Archiv 2018
ATELIER LUMIÈRE PARIS
Kunst in 3D und XXL
Paris, die Stadt des Lichts, hat seit einigen Monaten einen neuen Leuchtturm. Aus einer ehemaligen Eisengießerei im 11. Arrondissement der Stadt wurde ein digitales Kunstzentrum mit einem „Multimedia-Schauraum“.
Kunstanimationen zwischen Säulen und in verborgenen Winkeln: Blick in die virtuelle Ausstellung, in der sich die Besucher frei bewegen können. Das Atelier des Lumière befindet sich im Pariser Architekturdenkmal „Eisengießerei“. Foto © culturespaces / Eric Spiller 2018 |
Die rund 3300 Quadratmeter umfassenden Hallen der 1835 gegründeten und seit Langem geschlossenen Gießerei Plichon bilden den Rahmen für großformatige Projektionen von Weltkunstwerken, sozusagen im XXL-Format.
Gustav Klimt Portrait der Wiener Salonnière Adele Bloch-Bauer im Atelier des Lumière, © culturespaces / Eric Spiller 2018
|
Diese Art der Bildtechnik und dynamischen Präsentation ist zwar keine gänzlich neue Idee. Der Raum des spezifischen Industrieareals mitten in Paris mit seinen Produktionshallen, Trockentürmen und Tanks bietet dem digitalen Bildwerk jedoch eine geradezu geniale und höchst beeindruckende Kulisse. Denn mit ihren übergroßen Wandbildern und der Nutzung hypermodernster Technik vermögen die Lichtspiele nicht nur neue, faszinierende Eindrücke von berühmten Kunstwerken zu vermitteln, sie werden damit selbst zu Kunst.
Immersive exhibition Klimt/ Schiele, Atelier des Lumière, © culturespaces / Eric Spiller 2018 |
Der Name dieser ersten digitalen Kultureinrichtung in Frankreichs Kapitale: Atelier des Lumière. Veranstalter ist „Culturespaces“, ein auf 3D-Projektionen spezialisierter privater Kulturakteur, der sich der Schaffung von Kunstzentren und der Organisation von immersiven, also eine virtuelle Realität erzeugenden, temporären und digitalen Ausstellungen verschrieben hat.
Mit dieser Art „Kunsterlebnis“ könne, so der Veranstalter, zwar nicht die Wirkung des Originals erreicht werden, einem großen Publikum jedoch ein Künstler und sein Werk nahegebracht werden. Das Unternehmen „Culturespaces“ hat einschlägige Erfahrungen mit derartigen illusorischen Stimuli.
Installation Poetic-Ai, Atelier des Lumière, culturespaces Foto © Ouchhh 2018 |
Ähnlich wie in Paris projiziert der Akteur seit 2012 in Les-Baux-de-Provence digital Kunstwerke in den ehemaligen Kalksteinbrüchen an die Wände („Carrière de Lumière“). Die Präsentationen dort wie an rund einem Dutzend anderer Kulturorte, unter anderen auch das Amphitheater von Nîmes, sind erfolgreich.
Die Les-Baux-Schau zieht seither jährlich rund 600.000 Besucher an. Auch Paris meldete bereits Rekordwerte. Seit Eröffnung des Atelier des Lumière im April haben sich annähernd eine halbe Million Menschen die digitale Kunstschau angesehen, deutlich mehr als erwartet worden war.
„Unser Wunsch ist es, eine andere und neuartige Erfahrung im Kunstverständnis anzubieten“, so der Veranstalter. Die heutige digitale Welt mache es möglich, mit all den Schwierigkeit fertig zu werden, die Ausstellungen mit bedeutenden Werken der Kunstgeschichte in der Regel verursachen, da die Objekte „oft zu zerbrechlich sind, um bewegt zu werden“, wie es bei "Culturespaces" heißt.
cpw
► Die Werke von Klimt, Schiele und Hundertwasser werden bis zum 13. November gezeigt. Danach folgen in einer neuen Schau Marc Chagall und Wassily Kandinski. In Bordeaux plant Culturespace eine Ausstellung in einem ehemaligen U-Boot-Bunker.
Atelier des Lumière
38, rue Saint-Maur
75011 Paris
Öffnungszeiten
Täglich 10 – 18 Uhr
FR, SA 10 – 22 Uhr
Metro: Linie 9 (Voltaire), Linie 3 (Rue Saint Maur) oder Linie 2 (Père Lachaise)