Archiv 2019
POSTKOLONIALISMUS
Cortéz in Mexiko
Zum 500. Jahrestag der Ankunft des spanischen Abenteurers, Draufgängers und Kriegshelden Hernán Cortés in Mexiko reflektieren die Universität Bonn und das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) aus postkolonial kritischer Sicht die brutale Eroberung Lateinamerikas und seine bis heute spürbaren Folgen.
Maske der Malintzin (Malinche), Künstlerin: Karla Ramírez, Guadalajara, Mexiko, Foto: Dario Schulz, 2019
Kolonialzeitlicher Keru (Trinkbecher) mit Motiv des Inkaherrschers (Sapa Inca) mit seiner Gemahlin (Coya). Vermutlich Carabuco, Bolivien, nach 1534. © Rheinisches Bildarchiv Köln (RBA), 2012. Foto: Wolfang Meier
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Es ist eine kleine Ausstellung, aber hochaktuell. Denn jüngst haben neue archäologische Funde die Eroberung Lateinamerikas und den Untergang seiner rätselhaften Hochkultur der Azteken im Raum des heutigen Mexiko in ein anderes Licht gestellt. Zeitgleich präsentiert das Stuttgarter Linden-Museum eine große Azteken-Ausstellung.
Die Kölner „Intervention“ blickt gezielt auf „Kolonialismus und Überlebensstrategien“ in Mexiko. Sie wird im Bereich „Tod und Jenseits“ der Dauerausstellung gezeigt, da mit der gewaltsamen spanischen Invasion auch viele der Totentraditionen des heutigen Lateinamerika als kreative Überlebensstrategien ihren Anfang nahmen.
Mit der sprach- und landeskundigen Cortés-Begleiterin Malintzin (auch Malinche genannt), der Geliebten des spanischen Eroberers, die aus dem heutigen Mexiko stammte, ferner mit Guamán Poma de Ayala, einem der bekanntesten indigenen Chronisten der vorspanischen und frühen Kolonialzeit im Andengebiet, und den über ganz Amerika verstreut lebendenden Quilombolas (geflohene Sklavinnen und Sklaven aus dem heutigen Brasilien) werden exemplarisch bekannte Akteurinnen und Akteure lateinamerikanischer Kolonialverhältnisse vorgestellt.
Sie agierten mit unterschiedlichen Strategien innerhalb komplexer gesellschaftlicher Beziehungsgeflechte und waren mit dem destruktiven spanischen Kolonialsystem und der katholischen Missionierung konfrontiert. Im Fall der Quilombolas erfanden sie sich zudem oft neu.
Diese Schlaglichter werden in der Schau als Teil eines Ganzen verstanden, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eng miteinander verwoben sind. rART
► Die Intervention ist eine Adaption der Ausstellung „1519 – 2019: Cultural Colonialism and Survival Strategies“. Sie war im Sommer 2019 in der Universität Bonn zu sehen, wo sie von einem internationalen Team Studierender der Abteilung für Altamerikanistik kuratiert wurde.
Die Ausstellung „500 Jahre Eroberung Lateinamerikas: Kolonialismus und Überlebensstrategien“ endet am 5. Januar 2020.
Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Cäcilienstrasse 29-33
50667 Köln
Tel. 0221 / 221-31356
Öffnungszeiten
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DO 10 - 20 Uhr