Archiv 2013
HOMMAGE AN GOTTHARD GRAUBNER
Bilder, die „Auge und Seele
in Schwingung versetzen“*
„Schreiben Sie, dass die Besucher etwas Zeit mitbringen“, sagt Siegfried Gohr zum Ende seiner Ausführungen anlässlich der Gedenkausstellung des Malers Gotthard Graubner. Die Galerie der Kunstakademie Düsseldorf möchte mit ihrer Exposition „Magier der Farbe“ die Verbundenheit mit dem ehemaligen Professor der Akademie und ihren Respekt vor dem Maler, der im Mai 2013 verstarb, aufzeigen.
Gotthard Graubner, pi I, 1998/99, Acryl (Mischtechnik) auf Leinwand, Durchmesser 245 cm, Privatsammlung
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Das mit der Zeit hat einen guten Grund, denn die Ausstellung zeigt nicht möglichst viel von Graubner sondern möglichst wenig, so dass die einzelnen Werke „in den Raum hinein“ wirken, wie Gohr es ausdrückt. Man habe sich bemüht, „die Ausstellung so zu gestalten, wie Graubner es wohl selbst getan hätte.“ Und das bedeutet zuallererst, eine Atmosphäre der Ruhe zu schaffen. Bewusst wird darauf verzichtet, einen Überblick über das gesamte Œuvre des Künstlers zu zeigen. Die meisten der präsentierten, sehr großformatigen Gemälde sind in den letzten Jahren entstanden und hängen – dem Koloristen Graubner geschuldet - installativ, ausgehend von dunkelfarbigen Werken hin zu den hellfarbigen Arbeiten.
Auch international bekannt wurde der 1930 in Sachsen geborene Graubner mit seinen „Farbraumkörpern“, ebenfalls „Farbkissen“ genannt, und der intensiven Auseinandersetzung mit dem Medium Farbe. Der Künstler brachte keine Gegenständlichkeit auf die mit Synthetikwatte gepolsterte Leinwand, auch keine wilden Abstraktionen, sondern ließ in „koloristischer Meisterschaft“ die mehrschichtig aufgebrachten Farben ein meditatives, sensibles Moment in selbst feinsten Farbnuancen entwickeln. In ihrer höchsten Abstraktion, vielleicht kann man auch sagen – Vollkommenheit - , so scheint es, scheuen sie einen monochromen Eindruck nicht. Graubner schuf Werke, die die Aufmerksamkeit (und Zeit) des Betrachters verlangen.
Gotthard Graubner, luceo II + I, 2011, Acryl (Mischtechnik) auf Leinwand über Synthetikwatte auf Leinwand, je 252 x 253 x 10 cm, Privatsammlung |
Die von Gotthard Graubner so genuin beherrschte Farb-Balance wird zusätzlich mit experimentellen, mehrfarbigen Papierarbeiten aufgezeigt, die, mittig der Ausstellung separiert präsentiert, den erzeugten großzügigen Gesamteindruck der Farbraumkörper nicht unterbrechen. Alle Papierarbeiten sind aus den 1980er Jahren und tragen, anders als seine „Bildkörper“, keine Titel.
► Circa 20 Fotografien von Erika Kiffl, Manfred Leve und Benjamin Katz aus dem AFORK Düsseldorf dokumentieren Graubners künstlerische Arbeit seit den 1960er Jahren.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung „Gotthard Graubner – Meister der Farbe“ ist bis zum 26. Januar 2014 zu sehen.
Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung
Galerie der Kunstakademie Düsseldorf
Burgplatz 1
40213 Düsseldorf
Öffnungszeiten
MI – SO 12 – 18 Uhr
Gleichzeitig findet bis zum 19. Januar 2014 im Museum Kunstpalast Düsseldorf die Ausstellung „Hommage à Gotthard Graubner“ statt.
► Der Katalog zur Ausstellung in der Akademie-Galerie beinhaltet zum Vorwort von Siegfried Gohr die Trauerrede von Markus Lüpertz und ein Essay mit dem Titel „Formen aus Farben“ von Hans-Peter Thurn. ISBN 978-3-9813879-6-4
* Das Zitat im Titel ist dem Essay „Formen aus Farben“ von Hans-Peter Thurn entnommen.
©Fotos Akademie-Galerie, Düsseldorf