rheinische ART
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rheinische ART 06/2012

 

ARCHIV 2012

Burkhard Driest – Malerei

 

Von mitreißender Dynamik

 

Plakat zur Ausstellung

 

Er malt, wie das Leben ist, das er lebt, vielfältig, spektakulär, intensiv - Burkhard Driest. Und er kann malen, wie er schreiben, schauspielern, Regie führen kann. Eine Überraschung, fürwahr, und dass sie einem im Westwendischen Kunstverein begegnet, umso mehr. Die Kunsthalle in Gartow am See dürfte wohl die einzige sein, wo vorher das Gras gemäht werden muss, damit die Besucher einfach zum Eingang gelangen.


DER KUNSTRAUM ist im Zehntspeicher, einem historischen Fachwerkbau, des Grafen von Bernstorff untergebracht, der nur einen Steinwurf weiter im Schloss wohnt. Und das Wendland? Das ist da, wo die Natur explodieren kann, das Grün sich mutierend über die Flächen zieht, die Alleenbäume in ihren Kronen derart dicht zusammen wachsen, dass Straßen durch grüne Tunnel führen und wo die Nächte so dunkel sind, dass sie wahrlich nachtschwarz zu nennen sind. Und Gorleben ist auch nicht weit, aber das ist eine andere Geschichte.
   Hier also stellt Burkhard Driest (*1939) seine Bilder aus und der kundige Bürger wird sich seiner Person noch in einem ganz anderen Zusammenhang erinnern. Die Bonner Bundeskunsthalle zeigte kürzlich in einer großen Schau eine Hommage an Romy Schneider, die als deutscher Weltstar in die Filmgeschichte einging. Einem amüsierten wie entrüsteten Millionenpublikum ist unvergessen, wie bei einer TV-Talkshow die berühmte Schauspielerin Burkhard Driest beunruhigte und umgekehrt.
 

 

Der Zehntspeicher in Gartow, Ausstellungshaus des Westwendischen Kunstvereins

 

   Driest – der Mann, der als jugendlicher Revoluzzer mit seinem Schlagzeug zum Bürgerschreck wurde, als Jurastudent eine Bank überfiel und ins Gefängnis musste. Ein Querdenker, der mit Andy Warhol befreundet war, für Rainer Werner Faßbinder Drehbücher schrieb und in dessen Filmen spielte, der Romane, Musicals und Drehbücher wie am Fließband produzierte, ist ganz offensichtlich ein Mann mit vielen Talenten.
   Eins seiner größten allerdings blieb bis heute nahezu verborgen - die Malerei. Als er sieben Jahre alt wurde, richtete der Vater für ihn ein Atelier ein und als er siebzehn wurde, begann er professionell zu malen. Bis heute ist ein umfangreiches Werk entstanden, das wohnzimmertaugliche Formate nicht kennt. Nein, klein kann er nicht, der Maler Driest, der wilde, expressive, farbintensive, narrative Öl- oder Acrylbilder malt. Driest selbst charakterisiert sie als „eruptiv expressionistisch“. Es sind beeindruckende Bilder, impulsiv wie überraschend im gegenwärtigen Kunstdiskurs und bar jeden Mainstream-Gedankens. Vom Stilistischen her lässt er sich von namhaften Malern wie Bacon, van Gogh oder Gauguin inspirieren und sein handwerkliches Können ist breit.

 

Burkhard Driest während der Vernissage im Zehntspeicher

 

   „Als sorgfältiger Beobachter und konsequenter Chronist schafft Burkhard Driest verführerische Werke von suggestiver, mitreißender Dynamik und psychischer Direktheit. Ausdrücklich berührt er – empfindsam, zornig und bisweilen witzig – essentielle Bereiche und zeitlose Themen wie Schönheit und Erotik, Vergänglichkeit und gesellschaftliche Verantwortung“, schreibt der Kunsthistoriker und ehemalige Direktor der Deutschen Akademie Villa Massimo Rom, Jürgen Schilling, in einem Vorwort des zur Ausstellung erschienenen Katalogs.
   Bis heute hat sich Driest immer wieder möglichen Ausstellungen verweigert. Nur einmal zeigte der Regisseur Peter Zadek Driest-Bilder im Hamburger Schauspielhaus, und die Kollegin Mercedes Gil organisierte eine Driest-Schau in Wolfsburg. Die Ausstellung im Westwendischen Kunstverein kommt somit einer Premiere gleich.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „Burkhard Driest – Malerei“ ist bis zum 28. Juli 2012 zu sehen.
Zehntspeicher Gartow
Hauptstraße
29471 Gartow

Tel. 05846 / 1745
Öffnungszeiten
FR 15 – 19 Uhr
SA / SO 14 - 18 Uhr

 

 

 

©Text und Fotos: rheinische-art.de