rheinische ART
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rheinische ART 09/2023

Archiv 2023

MODERNE
Abstrakt, aber anders

 

Er war ein Maler der Moderne, der Holländer Bart van der Leck. Als Mitbegründer der Gruppe De Stijl führte sein künstlerischer Weg auch ihn in die Abstraktion. Doch anders als sein berühmterer Zeitgenosse und Mitstreiter bei De Stijl, Piet Mondrian, hat er sich nie radikal vom Gegenständlichen in seiner Kunst getrennt.

 

Bart van der Leck Farbentwurf für Wohnzimmer und Arbeitszimmer Haus Schöne v. d. Leck, Blaricum / 1953, Bleistift und Gouache auf Lichtdruckpapier / 59,5 x 104 cm, Stiftung Insel Hombroich © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 / Foto: Achim Kukulies

 

Zu sehen sind seine Gemälde im Siza-Pavillon auf der Raketenstation der Stiftung Insel Hombroich. Seit den 1980er Jahren besitzt die Stiftung nach dem Kröller-Müller Museum den weltweit zweitgrößten Bestand an Gemälden, Skizzen und Entwürfen Bart van der Lecks (1876-1958).

 

Bart van der Leck Komposition mit grauen Linien / o. D. / Öl auf Leinwand / 105 x 94,5 cm, Stiftung Insel Hombroich © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 / Foto: Achim Kukulies

 

Zum 100jährigen Geburtstag der De Stijl-Bewegung 2017, der mit zwei Ausstellungen in den Niederlanden gefeiert wurde, schrieb die rheinische ART.: „Piet Mondrian und sein Künstlerkollege Bart van der Leck sind die Schöpfer der berühmten Farbkombination Rot, Gelb, Blau. Sie schufen damit die Grundlage für die großen Neuerungen in der Malerei und im Design, in deren Zentrum die Verwendung dieser Primär- und der Nichtfarben Grau, Weiß und Schwarz stand.
     Dieses Color-Trio und die strengen horizontalen/vertikalen Linienführungen sind das klassische Merkmal der Arbeiten von Mondrian, van der Leck und den De-Stijl-Künstlern Theo van Doesburg und Vilmos Huszár. Die Protagonisten vertraten die Ansicht, dass eine elementare Erneuerung der Kunst zu einer modernen und besseren Welt führen würde und dass Architekten, Maler, Bildhauer, Designer und Typografen die Welt neu gestalten müssten.“

     Bart van der Leck trennte sich alsbald von dieser Bewegung. Warum er diesen Schritt machte, dazu gibt es nur Mutmaßungen. Festzuhalten bleibt, dass De Stijl immer mehr von Mondrian und dem sogenannten „Rechte-Winkel-Dogma“ mit den ausnahmslos vertikalen und horizontalen Linien dominiert wurde.

 

Bart van der Leck Frau mit Flugzeug / 1956/57, Öl auf Leinwand / 181 x 112 cm, Stiftung Insel Hombroich © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 / Foto: Achim Kukulies

 

Van der Leck ging vermehrt seinen eigenen Weg, der zwar ebenfalls die geometrisch-abstrakten Formen in den Vordergrund stellte, allerdings auch die diagonalen Linien berücksichtigte. So entstand ein Œuvre, dass De Stijl nicht leugnet, aber mit einem erweiterten Formenspektrum wie Rauten, Dreiecken und Vielecken gänzlich andere Ergebnisse bringt. Abstraktion und Gegenständlichkeit schlossen sich zudem für ihn nicht zwingend aus, was besonders anschaulich am „Holzhacker“ oder „Frau mit Flugzeug“ deutlich wird.
     Bemerkenswert ist der Umstand, dass van der Leck zudem eine andere Arbeitsweise favorisierte. Er brachte zuerst die Farben untergründig auf, um diese dann schrittweise mit pastosem Weiß zu übermalen, wobei er farbige Flächen gezielt aussparte und so seine Sujets herausarbeitete.

 

Florian Meisenberg hihihihihihihihihihihih, 2015, HD-Video, 3:18 min, Farbe, Ton / © Florian Meisenberg & Daata, London

 

Zur Sammlung Ausgewählte Gemälde des stiftungseigenen Konvoluts sind beständiger Teil der Dauerausstellung im Museum Insel Hombroich. Der Großteil allerdings, insbesondere Entwürfe für Gemälde, architektonische Farbentwürfe auf Papier und Keramiken, fristeten ihr unveröffentlichtes Dasein im Depot.

 

Nicolas Chardon BLOC, 2015, Acryl auf Leinwand / 6 Elemente / 220 x 250 cm © Nicolas Chardon / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Nicolas Chardon


Aufgrund aktueller Sanierungsmaßnahmen, so das ausstellende Haus, bot sich nun die einzigartige Möglichkeit, die großformatigen Werke der Sammlungs¬präsentation mit den Depotbeständen zusammenzuführen. In der Ausstellung unter dem Titel FARBE BILD RAUM. Bart van der Leck im Dialog, sind seine Werke nun ausgestellt und neu kontextualisiert mit Arbeiten zeitgenössischer Künstler, die sich ebenfalls mit den Komponenten Farbe, Bild und Raum, Abstraktion und Gegenständlichkeit beschäftigt haben.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Gezeigt werden insgesamt über 40 Werke Bart van der Lecks aus den 1920er bis in die späten 1950er Jahre – Gemälde, Farbenwürfe auf Papier und Keramiken – sowie 17 Werke der zeitgenössischen Kunst, darunter Gemälde, Skulpturen, ortsbezogene Installationen und eine Videoarbeit.
Die Künstler sind: Karina Bisch, Nicolas Chardon, Andreas Schmid, Boris Tellegen, Imi Knoebel, Erik van Lieshout, Florian Meisenberg, Yoana Tuzharova.

 

Die Ausstellung „FARBE BILD RAUM. Bart van der Leck im Dialog“ ist bis zum 25. Februar 2024 zu sehen.
Stiftung Insel Hombroich
Siza-Pavillon / Raketenstation Hombroich
41472 Neuss
Tel. 02182 / 887 40 01
Öffnungszeiten
FR – SO 12 – 17 Uhr

 

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