Archiv 2014
DIPLOMATIE
Klee zwischen Zwiebeltürmen
Wie sein russischer Freund, der Expressionist Wassily Kandinsky, lehrte Paul Klee ab 1920 am Bauhaus in Weimar und später auch in Dessau. Aber in Moskau, der Geburtsstadt seines Malerkollegen, war Klee nie, wie auch sonst nirgendwo im russischen Riesenreich. Jetzt werden seine Werke im Moskauer Puschkin-Museum erstmals groß gezeigt. Die Initiatoren sind Schweizer – und Russen.
Paul Klee Harmonie der nördlichen Flora, 1927, 144, Ölfarbe auf Grundierung auf Karton auf Sperrholz; originale Rahmenleisten, 51,6 x 77,2 x 6,7 cm, ©Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Livia Klee |
In Düsseldorf beherrscht Paul Klee die Kunstsammlung NRW, will sagen – mit ihm nahm die Sammlung ihren Anfang. Aktuell wird er im Düsseldorfer K21 (Klee und Ägypten mehr) und im Ostasiatischen Museum in Köln (Klee und der Ferne Osten mehr) gezeigt. An der Moskwa wird die dortige retrospektive Klee-Ausstellung als Sensation gewertet.
Paul Klee Hoher Wächter, 1940, 257, Wachsfarbe auf Leinwand; originale Rahmenleisten, 70 x 50 cm, Zentrum Paul Klee, Bern
Paul Klee Ohne Titel (Gefangen), um 1940, Öl- und Kleisterfarbe auf Grundierung auf Jute, 55 x 50 cm, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler Foto: Peter Schibli, Basel
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Rund 130 Arbeiten aus allen Werkphasen geben einen Einblick in die wichtigsten Aspekte des künstlerischen Schaffens von Paul Klee. Dass seine Werke bisher nur vereinzelt in Russland zu sehen waren, war Anlass genug, den umfangreichen Rückblick zu organisieren. Ein weiterer Grund, dem gebürtigen Schweizer und Sohn eines deutschen Vaters, in Russland eine Ausstellung mit Werken aus Schweizer Museen zu widmen, ist das zweihundertjährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen beider Länder. Organisatoren der Schau mit dem Titel "Kein Tag ohne Linie" sind das Zentrum Paul Klee in Bern und die Fondation Beyeler (Riehen) in Kooperation mit dem Staatlichen Museum für Bildende Künste A.S.Puschkin (Moskau).
Paul Klee (1879–1940) ist einer der bedeutendsten Künstler der Klassischen Moderne. In Bern geboren und aufgewachsen, zog es ihn früh nach Deutschland, wo er sich zum erfolgreichen Avantgarde-Maler entwickelte. Von den Nationalsozialisten verfolgt, musste er jedoch 1933 seine Wahlheimat - zu diesem Zeitpunkt war er an der Kunstakademie Düsseldorf als Professor tätig - verlassen und ins Exil in die Schweiz flüchten.
Klee bewahrte stets einen individuellen Standpunkt und ließ sich nie in eine der vorherrschenden künstlerischen Strömungen einordnen, auch wenn er mit Vertretern des Blauen Reiters wie Wassily Kandinsky oder Franz Marc (mehr) befreundet war und von den Surrealisten in Paris umworben wurde. Klees Werk ist vielseitig, entwickelt sich von naturalistischen Studien im Frühwerk hin zu einer eigenen abstrakteren Bildsprache, die sich mehr oder weniger von der Natur löst. Es entstanden gleichzeitig gegenstandslose Farbfeldmalereien, konstruktivistische und figurative Zeichnungen. „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“, war Klees schöpferisches Credo.
Paul Klee (im Stil v Kairouan, ins gemässigte übertragen), 1914, 211, Aquarell und Bleistift auf Papier auf Karton, 12,3 x 19,5 cm, ©Zentrum Paul Klee, Bern |
Premiere Die für die Moskauer Schau ausgewählten Arbeiten machen die Vielseitigkeit und Tiefgründigkeit von Klees bildnerischem Denken und künstlerischem Schaffen sichtbar.
Staatliches Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin in Moskau
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„Diese lang erwartete Präsentation von Paul Klees Werk in Russland ist eine sensationelle Premiere. Paul Klee trug wesentlich zur Entwicklung der modernen Kunst bei und war ein großer Freund ikonischer russischer Maler wie Kandinsky. Mit Stolz präsentieren wir diese Kooperation mit zwei Schweizer Museen ... und heißen Paul Klees Meisterwerke in Moskau willkommen“, so Marina Loshak, die Direktorin des Staatlichen Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin in Moskau.
K2M
Die Ausstellung „Paul Klee – Kein Tag ohne Linie“ wird bis zum 1. März 2015 gezeigt.
Staatliches Museum für Bildende Künste
A. S. Puschkin
Wolchonka Straße 12 (Волхонка, 12)
119019 Moskau (119019 Москва)
Russische Föderation
Tel. +7 (495) 697-95-78
Öffnungszeiten
DI, MI, FR bis SO 11 - 20 Uhr
DO 11 - 21 Uhr
Anfahrt Metro-Station: Kropotkinskaja Borowitskaja, Lenin Bibliothek
(Кропоткинская, Боровицкая, Библиотека им. Ленина)