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Mensch
Anette Maiburg – Flötistin und Weltmusikerin
„Spannend, berührend und von ungeheurer Faszination ...“ titelt die Süddeutsche Zeitung, „Sphärenklänge voller Zartheit ...“, bemerkt der Kölner Stadtanzeiger und die Westdeutsche Zeitung kommentiert: „Die Flötentöne (...) verzaubern schon hier, leicht gleitend, mit großem Atem, vogelgleich. Mal Nachtigall, mal Kolibri und in den modernen Improvisationen als abstrakter Raubvogel.“ Es ist die Flötistin Anette Maiburg, über die so anerkennend und begeistert in den Medien berichtet wird. Die rheinische ART. traf die Künstlerin zum Gespräch.
IHR SPIEL ist berückend. Eine große Anerkennung ihrer Kunst erfuhr sie 2009, als sie mit dem Ensemble „Classica Cubana“ mit dem ECHO-Klassik, einem der etabliertesten Musik-Awards, ausgezeichnet wurde. An diesem Abend in Dresden wurde ihr Name zusammen mit weltberühmten Namen genannt: Placido Domingo, Anne Sophie Mutter, Dresdner Sinfoniker, Daniel Barenboim. Nicht alle Preisträger tragen im Rahmen der ECHO-Feierlichkeiten ihre Kunst vor, doch Maiburg spielte. Sie stand auf den traditionsreichen, ja mystischen, Brettern der Semper Oper und spielte mit den anderen Ensemblemitgliedern Joaquin Clerch (Gitarre) und Pancho Amat (Tres) ein Stück aus ihrer CD „Classica Cubana“, für die Anette Maiburg anschließend den ECHO entgegen nahm. Da das ZDF die Gala live aus der Semper Oper übertrug, wurde „Classica Cubana“ einem Millionenpublikum vorgestellt. Es war ein Abend, an dem die Künstlerin nicht aufhörte, zu lächeln. Die Musik „Classica Cubana“ war für das Niederrhein Musikfestival im Rhein-Kreis Neuss unter der künstlerischen Leitung von Maiburg komponiert und 2007 dort uraufgeführt worden. 2008 wurde die Musik von dem Label Dabringhaus & Grimm eingespielt, die die CD auch der Auswahlkommission für den ECHO vorstellte. „Von meinem Label bekam ich dann einen Anruf und mir wurde gesagt, ich solle den Sekt kalt stellen. Es gibt etwas zu feiern.“ Anette Maiburg sagt dies mit Stolz. Zurecht, denn nichts ist bestätigender für einen Künstler, wenn seine Idee nicht nur von einer musikinteressierten Öffentlichkeit, sondern ebenso von den Fachleuten der Branche anerkannt und wie in diesem Fall sogar ausgezeichnet wird.
- Am Anfang stand das klassische Orchester -
Nach ihrer Ausbildung an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf spielte sie als Flötistin in verschiedenen klassischen Orchestern, war bei Einspielungen und auf Tourneen mit dabei. Doch die Musikerin wollte mehr. Die klassischen Musikstücke gaben ihr nicht das Gefühl, ihr Musikinstrument, die Flöte, für sich ausschöpfen zu können. „Alle guten, traditionellen und bekannten Stücke sind schon mehrfach von anderen Musikern herausragend gespielt und interpretiert worden. Ich wollte nicht einfach noch eine weitere Version schaffen, sondern etwas Neues“, erzählt Maiburg. Über die Begegnung mit den Musikern des Trios Voyage, das Programme vom Barock bis hin zum Jazz gestaltet, entstand ihre Begeisterung für die außergewöhnliche Ensemblebesetzung Flöte, Gitarre und Bass. Diese Musik inspirierte die Künstlerin dazu, sich weiterhin mit Improvisation und neuen Klangmöglichkeiten auf ihrem Instrument zu beschäftigen. Sie fand den Weg zur „Weltmusik“, wie sie die Kombination und Verschmelzung landestypischer Musik anderer Kulturräume, vorrangig die der mittel- und südamerikanischen Länder, mit der klassischen Musik bezeichnet.
