Archiv 2012
Fotografischer Diskurs
Architektur – Made in China
China ist in der gegenwärtigen Phase ein Gigant architektonischer Neuschöpfungen. Das Land hat sich in einem beispiellos hastigen Tempo die Aufgabe gestellt, in den nächsten 15 Jahren urbanen Wohnraum für 350 Millionen Menschen zu schaffen. Es entstehen neue Megastädte mit mehreren Millionen Einwohnern. Künstler, die mit ihrer Kamera in China unterwegs sind, erleben diesen atemlosen Prozess sehr unterschiedlich.
Frank Schoepgens, Beijing 014, 2002 |
DAS Museum für Angewandte Kunst (MAKK) nähert sich im Kölner China-Jahr mit seiner Fotografie-Ausstellung der gebrauchten Architektur auf besondere Weise. Die Schau basiert auf einer dialogischen Gegenüberstellung zeitgenössischer Architekturfotografien, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass die Fotografien alle in China entstanden sind. Doch sind sie einerseits von westlichen, überwiegend deutschen, andererseits von chinesischen Fotografen im künstlerischen und nicht rein dokumentarischem Zusammenhang gefertigt.
Peter Bialobrzeski, Neontigers 3, 2010
Michael Wolf, a39, 2005
Shao Yinong, Mu Chen, The Assembly Hall Series, Tongji, 2002-2004
Feng Yan, Corner Bonsai, 2006 |
Gebaute Umwelt
Architektur wird verstanden als der planvolle Entwurf einer von Menschen gebauten Umwelt. Soziale, historische, geografische und technische Bedingungen prägen sowohl Einzelgebäude als auch urbane Landschaften. Die ausgestellte Fotografie beschränkt sich deshalb nicht auf die Darstellung singulärer Bauwerke, sondern orientiert sich an den sozio-kulturellen und ästhetischen Folgen städtebaulicher und industrieller Baumaßnahmen.
Kulturelle Unterschiede
Die Mehrzahl westlicher Fotografen interpretiert die urbanen Strukturen in der Nachfolge der klassischen historischen Reisefotografie: einerseits staunende Betrachtungen des utopischen urbanen Raumes, andererseits bewusster Rückzug auf Metaphern von historisch und nostalgisch interpretierenden Bildausschnitten.
Die chinesischen Fotografen, von denen sehr viele in Europa und den USA studierten und die internationale Bildsprache längst beherrschen, fokussieren sich dank ihrer originären Kulturkenntnisse oft sehr konzentriert auf die Darstellung der Auswirkung des urbanen Umbaus auf Individuum und soziale Mikrostrukturen.
In der Gegenüberstellung zeigt sich die unterschiedliche Wahrnehmung nicht nur hinsichtlich der architektonischen Umgebung, sondern auch in der Darstellung von Menschen. Viele westliche Fotografen neigen dazu, Chinas Bewohner als Teil einer anonym erscheinenden Massengesellschaft zu interpretieren, während die chinesischen Künstler gerade die individuellen Wechselwirkungen zwischen Menschen und ihrer architektonischen Umgebung eindringlich visualisieren.
► Teilnehmende Künstler
Birdheads, Chen Xiaoyun, Feng Yan, Jian Pengyi, Luo Yongjin, Shao Yinong und Mu Chen, Song Tao, Weng Feng, Xiang Liqing, Yang Zhenzhong, Zhenchen Liu, Zhou Zixi
Peter Bialobrzeski, Martin Claßen, Harald Fuchs, Candida Höfer, Nadav Kander, Ben Plefka, Tania Reinicke, Frank Schoepgens, Petra Stockhausen, Michael Wolf
Franziska Bradl
Die Ausstellung „Architektur – Made in China“ ist bis zum 25. November 2012 zu sehen und wurde kuratiert von Norbert Moos. Es ist eine Gastausstellung der IPK (Internationale Photoszene Köln), die im September 2012 auch das Photofestival Köln zeitlich parallel zur alle zwei Jahre stattfindenden Photokina organisiert.
MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln
An der Rechtschule
50667 Köln
Tel. 0221 / 221-23860
Öffnungszeiten
DI – SO 11 - 17 Uhr
1. DO im Monat 11 - 22 Uhr
©Fotos MAKK / Künstler