Archiv 2020
MUSIKGESCHICHTE
50 Jahre nackte Füße
Mundart-Musikgruppen haben bekanntlich ihren ganz eigenen Charme. Wie keine zweite hat die Kölner Kultband Bläck Fööss den Menschen der rheinischen Metropole immer wieder ein Denkmal gesetzt.
Volldampf voraus! Die Bläck Fööss 1973 (© Archiv Bläck Fööss) |
In diesem Jahr feiert Bläck Fööss (rheinisch für nackte Füße) einen runden Geburtstag. Und das Kölnische Stadtmuseum widmet dieser einzigartigen Musikgruppe eine große Jubiläumsausstellung.
Cover Single „Rievkooche Walzer“, 1970 (© Archiv Bläck Fööss)
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Die Erfolgsgeschichte der Band begann 1970 mit der Single Rievkooche-Walzer. Eine Hymne auf des Kölners liebstes Kartoffelgericht, den Reibekuchen!
Die damals noch in Köln ansässige Plattenfirma „Electrola“ verkaufte im selben Jahr aber lediglich 2000 Exemplare des Songs und ging danach produktionstechnisch vorsichtig auf Distanz zu den Musikern, die sich so schön kölnisch Bläck Fööss nannten; ein Name, der auch einen gewissen trendigen Englisch-Klang hatte.
Der wirkliche Knaller kam 1972 auf den Musikmarkt. Das Dialektstück Drink doch ene met, im September 1971 produziert, eroberte im Nu die Kölsche Seele. Dieser Song und die folgenden mit heftigem Lokalcolorit wurden zu dem, was die Altvorderen „Gassenhauer“ nannten.
Bald war Bläck Fööss bei Karnevalssitzungen und -bällen eine gefragte Band. Nur die konservativen Karnevalisten zeigten sich zunächst schockiert wegen des Äußeren: langhaarig, in Jeans und barfuß, um dem Bandnamen gerecht zu werden, mischten die Musiker mit E-Gitarren und tragbaren Verstärkern die traditionellen Karnevalsveranstaltungen auf.
Die Bläck Fööss heute (© Studio157.de, Thomas Ahrendt)
Heute, 50 Jahre später, so heißt es in der Ausstellung, sind die Bläck Fööss zum Aushängeschild der Stadt geworden. Sie begeistern Jung und Alt, und das nicht nur in Köln: Weit über die Stadtgrenzen hinaus sind die Menschen berührt von den Liedern und ihrer Botschaft. Und dabei ist es unwichtig, ob es die alten Songs oder jüngere Hits sind: Die Bläck Fööss haben an Attraktivität und Aktualität nie verloren.
Albumcover „Links Eröm - Rächs Eröm“, 1977 (© Archiv Bläck Fööss)
Merchandising-Artikel zum Album „Loss mer uns verdrare“ aus dem Jahr 2000 (© Rheinisches Bildarchiv Köln, Marion Mennicken)
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Dem unechten Kölner, auch Imi (= enne imiteete Kölsche) genannt, mag sich das eine oder andere nicht gleich erschließen. Aber wer einmal im Unicenter wohnte und den Song Rita Schnell (1977) hörte, verstand sofort alles - Refrain „Rita, Rita Schnell, 90 - 60 - 84 Fotomodell, Rita, Rita Schnell, Unicenter 12. Stock, De vürletzte Schell“ (siehe unten).
Das teils als Studentenherberge genutzte Unicenter war seinerzeit nicht nur der größte Wohnkomplex in Europa und Drehort für Heinrich Bölls Romanverfilmung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, sondern durchaus noch was anderes.
„50 JOHR BLÄCK FÖÖSS: Die Jubiläumsausstellung“ im Kölnischen Stadtmuseum lädt zur bunten Zeitreise durch die Bandgeschichte ein – von den Wurzeln der ehemaligen Beatgruppe in den 68ern über die Arsch-Huh-Bewegung der 90er-Jahre bis in die Gegenwart. Und dies mit viel Musik!
Gezeigt werden einzigartige Objekte aus dem Privatbesitz der Band ebenso wie Erinnerungsstücke der Fangemeinde. Die Geschichten hinter den bekannten Songs wie das besagte Drink doch ene met oder En unserem Veedel und die Frage nach dem „Mythos Bläck Fööss“ sind ebenfalls Bestandteil der Ausstellung.
Mit witzigen Kulissen, einer Mitsing-Box, vielen Video- und Hörstationen kommt beim Rundgang der Spaß nie zu kurz.
„Die Zusammenstellung der Ausstellung war eine tolle Herausforderung“, so Kurator Philipp Hoffmann. „50 Johr Bläck Fööss: Das sind 50 Jahre Bandgeschichte, 50 Jahre Stadtgeschichte und 50 Jahre Musikgeschichte.“ Esu es et!
rART/cpw
Die Ausstellung 50 Johr Bläck Fööss kann bis zum 27. September besucht werden.
Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstraße 1–3
50667 Köln
Tel. 0221 / 221-22398
Öffnungszeiten
MI – SO 10 –17 Uhr
DI 10 – 20 Uhr
► Auch für Zuhause! Durch die Unterstützung der „Freunde des Kölnischen Stadtmuseums e.V.“ ist die Sonderausstellung über die Webseite des Stadtmuseums auch vom heimischen Sofa aus zugänglich: Innerhalb des interaktiven 360-Grad-Rundgangs können sich Besucher mit Hilfe von Mausklicks und Cursortasten „frei“ durch alle Museumsräume bewegen, jeden Ausstellungstext lesen und zahlreiche Objekte in Nahaufnahme betrachten
► Rita Schnell auf Youtube (hier)