rheinische ART
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rheinische ART 11/2013

Archiv 2014

MUSEUMSGEBURTSTAG

100 Jahre Kunst aus Ostasien

 

Es ist ein Kölner Spezifikum, dass viele seiner Museen auf das Engagement und die großzügige Stiftungsbereitschaft seiner Bürgerschaft zurückzuführen sind. Eines dieser bürgerlich-initiierten Kölner Ausstellungshäuser, das zugleich eines der ungewöhnlichsten der Stadt ist, erinnert jetzt an sein 100-jähriges Bestehen und positioniert sich 2014 mit Sonderausstellungen bedeutungsvoll.

 

Das "neue" Museum für Ostasiatische Kunst am Aachener Weiher in Köln. Im Bild der japanische Innengarten. Foto: RBA

 

Das Museum für Ostasiatische Kunst (MOK), am 25. Oktober 1913 eröffnet, verdankt seine Existenz dem Stifter- und Sammlerehepaar Adolf und Frieda Fischer. Zur Zeit seiner Gründung stand das Haus damit in der langen Tradition mehrerer stadtbürgerlicher Museumsinitiativen wie zum Beispiel dem Wallraf-Richartz-Museum mit der Kunstsammlung von Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824), dem ältesten Kölner Museum, oder dem Rautenstrauch-Joest-Museum mit dem enthnografischer Nachlass von Wilhelm Joest (1852-1897) und dessen Erben Adele und Eugen Rautenstrauch.

 

Ein Spezialmuseum für fernöstliche Kunst

Der Museumsgründer und erste Direktor des Museums für Ostasiatische Kunst Adolf Fischer neben einer chinesischen Wächterfigur, 1913. Foto: RBA

 

Das nach den Plänen des Architekten Franz Brantzky (1871-1945) erbaute Museum für Ostasiatische Kunst am Hansaring wurde am 25. Oktober 1913 eröffnet. Foto: RBA

 

Chinesische Lackkunst, Innenansicht der von Josef Frank (1885-1967) gestalteten Einrichtung des Museums für Ostasiatische Kunst am Kölner Hansaring, Oktober 1913. Foto: RBA

 

Das Besondere am Museum für Ostasiatische Kunst: es war das erste Haus, das sich speziell dem Kulturleben und der Kunst Ostasiens, vor allem der aus Japan, Korea und China, widmete und damit vor 100 Jahren beispiellos in Europa war. Zusammengetragen wurden die ersten Exponate von seinen Gründern, dem Wiener Privatgelehrten und Kunstfreund Adolf Fischer (1856 - 1914) und seiner Ehefrau, der Berliner Fabrikantentochter und Pädagogin Frieda Bartdorff (1874 - 1945). Spätere Mäzene erweiterten mit ihren Stiftungen die Bestände.
      Adolf Fischer, ursprünglich Schauspieler und Theaterintendant und somit eigentlich Autodidakt, hatte seine Kunstsammlung im Wesentlichen während seiner dreijährigen Zeit als wissenschaftlicher Attaché an der deutschen Gesandtschaft in Peking und durch Erwerbungen bei zahlreichen Studienreisen aufgebaut.
      In seinem Museum, von ihm selbst als "Lebenswerk" bezeichnet, wünschte Fischer einen möglichst geschlossenen Blick auf die Kunst Ostasiens zu präsentieren. 1909 schloss das Ehepaar mit der Domstadt den Vertrag zur Gründung des Museums für Ostasiatische Kunst, das bereits 1913 in einem Bau nach den Plänen des Architekten Franz Brantzky neben dem Kunstgewerbemuseum am Hansaring eröffnet wurde. Das Gebäude fiel einem der letzten Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

 

Die Sammlung Fischer Bedeutend war von Anfang an insbesondere Fischers Korea - Sammlung, denn das „Land der Morgenstille“ war seinerzeit fast noch "terra incognita". Fischer fand über Japan nach Korea und schrieb, nach dem Lande ziehen zu wollen, „wo die Wiege der großen Kunst Japans stand“. Dort sammelte er Einzigartiges.

