rheinische ART
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rheinische ART 09/2022

Archiv 2022

WAHRZEICHEN 

Die Säulenheiligen

 

Es gibt Kunstwerke, die Städte prägen, verschönern, unverwechselbar wie unvergessen machen. In Düsseldorf sind es zum Beispiel die Skulpturen auf den Litfaßsäulen.

 

Christoph Pöggeler Der Geschäftsmann, Standort Rheinufer. Schwungvoller Schritt, lockerer Anzug, Blick über die Schulter: Gibt es vielleicht noch wichtigeres als den nächsten Businesstermin? © C. Pöggeler. Foto © Oliver Look. Bildquelle Galerie Kellermann

 

Litfaßsäulen? Ja, die gibt es immer noch und die heißen auch noch so! Die ungewöhnliche Kombination dieser traditionellen Werbe- und Nachrichtensäulen mit aufgesetzten Kunstwerken in Form von Skulpturen fordert geradezu auf, vor diesem Stadtmöbel zu verharren und an ihm emporzuschauen. Da wird der simple runde Werbeträger zu einer Kultursäule, zu einer künstlerischen „Außenwerbung“ besonderer Art.

 

Christoph Pöggeler Kuss, Standort Tonhalle. Nichts ist hier wichtiger als die Innigkeit. Ist es das meist fotografierte Kunstwerk der Stadt? © C. Pöggeler. Foto © Oilver Look. Bildquelle Galerie Kellermann

 

Christoph Pöggeler Paar I, 2002, Standort Düsseldorf Burgplatz. Nicht als Bronzeskulptur erhältlich. Foto © rheinische ART Magazin

 

Die als „Säulenheilige“ titulierten Figuren sind ein Wahrzeichen der Landeshauptstadt und längst Motiv Tausender Fotografien. Und, soviel kann unterstellt werden, mittlerweile annähernd so bekannt wie die Radschläger.

     Die Skulpturen aus Acrylfarbe auf Polyester stammen von dem Künstler Christoph Pöggeler. An bislang zehn prominenten Standorten in der Stadt ragen sie auf den traditionellen Anschlagsäulen empor: An der Oberkasseler Brücke/Tonhalle, am Burgplatz, am Joseph-Beuys-Ufer, am Bahnhof, am Fernsehturm und vielen weiteren Plätzen.

     Inspiriert wurde Pöggeler zu diesem Werkzyklus von den Säulenheiligen der Spätantike, die teilweise viele Jahre auf hohen Säulen verbrachten und ursprünglich als Götterstatuen, als Asketen und als Heilige verehrt wurden.

 

Das hatte der Berliner Verleger und Druckereibesitzer Ernst Litfaß, der Erfinder der früher so wichtigen Annonciersäulen, nicht im Sinn, als er 1854 in seiner Heimatstadt den Antrag für die Aufstellung der Plakatträger stellte. Er wollte eigentlich nur eine geordnete Informations- und Werbewelt und kein Anschlags- und Flugblattchaos.

     Es war zu erwarten, dass es bald eine Zweitnutzung der Erfindung gab. Die nach ihm benannten Litfaßsäulen dienten da und dort als öffentliche Toilette, Mini-Kiosk, Telefonzelle, Notausstieg vom Unterirdischen ins Oberirdische – man denke an Orson Welles im Film Der dritte Mann - , es gab sie im Jugendstil, wie auch als neubarocke Variante.

 

Aber mit einer Skulpturenserie darauf, das ist bislang ein Alleinstellungsmerkmal Düsseldorfs. Christoph Pöggeler platziert auf den Säulen Alltagsfiguren, die so realistisch gestaltet und bemalt sind, als würden sie leben. Dass die „Säulenheiligen“ zu einer spezifischen Kunst-Marke in Düsseldorf geworden sind und Programmpunkt bei jeder Stadtrundfahrt, ist damit selbstverständlich.

 

Drei der bekanntesten Skulpturen sind die Motive „Kuss“, „Der Fotograf“ und „Der Geschäftsmann“. Sie gibt es nun quasi für den Hausgebrauch, man könnte auch sagen sammlergerecht, im Kleinformat mit einer Höhe von rund 39,5 Zentimetern - als limitierte Bronze-Edition, vom Künstler farbig handbemalt wie auch in grün-gold patinierter Ausführung.

     Pöggeler ist allerdings nicht nur für seine Skulpturen bekannt. Derzeit zeigt die Düsseldorfer Galerie Kellermann die neuen Bronze-Skulpturen Pöggelers gemeinsam mit einer speziellen Auswahl seiner Malereien unter dem Titel Opera della Natura.

 

 

Christoph Pöggeler Eisberg IV, 2009. Öl auf Holz, 122 x 229 cm, Foto © C. Pöggeler. Bildquelle Galerie Kellermann

 

Auch wenn seine bildhauerischen Arbeiten mit den lebensgroßen „Säulenheiligen“ besonders bekannt sind, ist Christoph Pöggeler hauptsächlich als Maler zu sehen, der unter anderem Fundstücke aus Holz und anderen Materialien in surreal romantische Kunstwerke verwandelt.

     1993 erhielt Pöggeler den Förderpreis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf und 2008 wurde er für seine realistisch-surreale Malerei mit dem Rheinischen Kunstpreis ausgezeichnet.

rART/ cpw

 

Die Ausstellung Christoph Pöggeler - Opera della Natura einschließlich der bronzenen „Säulenheiligen“ kann bis zum 1. Oktober 2022 besucht werden.
Galerie Kellermann
Heinrich-Heine-Allee 12,
40213 Düsseldorf
Tel 0211 69 52 03 10
Öffnungszeiten
DI – FR 10.30 – 13.00 und 15.00 – 18.30 Uhr
SA 11.00– 16.00 Uhr