rheinische ART
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rheinische ART 10/2010

 

Das Werk ist singulär

 

Die Kraftfelder des Walter Stöhrer

 

 

 

Walter Stöhrer
Malprozess Nordhorn, 1982
Foto: Ute Schendel, Basel

 

14 mal „Horror trip“, vier mal „Schlachtet den Vater“. Walter Stöhrers verstörende Werktitel sind nichts für Zartbesaitete. Was der Maler auf die Leinwand bannte ist ein zutiefst emotionales Farbspektakel, mit der die Auseinandersetzung lohnt. In einer umfassenden Werkschau zeigt das MKM Museum Küppersmühle die gestisch-figurative Malerei dieses expressiven Künstlers.


 

WALTER STÖHRER (1937 – 2000) wird einiges nachgesagt. Ein „rebellischer Einzelgänger“ sei er gewesen, und einer, der die nationale Kunstszene nachhaltig geprägt hat. Obwohl dem Informel nahe mochte der Künstler dieser Kunstrichtung nicht folgen. Ihm fehlte das Figurative. Stöhrer über sich: „Ich bin kein abstrakter, ich bin ein figurativer Maler. Ich komme aus dem Skripturalen, habe das Informelle gestreift und dann als Teilaspekt eingebracht. Wenn es auch keine ganzen Figuren sind, so sind es doch Figurenalphabete, Sprachalphabete. Busen, Beine, Oberschenkel, das versuche ich zusammenzusetzen, nach dem Prinzip der Bellmer’schen Puppe.“
   Charakteristisch für den Künstler ist das farbintensive, freie Zusammenspiel von Malerei, Schrift und Zeichnung mit figurativen und expressiv-gestischen Ausdrucksmitteln. Die große Geste, auch von ihm wurde sie realisiert, wie die monumentale Arbeit „Schlachtet den Vater" von 1969 beeindruckend zeigt. In einer fünfstündigen öffentlichen Malaktion hatte Walter Stöhrer damals im Württembergischen Kunstverein Stuttgart vier großformatige Zeichnungen (je 220 x 630 cm) seines Professors HAP Grieshaber übermalt, der seinen ehemals besten Studenten selbst dazu eingeladen hatte. Das Ergebnis ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Auseinandersetzung mit Lehrer, Tradition und Vorbild, aber auch von einem eigenen, starken Gestaltungswillen.

 

 

Stöhrer hat seine Bilder mehrfach bearbeitet, an unterschiedlichen Tagen und zu
unterschiedlichen Stimmungen, teilweise über mehrere Jahre hinweg. Er stellte Gemaltes immer wieder in Frage und entschied oft spät, wann ein Bild fertig war und welche Seite oben, unten, links oder rechts liegen sollte. Zitat Stöhrer: „Ich versuche nie, eine Sache ganz zu Ende zu malen. Das ist ein gewisser Respekt mir selbst gegenüber, und vor allem demjenigen gegenüber, der es betrachtet, der es subjektiviert. Dass der nochmal seine Freiheit hat. Das scheint mir wichtig, dass man rechtzeitig aufhört, dass immer noch ein Stück offen ist, so als könnte man noch weitermalen.“

 

Im Jahr der Kulturhauptstadt RUHR.2010, in das zugleich der 10. Todestag des Künstlers fällt, ehrt das MKM den Maler mit der ersten umfassenden Werkschau im Ruhrgebiet. Rund 70 Gemälde sowie Übermalungen auf Papier, Radierungen, Zeichnungen und Tuschen sind zu sehen. Das älteste Bild datiert von 1960/62, das jüngste Gemälde hat Stöhrer 1999 vollendet.
ruwoi

 

 

 

 

 

Die Ausstellung ist bis zum 05. Dezember 2010 zu sehen.

 

 

MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Innenhafen Duisburg
Philosophenweg 55
47051 Duisburg
Tel. 0203 / 301948 - 11


 

Öffnungszeiten
MI 14-18 Uhr
DO / FR / SA / SO 11-18 Uhr
Feiertags 11-18 Uhr

 

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