ARCHIV 2012
Schattenfuge. Simon Schubert in der Städtischen Galerie Villa Zanders
Schau Trau Wem
Simon Schubert, Elle (sitting in an chair), 2007
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Sie hat schon etwas von Wahn-Sinn, die Kunst des Simon Schubert. Zumindest sind seine Arbeiten ein Universum für sich. Das Spiel mit der Wahrnehmung beherrscht der Künstler perfekt und er scheut sich nicht, Reaktionen als Kalkül zu provozieren. Protagonisten seiner wunderschön-schauerlichen Rauminstallationen sind die Besucher, die sich den illusorischen Narreteien stellen. Mit perfekt ausschauenden Objekten und reinen Materialien ist die Verlockung des Herantretens groß. Zimmer, Wände, Spiegel, Figuren, Gläser, Teller, Türen ... Während das sichere Gefühl des Vertrauten den Betrachter trägt, entpuppt sich das Gesehene als surreal. Die ursprünglich geschauten Bilder – sie waren ein Trugschluss und die Wahrheit wirkt als unwirkliches Szenario.
Simon Schubert (*1976), in Köln geboren, studierte Freie Kunst und Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Irmin Kamp. Sein nächstes Interesse gilt der Philosophie und dem Schriftsteller Samuel Beckett, dessen bekanntes Werk „Warten auf Godot“ zum absurden Theater zählt. Als Bildhauer schafft Schubert Plastiken, Figuren und Räume. Sein besonderer Sinn für Papierfaltungen lässt ihn gerade Räume verwandeln. In großes Papier faltet er in bewundernswerter Machart das neue Kleid eines Raumes, greift dabei bekannte Details wie Holzbekleidungen, Türen oder Treppen auf.
Simon Schubert, o.T. gefaltete Freitreppe, 2008
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Während er die Dimensionalität eines Raumes geschickt in Papier zu formulieren vermag, nutzt er den Spiegeleffekt zu zahlreichen Wiederholungen und subtilen Änderungen von Perspektiven. Für den Betrachter bleibt ein Irrraum, in dem er sich erst orientieren muss, um doch ganz gefangen zu sein in einer Unsicherheit, die nach der bekannten, verlässlichen Welt fragt.
Unbeseelt wirkende Räume
In die Villa Zanders hat Schubert eine komplexe Rauminstallation gebaut, die erstmals reale Spiegel enthält. Eingefügt hat der Künstler diese in die imaginären, gefalteten Wandvertäfelungen. In der Mitte ist eine gedeckte Tafel aufgestellt. Ein künstlicher weißer Raum, nur wenig ist schwarz – und das Wenige hat es in sich wie die obskur wirkenden Frösche auf den Tellern. „Als Steigerung der Papierarbeiten mit Spiegelungen von Innenräumen wird der Besucher bei Betreten des Raumes Teil einer realen Inszenierung und gleichzeitig Teil einer Illusion“ schreibt Petra Oelschläger in der Monografie über die Arbeiten des Künstlers.
Simon Schubert, Installation Schattenfuge in der Villa Zanders, 2012 |
Gesichtslose Figuren
Mit dem gewählten Titel Schattenfuge der Ausstellung verweist Simon Schubert poetisch auf den Spalt zwischen Realität und Trugbild, was sich ebenso bei seinen Skulpturen manifestiert. Abweisend wirkend, scheinen sie weniger Skulptur als lebensechte Figur zu sein. Einzeln oder in Gruppen zusammen gestellt, sind sie nie von vorne zu sehen, wenden dem Betrachter immer den Rücken zu und entpuppen sich als gesichtslose Wesen. Schubert platziert seine Figuren vor Spiegeln und auch die Spiegelung zeigt dem Besucher nur das, was er schon sieht. Die Rückseite der menschlichen Figur. Diese Arbeiten mit dem Spiel von Erwartung und Erfüllung können als Schuberts Echo auf das Gemälde von René Magritte La reproduction interdite/ Die verbotene Reproduktion von 1937 verstanden werden. Magritte malte einen vor einem Spiegel stehenden Mann, der dem Betrachter den Rücken zuwendet. Der Spiegel wiederholt, verdoppelt genau diese Rückansicht, verweigert aber das erwartete Spiegelbild.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung „Schattenfugen, Simon Schubert“ ist bis zum 17.06.2012 zu sehen
Städtische Galerie Villa Zanders
Konrad-Adenauer-Platz 8
51465 Bergisch Gladbach
Fon 02202 - 142356 und 02202 - 142334
Öffnungszeiten:
DI - SA 14 – 18 Uhr
DO 14 – 20 Uhr
SO 11 – 18 Uhr
und nach Vereinbarung
► Die opulente, reich bebilderte Monografie „Simon Schubert – Werke 2005 - 2012“ enthält u.a. Installationsfotos aus der Ausstellung und Texte von Petra Oelschlägel und Jens Peter Koerver. 96 Seiten.
©Foto Villa Zanders/Künstler