ARCHIV 2013
Retrospektive im Museum Kunstpalast
Konrad Klapheck
Nein, er wollte nicht der 17.001 Künstler sein, der abstrakte Gemälde schafft. Es war die Zeit des Informel und die gegenstandslose Malerei stand im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch dies war nicht sein Ding, gestand sich der Student Konrad Klapheck (* 1935) ein. „Gefühl hat immer einen richtigen Stellenwert“, hat ihm sein Lehrer Bruno Goller an der Kunstakademie Düsseldorf gesagt, und Klapheck ging hin und vernichtete alle seine abstrakten Bilder. Gezielt wandte er sich von da an der Objektmalerei zu, ein Zitat des großen Abstrakt-Malers Willi Baumeister beherzigend: „Den Titel Künstler verdient nur der, der bereit ist, Risiko einzugehen und Neuland zu betreten.“
Im Museum Kunstpalast anlässlich der Ausstellung von Konrad Klapheck, mittig sitzend, vor seinem Bild Atlas © rART |
UND Klapheck malte abseits des gültigen Trends so ziemlich alles, was ihm begegnete: Objekte wie Bügeleisen, Telefone, Fahrräder, Nähmaschinen, Duschköpfe, Schaufelbagger und Schuhspanner, aber oft auch Tiere und Menschen. Besonders mit dem Aktzeichnen verbrachte er viel Zeit, aber das geschah von der Öffentlichkeit eher unbemerkt. Denn Klapheck erlangte mit seinen Maschinenbildern internationale Bekanntheit. Die Beschäftigung mit den technischen Gegenständen ließ den Künstler eine Leidenschaft für blinkendes Metall, eine Faszination für Licht und Schatten der Objekte entwickeln, die Dank einer verblüffenden Perfektion, einer Vorliebe für Präzision, ihren unverkennbar „klapheckschen“, Ausdruck findet. Seine erste Schreibmaschine entstand 1955.
Eine unerklärliche Wesenhaftigkeit ist den Maschinenbildern eigen. „Ein Bild ist fertig, wenn ich nichts mehr ändern oder zufügen möchte“, erläutert Klapheck, denn ganz so einfach ist die empfundene Leichtigkeit wie die Intensität beim Betrachten seiner Bilder nicht zu erzielen: er hat auch schon mal zwei Jahre für ein Bild gebraucht.
Ein surreales Moment, ironisch intoniert, offenbart sich in Bildtiteln wie „Die Fragwürdigkeit des Ruhms“ (ein auf den Sattel gestelltes Fahrrad), „Autobiographie“ (ein Motorrad), „Die Supermutter“ (eine Werkbank) oder – vielleicht eins der bekanntesten Werke von ihm - „Die Schwiegermutter“ (ein Dampfbügeleisen). Es ist bezeichnend für Klaphecks Werk: Unpersönliche Objekte tragen menschliche Titel.
Konrad Klapheck vor seiner "Autobiographie", 1983, Öl auf Leinwand, 229 x 370 cm ©rART |
Soweit kennt man den Künstler, fasziniert sein Œuvre Sammler und Ausstellungsmacher gleichermaßen. Dass der heute Endsiebziger auch als Lehrer gefragt war, war nur konsequent. Er folgte dem Ruf der Kunstakademie und kehrte an den Ort zurück, wo er selbst – er begann sein Studium 1954 - seine Ausbildung erhielt.
Heute widmet sich Konrad Klapheck weniger den Dingen als vielmehr den Menschen zu. Seit circa 1998 reflektiert der Künstler Jazzmusiker und ihre Umgebung und malt Menschen, zumeist nackt in erotischen Momenten. Viel Neues also für die Kunstgemeinde und die Sammler, die aber nicht durchweg von der aktuellen Performance des Künstlers Sujet überzeugt sind. Die „Maschinen“ sind ihnen zu lieb, um Änderungen zu wünschen. Doch das greift die Person Klapheck betrachtend zu kurz. Jazz gehört zu Klaphecks Leben – bereits als Schüler schrieb er für Zeitungen über Jazzkonzerte in seiner Heimatstadt Düsseldorf - und mit Aktmalerei begann sein Studium an der Kunstakademie.
Nichts Neues also für den Künstler? Wohl eher doch, denn wie er in einem Interview eingesteht - nachzulesen in einem „Buchkatalog“ wie Klapheck den Begleitband zur Ausstellung präzise nennt - weiß er zu Beginn eines Bildes selbst nicht genau, wohin es führen wird.
Dies mag damit zusammenhängen, dass seine Bilder inhaltlich autobiografisch zu betrachten sind, denn schon früh beschloss Klapheck „ ... ein ganzes System aus den Maschinenthemen aufzubauen und meine Biografie durch sie zu erzählen.“ Nun berichtet er malend weiter über sein Leben, aber diesmal mit Menschen.
► Der Wandel des Konrad Klapheck: In der musealen Retrospektive im Museum Kunstpalast sind seine Maschinenbilder, die Jazzbilder und die Menschenbilder aus seinen letzten Schaffensjahren zu sehen. Sie zeigt den ganzen Klapheck: den Maschinen- und Menschenmaler. Neben Gemälden werden auch Zeichnungen und Vorstudien zu ausgewählten Bildern präsentiert.
► Wer mehr über den Maler, seine Kunst und sein Leben erfahren möchte, dem sei der Buchkatalog „Klapheck – Bilder und Texte“, über, mit und von Konrad Klapheck empfohlen.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung „Konrad Klapheck, Bilder und Zeichnungen von 1955 bis heute“ ist bis zum 4. August 2013 zu sehen.
Museum Kunstpalast
Kulturzentrum Ehrenhof
Ehrenhof 4 – 5
40479 Düsseldorf
Tel. 0211 / 8990200
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr
DO 11 – 21 Uhr
Publikation
Konrad Klapheck – Bilder und Texte
184 Seiten, € 24,90
Herausgeber Kay Heymer, Beat Wismer, Museum Kunstpalast
Schirmer-Verlag, ISBN 978-3-7774-2040-0