Archiv 2010: aus "Kunst erleben"
In der Galerie der Kunstakademie Düsseldorf
Variationen zur Zeichnung: Mit Kopf und Hand
Zur Quadriennale, dem Kunstfest Düsseldorfs, bestätigt die Galerie den Ruf der Akademie als kreative Keimzelle mit einer thematisch außerordentlichen Ausstellung. Sie rückt eine Auswahl Zeichnungen ihrer Professoren, allesamt aus dem Besitz der Kunstakademie, in den Blickpunkt. Darüber hinaus präsentiert sie die Zeichnung, das ist das Besondere, als eigenständiges künstlerisches Medium.
Die Akademie
Als Zentrum der künstlerischen Avantgarde im Rheinland ist leicht die Kunstakademie Düsseldorf ausgemacht. Bereits im 18. Jahrhundert von Kurfürst Carl Theodor gegründet, entwickelte sich das Institut nicht gerade zu einem Hort kultivierter höfischer Umgangsformen. Seit jeher setzen sich die Künstlerprofessoren unverändert heftig und kontrovers darüber auseinander, welcher Lehrstuhl signifikanter, welche Disziplin bedeutender und welche Lehrmethode – ob konventionell oder progressiv - die bessere sei, um charismatische und avantgardistische Künstlerpersönlichkeiten heranzubilden.
Jörg Immendorf, o.T., 2002, 59 x 42 cm, © Jörg Immendorff courtesy Galerie Michael Werner
Siegfried Anzinger, Ohne Titel, 2007, 28,7 x 21 cm, © Siegfried Anzinger |
Die lebendig geführten Diskussionen fanden immer auch bei der kunstsinnigen Bevölkerung einen Nährboden. Die Bürger diskutierten einfach mit und deshalb ist bis heute die Kunstakademie losgelöst von ihrem angestammten Territorium, einem im Renaissancestil erbauten eindrucksvollem Gebäude, zu sehen. Ihre Wirkung reicht nach wie vor räumlich wie ideell sehr viel weiter.
Künstlerpersönlichkeiten als Lehrer
Über die Jahrhunderte hat sich die Akademie in viele bekannte Künstlerbiografien eingeschrieben, denn die lehrenden Professoren waren stets Künstlerpersönlichkeiten aus der ersten Reihe, namhaft und bedeutend. Die auch in der Öffentlichkeit ausgetragenen Dispute über Konvention und Freiheit bei der Schaffung visuell wahrnehmbarer Kunst und die Auseinandersetzung über das bessere „Wie“ gehören ohne Zweifel zu den ideellen Stützpfeilern des Düsseldorfer Instituts.
Siegfried Gohr schreibt in einem Essay in der anlässlich der Eröffnung der Quadriennale 2010 herausgegebenen Publikation „Kunstgegenwärtig – Erinnerungen an die Gegenwart“: „Die Strahlkraft der Akademie lässt sich nicht nur in den Sammlungen der Museen der Welt überprüfen, sondern auch in der 2005 eröffneten 'Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung', die Werke von Professoren und erfolgreichen Studenten der Akademie sammelt ...“.
Die Zeichnung
Mit ihrer wirkungsstarken Ausstellung „Mit Kopf und Hand“ präsentiert die Akademie-Galerie nicht allein die kreativen Potentiale ihrer auch international anerkannten Lehrer und Schüler, sondern untermauert die gewachsene Anerkennung der Zeichnung als eigenständiges künstlerisches Medium.
Die Präsentation löst die Zeichnung nicht aus ihrem Kontext einer Entwurfsarbeit völlig heraus, doch betont sie ihre außerordentlichen kreativen Stärken. Mit ihr bringt der Künstler die anfängliche Idee eines Bildes in eine erste visuelle, oft aufregende Form.
Zeichnungen wohnt immer ein auch experimenteller Charakter inne, lässt doch dieses Medium dem Kunstschaffenden Raum für Spontaneität und Unmittelbarkeit und zeigt abstraktes, systematisches wie konzeptionelles, aber auch suchendes Denken auf.
► Diese Position wird mit der Präsentation weiterer Arbeiten von den Malern E.K. Kirchner, Francis Picabia, Henri Michaux, Roy Lichtenstein und des Bildhauers David Smith bestärkt.
Franziska Bradel
Die Ausstellung ist bis zum 16.01.2011 zu sehen.
Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung
Burgplatz 1
40213 Düsseldorf
Öffnungszeiten
MI – SO 12 – 18 Uhr
Tomma Abts, Siegfried Anzinger, Joseph Beuys, Anthony Cragg, Peter Doig, Franz Eggenschwiler, Helmut Federle, Jörg Immendorff, Konrad Klapheck, Dieter Krieg, Markus Lüpertz, A.R. Penck,Tal R.,Gerhard Richter, Fritz Schwegler, Rosemarie Trockel u.a.