- Ein eigenes Festival -
Als Mitglied verschiedener Ensemble und Orchester war sie mit den Gepflogenheiten und Anforderungen der Organisatoren von Musikfestivals an die Künstler vertraut. Sie wusste, dass es kaum die Chance gab, etablierte Veranstalter für ihre Idee eines Festivals für diese Weltmusik zu gewinnen. Das Konzept enthielt erstmal einige organisatorische Unwägbarkeiten – immerhin müssen die Künstler teilweise sehr kurzfristig aus dem außereuropäischen Ausland anreisen - und zu groß war der Anteil der zum Gelingen dieser Musik so wichtigen Improvisation. „Ich war allerdings davon überzeugt, ja, ich wusste, dass ein solches Festival nicht wagnisreicher ist als ein traditionelles“, sagt Maiburg. „Das kann ich sagen, weil ich die Leute, die Musiker, kenne. Sie alle sind Profis, auf ihren Instrumenten Meister und in ihren Ländern Stars. Ich wusste, das es funktionieren kann.“ Auslöser für die Idee des Niederrhein Musikfestivals war ein Besuch auf Schloss Dyck, einem mittelalterlichen Wasserschloss mit großzügiger Parkanlage in der Gemeinde Jüchen. „Ich war spontan von den Örtlichkeiten begeistert“, erzählt sie, und: „Wo gibt es das denn noch, ein geschlossener Innenhof. Vier Wände und oben offen! Die Akustik überzeugte mich sofort.“ Sie wusste, dass sie hier an einem für ihre Festivalidee sehr geeigneten Platz stand.
- Das Niederrhein Musikfestival -
Die Musikerin gründete das Niederrhein Musikfestival gemeinsam mit ihrer Partnerin Susanne Geer, die für die organisatorischen Belange zeichnet. Sie selbst übernahm die künstlerische Leitung und 2005 organisierten die beiden das erste Niederrhein Musikfestival. Was mit fünf Konzerten an vier Tagen vorsichtig begann, hat sich inzwischen zu einem wichtigen Kulturfaktor des Rhein-Kreises Neuss und der Region entwickelt.
- Weltmusik -
„Diese Musik ist niemals ohne Herz zu spielen“, schwärmt Maiburg. „Es ist auch für mich eine Herausforderung. In den Ländern wie Kuba und Argentinien wird die Musik selbstverständlich auf landestypischen Instrumenten gespielt. Und die haben ihre eigenen Gitarren. In Kuba ist es die Tres, in Venezuela die Quadro. Während die Tres sehr dominant ist, füllt die Quadro mehr die Musik. Mit meiner Flöte brechen wir die traditionellen Formation auf, machen die Musik feiner, und mit der kompositorischen Bearbeitung der Stücke geben wir dem Ganzen einen klassischen Touch.“ Und zum Thema Weltmusik: „Man denkt ja immer, die Welt sei erst seit ein paar Jahren offen, aber das ist gar nicht so. In der venezolanischen Musik gibt es sehr viele Einflüsse von spanischer Musik. Die Musik, das merkt man sofort, ist ganz stark beeinflusst vom Flamenco, aber auch afrikanische Einflüsse existieren. Und was ich besonders spannend finde, ist, dass Venezuela als ehemaliges Auswanderungsland vieler Deutscher den Wiener Walzer kennt. Der Walzer spielt eine sehr große Rolle in der Musik Venezuelas. In den verschiedensten Formen.“
Mehr Informationen zum Niederrhein Musikfestival hier auf dieser Seite unter https://www.rheinische-art.de/cms/topics/musikalische-perlen-niederrhein-musikfestival.php
Das Gespräch führte Irmgard Ruhs-Woitschützke Fotos: Niederrhein Musikfestival ©rheinische-art.de
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