Archiv 2021
KUNST UND LEBEN
Albers zu zweit
Unterliegt Textildesign, ob für Innenarchitektur, Bekleidung oder eine technische Verwendung, anderen ästhetischen Grundsätzen und warum wirkt es weniger bedeutend für die Öffentlichkeit?
Anni Albers Knot, 1947 gouache on paper 17 × 20 in. (43.2 × 51 cm) 1994. Fotoquelle © The Josef and Anni Albers Foundation. All rights reserved 2021 |
Fristet die Gestaltungskunst also ein Schattendasein mit Blick auf die Bildende Kunst der Maler, Grafiker und Bildhauer? Lange Zeit war das offenbar so.
Portrait Anni Albers ((1899–1994), geborene Annelise Fleischmann. Fotoquelle © The Josef and Anni Albers Foundation. All rights reserved 2021
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Die große Textildesignerin, Künstlerin und Lehrerin Anni Albers kam zu Lebzeiten zum Beispiel nicht an den Ruf ihres Gatten Josef Albers (mehr) heran. Auch gemeinsame große Ausstellungen der kreativen Eheleute sind, abgesehen von kleineren Kabinettschauen, kaum bekannt.
Ab September zeigt das Musée d´Art Moderne de Paris (MAM) eine bemerkenswerte Ausstellung über das Wirken der Eheleute Anni und Josef Albers, die ihre Rolle als künstlerische Einheit, die sie ja letztlich bildeten, herausstellt.
Mehr als 350 Werke umfasst die opulente Schau – Gemälde, Fotografien, Möbel, Zeichnungen, Textilien. Sie zeigt die gemeinsame künstlerische Entwicklung des Paares, das sich 1922 am Bauhaus kennenlernte (mehr).
Portrait Josef Albers (1888–1976). Fotoquelle © The Josef and Anni Albers Foundation. All rights reserved 2021
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„Anni und Josef Albers L'art et la vie“ heißt diese umfassende Präsentation. Es ist die erste Ausstellung in Frankreich, die den beiden Künstlern als Paar gewidmet ist.
Sie verdeutlicht die intime und einfühlsame Verbundenheit von Anni und Josef Albers, die sich ein Leben lang gegenseitige Unterstützung und Ermutigung boten, einen kontinuierlichen künstlerischen Dialog pflegten, der auf gemeinsamem Respekt beruhte.
Beide haben nicht nur ein Werk geschaffen, das heute als Grundlage der Moderne gilt, sondern auch ihre pädagogischen Werte und Vorstellungen an eine ganz neue Generation von Künstlern weitergegeben.
Plakat zur Ausstellung (Ausschnitt) © MAM Paris . Oben Josef Albers Gitterbild (Grid Mounted), vers 1921, Verre, métal et fil de fer - 32,4x 28,9 cm. Unten Anni Albers Red and Blue Layers, 1954, Coton - 61,6 x 37,8 cm, beide Photos: The Josef and Anni Albers Foundation, © The Josef and Anni Albers Foundation/ Artists Rights Society (ARS), New York/ Adagp, Paris Photo: Tim Nighswander/ Imaging4Art. |
Die Berlinerin Anni Albers und der Bottroper Josef Albers heirateten 1925 (mehr). Von Anfang an teilten sie die Überzeugung, dass Kunst die Welt tiefgreifend verändern könnte und im Zentrum der menschlichen Existenz stehen sollte: „Wir lernen Mut aus Kunstwerken. Wir müssen dorthin gehen, wo niemand vor uns war." (Anni Albers).
Von Beginn an stellte das Paar Kunst und ihre Funktion ins Zentrum ihres Denkens. Sie bestanden beharrlich darauf, dass alles Handwerkliche, auch das kleinteilige und nicht nur filigrane, eine Aufwertung erfuhr, auch wenn es wenig plakativ daher kam.
Die Albers waren fest davon überzeugt, dass die Massenproduktion auch als Werkzeug für die Demokratisierung der Kunst zu verstehen war und dass das künstlerische Schaffen für die Bildung jedes Einzelnen von wesentlicher Bedeutung war. Als Künstler und Lehrer zeigten sie ständig den ungeheuren Einfluss künstlerischer Aktivitäten auf.
Von Josef Albers stammen zeitlose Lehrsätze wie der Folgende: „Lerne, das Leben zu sehen und zu fühlen; das heißt, kultiviere die Vorstellungskraft, weil es immer noch Wunder auf der Welt gibt, weil das Leben ein Geheimnis ist und es immer sein wird. Aber sei dir dessen bewusst."
bra
► Die Ausstellung wird in enger Zusammenarbeit mit der Josef and Anni Albers Foundation in Bethany, Connecticut, USA, organisiert.
Die Ausstellung Anni und Josef Albers L'art et la vie (Kunst und Leben) wird bis zum 9. Januar 2022 gezeigt.
Musée d'art moderne de la Ville de Paris
11 Avenue du Président Wilson
75116 Paris
Tel +33 1 53 67 40 00
Öffnungszeiten
DI – SO 10 – 18 Uhr
DO bis 22 Uhr
Pandemiebedingte Regelungen sind zu erfragen.