aus "Kunst erleben in der Ausstellung"
Lang Verborgenes jetzt in der Öffentlichkeit
Die Sammlung Rau im Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Es dauert nur wenige Minuten. Wenigstens von Bonn aus und mit dem Zug. Ungewöhnlich genug ist die Einfahrt in das Museum mit der Einfahrt in den Bahnhof Rolandseck. Wer das Museum, das „Bahnhof“ im Titel trägt, besuchen möchte, erreicht dieses so kurzweilig wie stilsicher auf den Schienen. Im Arp Museum ist eine der besten Privatsammlungen Europas, die lange Zeit der Öffentlichkeit verborgen blieb, zu sehen: Die Sammlung Rau
Jan Siberechts Das Kabinett eines Kunstliebhabers, 1661-1672 © Sammlung Rau für UNICEF Foto: Horst Bernhard |
Die Ortschaft Rolandseck südlich von Bonn ist ohne Zweifel ein privilegiertes Fleckchen Erde. Am Beginn des Mittelrheins gelegen, war sie seit dem 19. Jahrhundert Wohnstätte wohlhabender Städter, die es sich leisten konnten, der Hektik der nahen Großstädte Bonn und Köln zu entfliehen und an idyllischen Hängen Villen mit Blick auf den Rhein zu errichten.
Der Bahnhof, der heute, obwohl noch immer in Funktion, einen Bestandteil des Arp Museums bildet, wurde zu Beginn der Eisenbahnepoche im Stil eines neoklassizistischen Palazzos mit schmiedeisernen Wandelgängen erbaut und diente sowohl der Verbesserung der Mobilität der Bewohner als auch als Repräsentationsobjekt. Der Architekt Richard Meier hat dieses geschichtsträchtige Gebäude in ein modernes, lichtes Gesamtkunstwerk gebettet. Auf drei Ebenen befinden sich Austellungsmöglichkeiten, die es durch ihre räumliche Trennung voneinander erlauben, verschiedenste Ausstellungskonzepte gleichzeitig zu präsentieren.
So zeigt das Museum etwa auf der untersten Etage zur Zeit die „Kunstkammer Rau: Das Auge des Sammlers“, mit Highlights aus der Sammlung des verstorbenen Industriellensohns und Arztes Gustav Rau. Seine Sammlung zählt zu den kostbarsten und skurrilsten überhaupt.
Gustave Courbet |
Rau, der als engagierter Kinderarzt in Afrika arbeitete, schaffte seine in Jahrzehnten erworbenen Schätze in einen unterirdischen Tresorraum des Zollfreilagers Embraport des Zürcher Flughafens, zu dem nur Auserwählte – und er - Zutritt hatten. Hier lagerten seit den frühen 1970er Jahren nahezu 800 kostbarste Gemälde, Skulpturen und kunstgewerbliche Gegenstände – eine wahre Schatz- und Kunstkammer. Nur Wenigen gelang der Zutritt zum „Geheimen Louvre“, wie der Bunker einmal bezeichnet wurde. Bei Reisen in die Heimat ließ Rau sich lediglich einzelne Kunstwerke an Ort und Stelle präsentieren. Der Mann, der schönste und kostbarste Kunstwerke im Verborgenen anhäufte, legte in seinen Privaträumlichkeiten dagegen einen kleinbürgerlichen Geschmack an den Tag. Testamentarisch vermachte der Erbenlose seine gesamte Sammlung dem Kinderhilfswerk Unicef.
- Die zweite Präsentation -
Das Arp Museum präsentiert Glanzstücke aus seiner Sammlung. Die momentane Schau ist bereits die zweite Präsentation und stellt den Menschen und Sammler selbst, Gustav Rau, in den Mittelpunkt des Interesses.
Es werden Werke aus allen Epochen seit dem Mittelalter gezeigt, worauf das Gemälde „Kabinett eines Kunstliebhabers“ des Holländers Jan Siberecht (1627-1703) zu Beginn der Ausstellung verweist. Es zeigt ein wohlhabendes Paar in seinem prachtvollen, mit Gemälden und Skulpturen ausgestatteten Salon. Eine ähnliche Sammlung wie die hier abgebildete mag Rau selbst bei der Zusammenstellung seines Kunstwerke im Gedächtnis gehabt haben. Auch die Anordnung der Ausstellungsstücke in der unorthodoxen, zunächst gewöhnungsbedürftigen „Petersburger Hängung“ beruft sich auf dieses Gemälde. Die Auswahl ist mit 31 Gemälden überschaubar, besticht jedoch in ihrer überragenden Qualität und Auswahl – Highlights sind El Grecos „Hl. Domenicus“ , Werke von Lukas Cranach dem Älteren, Manet, Monet, Renoir und Redon.
Robert Woitschützke
Die Ausstellung wird bis zum 29. August 2010 präsentiert.
Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Hans-Arp-Allee 1
53424 Remagen
Tel. 022 28 / 94 25-0
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11 bis 18 Uhr