rheinische ART
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rheinische ART 10/2014

Archiv 2014

KULTURORT
Der Malkasten, sein Park und der Sturm „Ela“

 

Der Künstlerverein Malkasten gehört zu den ältesten. Bereits 1848 gründeten 112 Künstler in Düsseldorf einen Verein für „Geselliges Künstlerleben“. Sie gaben ihm den Namen „Malkasten“. Gleichberechtigt - wie die Farben in einem Malkasten - sollten Künstler und Nichtkünstler miteinander einen geselligen und toleranten Gedankenaustausch pflegen. 

 

Der Verein wuchs und Stammsitz wurde Mitte des 19. Jahrhunderts das Anwesen der Familie Jacobi im zentrumsnahen Pempelfort. Zu diesem gehört ein Garten, der die Bezeichnung Park verdient. Das Anwesen hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, doch die jüngste Katastrophe ereilte es mit dem Sturm „Ela“ 2014. Auch im Jacobi-Park brachen wie im benachbarten Hofgarten die Bäume wie Streichhölzer.
     Um den Park instand zu setzen, - dessen Bewahrung der Verein in seiner Satzung verankert hat - benötigte der Künstlerverein Malkasten 90.000 Euro, die er jetzt von den örtlichen Genossenschaftsbanken erhielt. Im Oktober wurden mit den Vorständen dieser Banken als erste Maßnahme zur Sanierung symbolisch eine neue Linde in der zentralen Lindenallee gepflanzt. ruwoi
 

Für die schnelle Hilfe haben sich Deutsche Apotheker- und Ärztebank, PSD Bank Rhein-Ruhr, Sparda-Bank West, Volksbank Düsseldorf Neuss und WGZ BANK zusammengetan.

v.l.n.r.: Robert Hartmann, 1. Vorsitzender des Künstlerverein Malkasten, Rainer Mellis, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Düsseldorf Neuss, Dr. Thomas Siekmann, Vorstand der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, Dominik Schlarmann, Vorstand der Sparda-Bank West, Karl-Heinz Moll, Vorstand der WGZ Bank, August-Wilhelm Albert, Vorstand der PSD Bank Rhein-Ruhr, Klaudia Zepuntke, Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Düsseldorf



Der Malkasten

 

GESCHICHTE Während der revolutionären Wirren des Jahres 1848 gründeten 112 Künstler einen Verein für „geselliges Künstlerleben“. Sie gaben ihm den Namen „Malkasten“. Höhepunkte der geselligen Zusammenkünfte waren die feierlichen Umzüge beim Wechsel des Vereinslokals, die Karnevalsredoute und das jährliche Stiftungsfest. Gestaltet wurden die Feste unter Beteiligung von bildenden Künstlern, Musikern, Dichtern und Schriftstellern.
     Nachdem die angemieteten Lokale durch den Mitgliederzuwachs zu klein worden waren, gelang es durch eine Verlosung von Kunstwerken nicht nur, das historische Anwesen der Familie Jacobi als ständigen Vereinssitz zu erwerben, sondern darüber hinaus ein eigenes Gesellschaftshaus zu bauen.
Die Einweihung des Hauses 1867 bildete den Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen, die den Malkasten zum zentralen Sammelpunkt der Düsseldorfer Gesellschaft werden ließ. Der Garten mit seinen historischen Gebäuden, dem Düsselbach und Venusteich bot nun Raum und Hintergrund für phantasievolle Künstlerfeste, die weit über die Grenzen Düsseldorfs bekannt wurden.

 

Der Jacobigarten: rechts liegt das Vereinshaus und links das Jacobihaus Foto © Kruno Stipesevic/ Malkasten

 

GEBÄUDE Im Jahre 1861 gelang es dem Verein, das Jacobi’sche Anwesen in Pempelfort am Rande des Hofgartens zu erwerben. Der Malkasten verhinderte dadurch die drohende Zerstückelung der historisch gewachsenen Parkanlage und schuf die Grundlage für die Erinnerung an den Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819).
     Um ihn hatte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein bedeutender Freundeskreis gebildet, der das Anwesen zu einem bekannten Treffpunkt für „Dichter und Denker“ werden ließ. Neben Johann Wolfgang von Goethe hielten sich unter anderen Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder sowie Alexander und Wilhelm von Humboldt in Pempelfort auf.

