rheinische ART
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rheinische ART 11/2012

ARCHIV 2012
Maler und Diplomat

 

Peter Paul Rubens

 

Peter Paul Rubens, Venus und Amor, um 1615 © Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid

 

Peter Paul Rubens, Der hl. Franziskus empfängt das Jesukind aus den Händen der Madonna, Öl auf Leinwand, 234 x 184 cm ©Lille, Palais des Beaux-Arts

 

Nicht nur auf die hohe Malkunst verstand sich der wohl bekannteste Barock-Maler, der Flame Peter Paul Rubens (1577 - 1640). Wenig berühmt aber nicht weniger bemerkenswert sind die Interessen und diplomatischen Aktivitäten des Malers auf dem politischen Parkett, das seinerzeit kaum weniger glatt war als heute.

 

DAMALS ging es Rubens um das erklärte Ziel, durch Unterhandel dazu beizutragen, dass der Dreißigjährige Krieg, der auch ein Religionskrieg war, ein Ende und Europa zu mehr Einigkeit findet. Einblicke in sein Œuvre bietet derzeit das Von der Heyde- Museum in Wuppertal. Zu entdecken ist die überraschend komplexe Verbindung künstlerischer und politischer Themen bei dem Malergenie.

   Rubens kam aus einem Elternhaus, dass durch die Einflüsse politischer und religiöser Umwälzungen der Zeit geprägt war. Sein Vater Jan, ein in Italien studierter Rechtsanwalt, war reformiert und durch die entstandenen Religionsunruhen dazu gezwungen, von Antwerpen nach Köln, respektive Siegen, zu ziehen. Peter Paul Rubens, der Maler, ist also ein Stück weit Rheinländer, denn dort ist er geboren. Als sein Vater starb, zählte er zehn Lenze und seine Mutter kehrte nach Antwerpen zurück. Als Mitglied der Oberschicht erhielt der junge Rubens eine umfassende humanistische Ausbildung, absolvierte eine Malerlehre und wurde 1598 in die Malergilde zu Antwerpen aufgenommen.
   Sein Können war gefragt und die hochgestellten, meist adeligen, Auftraggeber gaben zu Beginn seiner Laufbahn auch die geografischen Wege seines Lebens vor, die ihn nach Italien – wo er sich künstlerisch weiterbildete - und später auch nach Spanien führten. Die Erkrankung seiner Mutter ließ ihn 1608 nach Antwerpen zurückkehren, wo er wegen starken Interesses an seiner Kunst eine eigene Schule begründete.
   Rubens schuf Porträts, Landschaften, Genrebilder und mythologische Werke, vor allem aber historisch-politische Bilder und religiöse Arbeiten aus dem Geist der katholischen Reform. Der Maler verkehrte mit Königen, Fürsten und den bedeutendsten Heerführern seiner Zeit, er bewegte sich auf den politischen Bühnen Europas und korrespondierte mit wichtigen Intellektuellen.
   Als Ratgeber und Unterhändler entfaltete Rubens im Einklang mit den Interessen seiner Vaterstadt Antwerpen und der Landesherren in Brüssel an den Höfen in Madrid, Paris, Den Haag und London seine Vision eines geeinten Europas.
   Gemälde, aber auch Zeichnungen, Tapisserien, Buchillustrationen, Grafiken und Briefe gaben seinen politischen Ideen weit über Europa hinaus einprägsame Gestalt. Mit seinen auch politisch zu deutenden Historienbilder leistete er einen ganz eigenen Friedensbeitrag. Kein anderer Künstler wirkte mit seiner Kunst so direkt auf die politischen Prozesse seiner Zeit. Es gelang ihm gerade in schwierigen Missionen, den politischen Akteuren Visionen mit tagespolitischer Zuspitzung auch malerisch vor Augen zu führen und so Möglichkeiten zur Überwindung der Konflikte zu eröffnen.

 

Peter Paul Rubens, Wildschweinjagd, um 1615/16, ©Musée des Beaux-Arts, Marseilles, France, Giraudon, The Bridgeman Art Library Nationality

 

Eine Ausstellung in acht Kapiteln


Am Anfang steht „Das Haus des Diplomaten“, in dem nicht nur Rubens‘ persönliches Umfeld vorgestellt, sondern auch seine literarischen, antiquarischen und politischen Interessen aufgezeigt werden. Während die folgende Sektion seinen Aufenthalt in Italien beleuchtet, präsentiert das dritte Kapitel den Maler im Dienst seiner wichtigsten frühen Auftraggeber, des Erzherzogs Albrecht und der Erzherzogin Isabella in Brüssel.

   Weitere zentrale Themen sind Rubens‘ Verhältnis zur Religion und seine Rolle in der katholischen Reformbewegung. Neben einer Auswahl Themen für kirchliche und private Auftraggeber zeigt das Wuppertaler Haus die Entwürfe für die Antwerpener Jesuitenkirche, die eindrucksvoll die Politisierung der Religion vor Augen führen. Unter dem Titel „Friedensdiplomatie“ konzentriert man sich auf seine politisch wichtigste Zeit in London, als er im Auftrag des spanischen Königs am englischen Hof Friedensverhandlungen führte. Die Spätwerke, meist lyrische Landschaftsbilder und Mythologien, entstanden während seiner letzten Lebensjahre, die er mit seiner Familie auf seinem Landgut „Het Steen“ unweit von Mechelen fern der politischen Zentren verbrachte. Acht Jahre nach seinem Tod endete der Dreißigjährige Krieg 1648.

Franziska Bradel

 

Die Ausstellung „Peter Paul Rubens“ ist bis zum 28. Februar 2013 zu sehen
Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
42103 Wuppertal
Tel. 0202 – 563 2626
Öffnungszeiten:
DI, MI 11-18 Uhr
DO,FR 11-20 Uhr

SA,SO 10-18 Uhr

 

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Königlichen Museum für Schöne Künste in Antwerpen.