Archiv 2011: aus "Mittelalter"
Sie leisteten Großes, die Kölner Bildhauer
Die Figur des Hl. Johannes
Hl. Johannes, Köln, um 1330, Nussbaumholz, Höhe 80 cm, Detail © Rheinisches Bildarchiv, Köln Etwa um 1330 entstanden, erscheint der Evangelist Johannes als jugendlicher Apostel, der seine Rechte in einer Segensgeste über den einst in seiner Linken befindlichen Kelch erhebt. Gleichzeitig graziös und gewichtig biegt sich sein Körper in einer eleganten Kurve nach links, sein Gesicht ist zart und einfühlsam gearbeitet, das Gewand fällt in langen Falten herab. In jüngerer Zeit weitgehend freigelegt wurde die gut erhaltene mittelalterliche Fassung, die vermutlich aus der Spätgotik stammt. Ihre bildnerische Ausdruckskraft und die originale Ausführung machen die Kölner Skulptur zu einer wertvollen und einzigartigen Holzskulptur der Bildhauerkunst der Hochgotik in Köln. Deutliche Einflüsse einer auch für den Dom-Hochaltar tätigen, in Köln ansässigen, französischen Werkstatt sind erkennbar. |
Auf dem Höhepunkt der Schaffenskraft Kölner Bildhauer entstand auch sie zu Anfang des 14. Jahrhunderts: die aus Nussbaum gefertigte Skulptur des Hl. Johannes. Die klerikalen Plastiken jener Zeit waren für ihre herausragende Qualität bekannt und die wenigen noch vorhandenen Exemplare haben bis heute nichts von ihrer Schönheit und Strahlkraft eingebüßt.
Die etwa 80 cm hohe, stehende Einzelskulptur des Hl. Johannes wurde jetzt aus Privatbesitz für das Museum Schnütgen in Köln erworben.
Als stehende Heiligenfigur ist sie eine Seltenheit, denn nur wenige vergleichbare Figuren sind bis heute erhalten geblieben. Eine zweite Johannesdarstellung aus Kölner Werkstätten ist bislang nicht bekannt. Aus Marmor finden sich ähnliche, wenn auch viel kleinere Figuren vom Kölner Dom-Hochaltar im Museum Schnütgen, das mit seiner mittelalterlichen Sammlung und zahlreichen Raritäten einen international herausragenden Ruf genießt. (mehr)
Das Museum besitzt außerdem zwei weitere bedeutende Holzskulpturen aus dem selben Werkstattzusammenhang, den stehenden Hl. Paulus und einen thronenden Bischof, der als Hl. Dionysius bekannt ist. Im Gesichtsschnitt, der Modellierung der Wangen und des Kinns, im Augenschnitt und der Lippenbildung lassen sich große Ähnlichkeiten zur jetzt erworbenen Johannesfigur feststellen. Für die Besucher ist es ein besonderer Glücksfall, die drei Skulpturen nun in unmittelbarer Nachbarschaft schauen zu können.
► Die Skulptur konnte vom Museum Schnütgen mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Peter und Irene Ludwig-Stiftung, des Fördervereins Pro Arte Medii Aevi-Freunde des Museum Schnütgen und der Stadt Köln angekauft werden.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Museum Schnütgen
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