rheinische ART
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rheinische ART 05/2021

Archiv 2021

SKULPTURENPARK WALDFRIEDEN
Ein privater Blick auf Joseph Beuys


Im Beuys-Jahr 2021 zeigt der Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden Werke aus seinem Schaffen ausschließlich aus Privatbesitz.

 

Joseph Beuys Blackboard Continuum 1978-1984 © VG Bild-Kunst Bonn 2021

 

Über Joseph Beuys: Der Künstler hat mit der 1968 formulierten Devise »Jeder Mensch ist ein Künstler« die Grenzen der Kunst neu definiert. Nicht die Auseinandersetzung mit den starren Formen von Malerei und Skulptur war Beuys Ziel, nicht das Sich-Einfinden in die vordefinierten Strukturen von Akademien und Museen. Es ging ihm vielmehr darum, alle kreativen Kräfte auf das Leben und seine Wandelbarkeit zu lenken.

 

Joseph Beuys Rose für direkte Demokratie, 1973, Galerie Klüser München © Estate Beuys, VG Bildkunst Bonn 2021, Foto Michael Richter

 

In dieser Beweglichkeit erkannte er die Chance für eine kontinuierliche Veränderung von Bewusstsein und die weitere Herausbildung von Freiheit und Kreativität. Künstlerische Arbeiten hat Beuys als »Werkzeuge« gesehen.
     Mit ihrer Hilfe wollte er Ideen in Gang setzen, die über die Betrachter in die ganze Gesellschaft hineinwirken und alle zur verantwortungsvollen Teilnahme an diesem kreativen Prozess einladen. Ausstellungen wünschte er sich als »Werkstatt« für den produktiven Umbau von zunächst ungerichteten Energien, Museen nicht als Ruhmeshallen, sondern als »permanente Konferenz«, an der jeder zur kritischen Teilhabe aufgefordert ist. Dem Künstler – und damit jedem Menschen – spricht er die Fähigkeit zu, schöpferisch über bestehende Verhältnisse hinauszuwachsen, sich mit seiner archaischen Vergangenheit ebenso zu verbinden wie mit einer visionären Zukunft.
     In der Kultur sieht er den Impulsgeber für diesen kreativen Wandel. Die dort formulierten Kräfte können schließlich, so Beuys, Wirtschaft und Rechtswesen dynamisieren und die Verbesserung der eigenen wie auch der gesamten Existenz herbeiführen.

 

Joseph Beuys Badewanne, 1961-1985, Sammlung Thaddäus Ropac, © Estate Joseph Beuys, VG Bildkunst Bonn 2021, Foto Michael Richter

 

Über die Exposition: Für die Ausstellung »Joseph Beuys. Perpetual Motion« wurden 25 Exponate der Jahre 1949 bis 1985 aus den Privatsammlungen der Galeristen Thaddaeus Ropac, Bernd und Verena Klüser sowie der Journalistin Linde Rohr-Bongard und der Sammlung Viehof, ehemals Sammlung Speck, ausgewählt, die alle durch ihre jeweils eigene profunde Geschichte mit Joseph Beuys und seinem Schaffen verbunden sind.

 

Joseph Beuys Capri Batterie, 1985, © VG Bildkunst Bonn 2021

 

Zugleich stehen sie Tony Cragg nahe, der aus Anlass des 100. Geburtstags von Beuys eine Ausstellung mit dessen Werken in zwei Pavillons des Skulpturenpark Waldfrieden verwirklichte. Cragg selbst war Beuys erstmals 1972 in der Whitechapel Gallery in London begegnet. Der damals 23-jährige Cragg war von Beuys’ charismatischem Vortrag, seinem enzyklopädischen Wissen, seiner brillanten Assoziationsfähigkeit und dem gesellschaftlichen Anspruch seines Kunstbegriffs tief beeindruckt.
     Die von ihm nun für Wuppertal ausgewählten Leihgaben von Wegbegleitern von Joseph Beuys vernetzen sich untereinander dialogisch und sind im Beuys’schen Sinne eine Batterie zur Speicherung von Energie, ein Reservoir an Potenzial und Ideen. »Joseph Beuys. Perpetual Motion« ist Anlass zur Neubetrachtung und Diskussion des Werks von Joseph Beuys, der sich als Künstler und politischer Aktivist, als hypersensibler Mensch und scharf-rationaler Denker für die Verwirklichung einer Utopie eingesetzt hat. Die Ausstellung wird begleitet von einer Vortragsreihe, die Schlaglichter auf die umfassende Theorie des Künstlers wirft, der für jeden Moment des künstlerischen Wirkens gefordert hat: »Jeder Griff muss sitzen«.

 

Joseph Beuys Iphigenie, 1969, Sammlung Galerie Thaddaeus Ropac © Estate Joseph Beuys, VG Bildkunst Bonn 2021, Foto Michael Richter

 

Über den Standort: Der Skulpturenpark Waldfrieden von Tony Cragg ist ein idealer Ort zur Vergegenwärtigung wichtiger Aspekte der Kunst von Joseph Beuys. Schon der Standort Wuppertal ruft Erinnerungen an einen einflussreichen Kreis von Persönlichkeiten wach, die Joseph Beuys seit den 1950er-Jahren gefördert haben. Zu nennen ist Stella Baum, die mit Joseph Beuys seit 1953, dem Zeitpunkt seiner ersten Einzelausstellung im Von der Heydt-Museum in engem Austausch stand. In ihren Schriften über den Künstler hat sie eindrücklich die für Beuys’ Schaffen zentrale Wirkweise von intuitiver Wahrnehmung beschrieben. Zu erinnern sind auch Rolf und Anneliese Jährling, in deren einflussreicher Wuppertaler Galerie Parnass 1963 die erste Einzelausstellung von Nam June Paik stattfand. Dieses frühe Fluxus-Ereignis bezeichnete Joseph Beuys als »historische Tat«.
     Er selbst hatte daran teilgenommen und durch das Zertrümmern eines wohlgestimmten Klaviers die unerschöpfliche Vielfalt der Ausdruckskraft eines Werkstoffes vorgeführt – generell erkundete er in seinem Werk das Spektrum der Formverwandlungen vom keimenden Wachstum bis hin zur zerstörerischen Katastrophe. Auch das Thema Anthroposophie wird mit der Ausstellung in vielfältiger Weise vergegenwärtigt: Wie schon vor ihm Wassily Kandinsky oder Piet Mondrian hat auch Joseph Beuys immer wieder Rudolf Steiner als Inspirationsquelle genannt. Beeindruckt hatten ihn etwa dessen Verknüpfung eines positivistischen Wissenschaftsbegriffs mit der Vorstellung einer universellen Ganzheit. Über Joseph Beuys wiederum hatte Tony Cragg 1972 in London erstmals von Rudolf Steiner gehört. Die Ausstellung ist daher willkommener Anlass, um das Verhältnis beider Künstler zu diesem Thema zu untersuchen, zumal der von Tony Cragg mit Sorgfalt restaurierte Sitz der Cragg Foundation, die ehemalige Villa des Lackfabrikanten Dr. Kurt Herberts, vom Architekten Franz Krause in einer von anthroposophischem Denken beeinflussten organischen Bauweise konzipiert ist.
rART/Corinna Thierolf


Die Ausstellung „Joseph Beuys Perpetual Motion“ ist bis zum 20. Juni 2021 geplant.
Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstraße 12
42285 Wuppertal
Tel. 0202 / 47898120
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr
Bitte pandemiebedingt die aktuelle Öffnung erfragen!

 

 

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