Archiv 2011: aus "Wirtschaft + Kultur"
Chinaboom, Kunststeuer und anderes….
Maastrichter Nachlese
Tefaf 2011: Closing time |
Keine Messe ohne Resümee: Nach der jüngst zu Ende gegangenen Kunstmesse TEFAF in Maastricht meldet die European Fine Art Foundation: Crisis and Recovery - Tiefpunkt überwunden, Kunst und Antiquitäten beträchtlich erholt!
DER WELTWEITE Kunst- und Antiquitätenmarkt war von 2008 bis 2010 sowohl von einer heftigen Krise als auch einer bemerkenswerten Erholung geprägt, heißt es in der von der Foundation anlässlich der Messe veröffentlichten Studie „The Global Art Market 2010: Crisis and Recovery“. Das für die Branche schmerzhafte Jahr 2009 war geprägt durch rasante Rückgänge im Käuferverhalten, besonders in der zweiten Jahreshälfte. Weltweit büßte der Markt 33% gegenüber dem Vorjahr 2008 ein und erreichte nur noch ein Gesamtvolumen von 28,3 Milliarden EUR; gemessen an 2007 betrug der Einbruch gar 41%. Damit gilt das Wirtschaftsjahr 2009 als das Jahr mit der größten Krise des Kunstmarktes seit der Rezession in den frühen neunziger Jahren.
twas aufatmen konnten Händler, Auktionshäuser, Sammler und andere Interessierte allerdings 2010. Eine starke Marktentwicklung in den USA und die mittlerweile sattsam bekannten riesigen Zuwächse in China, das Großbritannien vom zweiten Platz im Kunstmarkt verdrängte, sorgten nicht nur für eine atmosphärische Erholung, sondern auch für gute Zahlen in den Bilanzen. Der Marktzuwachs gegenüber dem Tiefpunkt von 2009 lag bei 52% - gleichzeitig konnten die Brancheninsider aber nicht übersehen, dass sich der tief greifende Wandel in der geografischen Verteilung, Stichwort China, weiter festigte. Die Studie untersuchte ferner das EU-Vorhaben, ab 2012 die sogenannte „EU-Kunststeuer“ auch in Großbritannien, Irland, den Niederlanden und Österreich zu erheben. Diese „Art tax“ ist als Abgabe auf Wiederverkäufe von Kunstwerken durch Händler oder Auktionäre zu verstehen. Sie wird, so die Untersuchung, den bereits geschwächten europäischen Markt für Kunst- und Antiquitäten noch weiter beeinträchtigen, da sich die Händler veranlasst sehen werden, andernorts zu verkaufen. Die Abgabe wird zwar bereits EU-weit für Werke lebender, also zeitgenössischer, Künstler erhoben, doch der Markt für nicht mehr lebende Kunstschaffende ist deutlich größer. Für die wichtigsten Märkte außerhalb der EU, also die USA und China, existieren keine vergleichbaren Steuerpläne. Fazit der Marktforscher ist in dieser Hinsicht: Ohne die weltweite Vereinbarung einer Steuererhebung bestehe „das Risiko einer weiteren Beeinträchtigung der Wettbewerbsposition der EU und ihrer Märkte“, und damit eine Gefährdung von Arbeitsplätzen auf dem Kunstmarkt, in verwandten Branchen und im Kulturtourismus.
Wesentliche Ergebnisse der Studie im Überblick: ► Wichtigste Entwicklung ist das phänomenale Wachstum des Kunstmarktes in China, der sich seit 2009 wertmäßig fast verdoppelte. ► Mit einem Marktanteil von 23% und Auktionsverkäufen von fast 6 Milliarden EUR hat sich China 2010 zum zweitgrößten Kunstmarkt der Welt entwickelt und erstmals Großbritannien (22%) überholt. ► Den führenden globalen Kunst-und Antiquitätenmarkt stellen die USA mit einem Marktanteil von 34%. Innerhalb der EU dominiert Großbritannien. ► Zwar hat sich der globale Markt für zeitgenössische Kunst nach seinem Einbruch 2009 (Rückgang 66%) 2010 wieder erholt, doch ist die Wiederbelebung in den USA und China wesentlich stärker als in Europa. ► 51% der Verkäufe im globalen Kunstmarkt wurden von Händlern generiert, 49% durch Auktionshäuser. Durchschnittlich machen Händler 30% ihrer Geschäfte auf Kunstmessen, traditionelle Galerien verzeichnen rückläufige Zahlen. K2M
Quelle:
Foto Tefaf |