 

Vor dem Malkasten 2014: Bambusskulptur von Dong Shubing ©rART

 

Das Jacobihaus stellt den Kern des ehemaligen Familiensitzes dar, in dessen unmittelbarer Nähe der Malkasten 1864-67 sein repräsentatives Vereinsgebäude errichtete. Nach Zerstörung der Baulichkeiten im Sommer 1943 konnte bereits im November 1947 mit dem Wiederaufbau begonnen werden.

     Das 1954 eingeweihte Saalgebäude (Hentrichbau) entstand nach Plänen der Architektengemeinschaft von Helmut Hentrich und Hans Heuser. Es steht heute ebenso wie das Jacobihaus unter Denkmalschutz. Seit September 2008 wird der neu gestaltete Vorplatz des Hentrichhauses als Skulpturenforum genutzt.

 

MALKASTENPARK – JACOBIGARTEN Der an der nördlichen Düssel in Pempelfort gelegene Garten geht aus dem ländlichen Anwesen der Kaufmannsfamilie Jacobi hervor. Der Philosoph Friedrich Heinrich Jacobi ließ sich 1788 dauerhaft in seinem Landhaus nieder und gestaltete gegen 1790 den älteren, barocken Park in eine Anlage mit Merkmalen des englischen Landschaftsgartens um.

     Dieser private Park wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem gefragten Spekulationsobjekt. 1861 erwarb der Malkasten das Parkgrundstück und nutzte es auch für aufwändige Veranstaltungen. Einen Höhepunkt stellte das Festprogramm anlässlich der Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. im Jahre 1877 dar.
     In den 1950er Jahren wurde der Park durch den Gartenarchitekten Roland Weber als Landschafts- und Gesellschaftsgarten wiederhergestellt. Die letzte grundlegende Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Anlage, einschließlich der Düsselbrücken und des Venusteichs, schloss 2009 ab. Dabei entstand unter anderem auch die Gartenvitrine, in der Wechselausstellungen zu sehen sind. Der nunmehr zeitweise öffentlich zugängliche Park lädt heute wie zu Jacobis Zeiten zum Verweilen in der Natur sowie zur Begegnung mit historischen Gartendenkmälern und zeitgenössischer Kunst ein.

 

Die Gartenvitrine als Ausstellungsort für Kunst. Im Sommer 2014 zeigte hier Frank Hinrichs seine Installation "An anderem Ort" ©rART

 

Johann Wolfgang von Goethe (1774): „Wir gelangten nach Düsseldorf und von da nach Pempelfort, dem angenehmsten und heitersten Aufenthalt, wo ein geräumiges Wohngebäude, an weite wohlunterhaltene Gärten stoßend, einen sinnigen und sittigen Kreis versammelte. Die Familienmitglieder waren zahlreich und an Fremden fehlte es nie, die sich in diesen reichlichen und angenehmen Verhältnissen gar wohl gefielen.“

 

Die Ausstellung "Das kleine Format" 2014 im Jacobihaus ©rART

MALKASTEN HEUTE Robert Hartmann, 1. Vorsitzender Künstlerverein Malkasten formuliert dazu: In einer Zeit, in der man alles kaufen kann, von der Kunstgeschichte bis zum falschen Campendonk, gibt es etwas, was unverkäuflich ist, den Künstlerverein Malkasten (KVM) als Ort der Begegnung, des Diskurses und der Geselligkeit. Auf dieser Grundlage ist es möglich, auf Aktualitäten zu reagieren, egal ob man sich dabei als „Vereinstyp“ oder als „freier Geist“ sieht, was bei Lichte betrachtet kein Gegensatz sein muss.

     Von diesem Geist sind die Ausstellungen und Veranstaltungen geprägt, sowohl im Hentrichbau als auch im Jacobihaus als Stätten der Geschichte, der Gegenwart und der Zukunft - mit Aktion, Reaktion und Intervention von Künstlern, im Austausch mit den kulturinteressierten Bürgern.
     In diesem Sinne ist der KVM ein Ort der Vermittlung zwischen Künstlern und Bürgern und dieser Gedanke kommt von „1848“, er ist so verstanden „Zeitgeist“ und hat Zukunft.
 

rART

 

www.malkasten.org

 

 

 

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