im Herzen der Akademie, der Aula, gefunden.

 

Ewald Mataré Frau mit Rindern, Bronzerelief, 124 x 183 cm; Gesamthöhe 177cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, 1950 erworben durch das Land Berlin.
     Zur Präsentation sprachen Guido de Werd, Norbert Hüsson, Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Kunstakademie Düsseldorf und Johannes Myssok, kommissarischer Rektor der Kunstakademie Düsseldorf. Foto 
© rheinische ART. 2023


Nun hängt es an der Kopfseite der Aula, an der weißen Wand, und entfaltet seine Aura. Kraftvoll in seiner Wirkung ist es in seiner Ästhetik überwältigend.
     Es zeigt drei Figuren. Die Frau ist mit schmalem Oberkörper und sehr breiten, fülligen Hüften dargestellt. Die beiden Rinder, eins stehend, das andere liegend, muten mit ihren lang geformten Hörnern nicht wie einer europäischen Rasse entstammend an. „Rinder mit diesen markanten Hörnern können als altägyptische Besonderheit betrachtet werden, und die Szene erinnert an ein ägyptisches Relief …“, erläutert Vanessa Sondermann (*1) von der Akademie dazu. Eine weitere Besonderheit ist: Alle drei Figuren ragen mit ihren Formenelementen teilweise über den Rand des Reliefs hinaus.

 

Teilansicht Ewald Mataré Frau mit Rindern, 1930/31, Bronzerelief, Foto © rheinische ART. 2023

 

Ewald Mataré hatte das Relief im Auftrage seines Freundes, des Architekten Erich Mendelsohn für dessen Privathaus am Berliner Stößensee 1930/31, geschaffen. In dieser exklusiven Villa fand es seinen Platz im Musikzimmer der Cellistin und Frau des Architekten Luise Mendelsohn.
     Erich Mendelsohn war ein bedeutender und sehr erfolgreicher Architekt seiner Zeit, der sich der expressionistischen sowie organischen Architektur zuwandte. Bekannt wurde er durch den Bau des „Einsteinturms“, eines Observatoriums in Potsdam. Es lohnt sich, dem einmal vertiefend nachzugehen.


Aus Wikipedia: „Auf dem … Gründstück ließ der Architekt Erich Mendelsohn 1928/1930 nach eigenen Plänen die gleichfalls denkmalgeschützte Villa Mendelsohn bauen. Mendelsohn, der unter anderem den in seiner Gestaltung damals revolutionären Potsdamer Einsteinturm entworfen hatte, verwirklichte in dem Haus seine eigene Auffassung der Architektur. Auf einfachem Grundriss hat der flachgedeckte, zweigeschossige und weiß geputzte Backsteinbau eine auf die Havelniederung bezogene, große Terrassenanlage, die mit dem Wohnraum, der Halle und dem Esszimmer eine Einheit bildet. Um die Landschaft noch stärker einzubeziehen, sind die Fenster zum Teil versenkbar. Das Innere gestaltete der Architekt mit eigens angefertigten Möbeln, Bildern, Geschirr und Blumenvasen als modernes Gesamtkunstwerk. …

     Wie Taut ließ auch Mendelsohn dem fertiggestellten Bau mit dem Werk Neues Haus. Neue Welt. eine ausführliche Beschreibung folgen. Im Vorwort bezeichnete der französische Maler und Kunsttheoretiker Amédée Ozenfant das Gebäude als ‚Haus für einen Goethe von 1930‘. Die Mendelsohns pflegten in ihrem Haus einen kultivierten Lebensstil mit Konzertabenden seiner Frau Luise, einer Cellistin. Albert Einstein war häufiger Gast der Abende. Die Familie lebte und arbeitete drei Jahre in dem Haus, 1933 sah sie sich zur Emigration gezwungen.“


Das Ehepaar Mendelsohn flüchtete 1933 über Holland und England nach Palästina und lebte später in die USA. Mendelsohn nahm die englische Staatsbürgerschaft an und setzte sein erfolgreiches Wirken als Architekt fort. Jedoch: Wohnhaus, Teile der Einrichtung und Matarés Bronzerelief, dass fest in der Mauer verankert war, blieben in Berlin-Grunewald zurück. Bis zur Restitution 1962 ist sein Verbleib eher unklar.

     Nach der Restitution erwarb die Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, von der rechtmäßigen Eigentümerin, der Witwe des 1953 in den USA verstorbenen Erich Mendelsohn, das Bronzerelief. Das Relief wurde 1968 an die Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, übergeben und befand sich seit 1979 als Dauerleihgabe beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg, von wo aus es seinen Weg nach Düsseldorf fand.

 

Teilansicht Ewald Mataré Frau mit Rindern, 1930/31, Bronzerelief, Foto © rheinische ART. 2023


Der Öffentlichkeit präsentiert wurde „Frau mit Rindern“, das als ein Hauptwerk von Mataré betrachtet wird, von der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Kunstakademie Düsseldorf. Das Werk ist in der Landeshauptstadt keine Unbekannte. Das Relief war bereits in der Ausstellung „Mataré + Beuys + Immendorff“ in der Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung 2021, kuratiert von Vanessa Sondermann, zu sehen. Ihrem Einsatz ist es auch zu verdanken, dass dieses außerordentliche Werk für die nächsten Jahre nun in der Kunstakademie als Dauerleihgabe der Nationalgalerie Berlin beheimatet ist.

 

Übrigens: Wie Guido de Werd, der den Nachlass von Ewald Mataré vertritt, anlässlich der Presse-Präsentation ausführte, war „Frau mit Rindern“ nicht die einzige Arbeit von Mataré für den Architekten Erich Mendelsohn.
     Ein zweites Werk war eine Holzskulptur mit der Darstellung von Mutter und Kind. Diese Skulptur stand in seiner ersten Ausführung noch auf einem Sockel. Mataré, in dessen Nachlass sich die Skulptur befand, hatte diese neu bearbeitet und den Sockel entfernt. Sie ist nun im Museum Kurhaus Kleve, das die Sammlung Ewald Matarés beherbergt, zu besichtigen. Das Klever Haus erfuhr jüngst eine erhebliche Erweiterung seines Bestandes durch die bedeutende Schenkung von Guido de Werd aus dem Nachlass von Sonia Mataré.
Irmgard Ruhs-Woitschützke



(*1) Aus dem Katalog der Ausstellung „Mataré + Beuys + Immendorf“, Akademie Galerie – Die Neue Sammlung, Kunstakademie Düsseldorf 2021

 

 

 

 

 

 

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