     Die Basiskollektion der Mäzene Fischer bestand aus Werken buddhistischer Malerei und Holzskulpturen, japanischen Stellschirmmalereien, Farbholzschnitten und Lackkunstarbeiten. Die chinesische Malerei stammte vorrangig aus der Sung-Dynastie (960-1280) und der Yuan-Dynastie (1280-1369).
   Seine herausragende Stellung hat das Museum gewahrt. Heute zählt es zu den wenigen Spezialhäuser in Europa, dessen Stücke wie chinesische Sakralbronzen, buddhistische Skulpturen, Keramiken aus China, Japan und Koera, insbesondere aber wegen seiner koreanischen Seladone-Keramik der mittelalterlichen Koryô-Dynastie (918-1392, weltweit Anerkennung erfahren.
      Die Museumsgründung vor 100 Jahren wird heute rückblickend als ein Zeichen des Aufbruchs gewertet, mit dem sich Köln zum Zeitgeist der Moderne bekannt habe, so die Museumsleitung. Die Botschaft der Museumsgründer Adolf und Frieda Fischer, so das MOK weiter, laute: Die Kunst Ostasiens ist der europäischen Kunst ebenbürtig, mehr noch, es gibt so etwas wie „Weltkunst“, die sich an ein- und denselben Maßstäben messen lässt.

 

Mâra versucht Buddha, Abschnitt aus dem „Illustrierten Sûtra von Ursache und Wirkung“, Detail, Hängerolle (aus einer Querrolle), Tusche und Farben auf Papier, 27,8 x 63,7 cm, Japan, spätes 13. Jh. Foto: RBA

 

Gedenken an Frieda Fischer

Frieda Fischer-Wieruszowski, seit 1914 Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst, in den 1920er Jahren, Foto: RBA

 

Mit einer Kranzniederlegung am Ehrengrab der Museumsgründer auf dem Kölner Friedhof Melaten erinnerte die Stadt Köln in diesem Herbst vor allem an das Schicksal der Ehefrau Frieda Fischer. Nach dem frühen Tod ihres Mannes übernahm Frieda Fischer 1914 als Museumsdirektorin die Geschäfte. In zweiter Ehe war sie mit dem Kölner Senatspräsidenten am Oberlandesgericht und späteren Honorarprofessor an der Kölner Universität, Alfred Ludwig Wieruszowski, verheiratet. Während der NS-Zeit wurde Frieda Fischer-Wieruszowski - unter Missachtung aller ideellen und finanziellen Ansprüche aus dem ursprünglichen Stiftungsvertrag - wegen der jüdischen Abstammung ihres Mannes aus dem Amt gedrängt. Sie durfte das von ihr mitbegründete Museum nicht mehr betreten. In einem Brief aus Dresden klagte sie: „Man nahm mir mein Museum, mein geistiges Kind, das Rathaus verbot mir den Zutritt zu ihm...“ Sie und ihr Mann lebten in Entrechtung und Verarmung. Frieda Fischer-Wieruszowski starb kurz nach dem Tod ihres zweiten Mannes 1945 in Berlin.

 

 Das 1977 errichtete "neue" Museumsgebäude am Aachener Weiher wird zu den schönsten und wichtigsten Baudenkmälern der Kölner Moderne gerechnet. Entworfen wurde das flache, eingeschossige Gebäude von dem renommierten japanischen Architekten Maekawa Kunio (1905-1986), eines Schülers des Schweizer Baumeisters Le Corbusier. Die Ausstellungsfläche umfasst 1.390 Quadratmeter. Der Blick auf den Innengarten des Museums, nach Plänen des japanischen Bildhauers Masayuki Nagare (* 1923) im Stil traditioneller japanischer Meditationsgärten gestaltet, bietet mit der Kombination japanischer Architektur und Gartenkunst eine harmonische, fernöstliche Idylle.

 

 Im Jahre 2014 zeigt das MOK anlässlich des Eröffnungsjubiläums zwei Schauen, die den gegenseitigen kulturellen Einfluss Ostasiens und Europas thematisieren. Die erste Ausstellung („Von Istanbul nach Yokohama. Die Reise der Kamera nach Asien 1839-1900“) beginnt am 17. Mai 2014. Die zweite Ausstellung zeigt den Einfluss fernöstlicher Kunst auf das Werk von Paul Klee: „Vom Japonismus zu Zen. Paul Klee und der Ferne Osten“.

cpw

 

Das Museum wird derzeit saniert und ist bis zum 16. Mai 2014 geschlossen.

Museum für Ostasiatische Kunst
Universitätsstraße 100
50674 Köln
Tel. 0221 / 221-28608

  

 

 

 

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