rheinische ART
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rheinische ART 11/2016

Archiv 2016

AKADEMIE-GALERIE
Die abstrakte Kuh

 

Es ist der so unübertreffliche Ewald Mataré, der sich mit den ewig und ruhig malmenden Wiederkäuern auf den niederrheinischen Weiden beschäftigte. Der Künstler hat seine Kuh-Modelle in Bronze gegossen und eine Reihe ungewöhnlicher Skulpturen geschaffen. Sein „Abstraktes Kälbchen“ von 1945, eine kleine kubistische Bronzeplastik, gehört zu den Auftaktwerken der Ausstellung Die Erfindung der Abstraktion in der Akademie-Galerie Düsseldorf.

 

Abstraktes Kälbchen 1945, H: 2,6 cm, B: 12,4 cm, T: 6,8 cm. Foto © rART 2016

 

Ewald Mataré zählt zu den Professoren der international renommierten Künstlerschmiede Kunstakademie. Mataré lehrte zunächst von 1932 bis 1933, erhielt dann ein politisch motiviertes Lehrverbot wegen „entarteter Kunst“ und kam an das Haus erst 1945 wieder zurück. Er wirkte bis 1957 und seine bekanntesten Schüler waren Joseph Beuys und Erwin Heerich.

     Seinem „Kälbchen“ praktisch gegenüber an der Wand platzierte Robert Fleck ein Werk des Malers Paul Klee, der, vom Dessauer Bauhaus kommend, sich ebenfalls stark mit der Form in der Kunst auseinandersetzte. Klee unterrichtete von 1931 bis 1933 an der Düsseldorfer Akademie, wo er mit seinen Schülern einen Klassenraum (heute Raum 120) sowie ein Privatatelier (heute Raum 121) bezog.


Interessante Interna Vanessa Sondermann hat für die Ausstellung einige interessante Interna recherchiert. Sie schreibt: „Über seinen Unterricht schrieb Klee: 'Heute begann ich mit dem Unterricht mit dem neuen Schüler. Er muß Elementares lernen, weil der Vorunterricht hier sich nicht mit dem Abstracten befaßt; das wird ganz interessant, was er dabei profitieren wird.' Klee hielt zu seinen Kollegen eine 'reservierte Distanz', schrieb ein ehemaliger Student der Akademie, jedoch als Ewald Mataré durch Klees Vermittlung an die Akademie berufen wurde, schrieb dieser freudig seiner Frau: ' (...) er ist ein netter frischer Mensch, das tut diesem Hause gut, (...)'.“

 

Ausstellungsansicht mit K.O. Götz und Albert Oehlen, Foto © rART 2016


Mit Klee und Mataré hatten bereits vor dem Zweiten Weltkrieg zwei Künstler der Düsseldorfer Akademie den Weg in die Abstraktion betreten. Doch „abstrahiert“ wurde von anderen Künstlern auch schon vorher und an anderen Orten. Ein Blick westwärts nach Paris reicht. Diese Kulturmetropole präsentiert aus ihrem überreichen Fundus immer neue Schauen über und zur Entwicklung der Abstraktion in der Kunst, ohne diese allerdings unbedingt im Titel zu tragen. Einige Stichworte: Kubismus, Suprematismus, Picasso, Malewitsch, Giacometti, Kandinsky ...

 

Installationsansicht Silke Albrecht (o.T. 2016, Tusche,Lack und Spray auf Baumwolle) Foto © rART 2016


Die Erklärung, was Abstraktion ist, würde an dieser Stelle einem Parforceritt durch die Kunstgeschichte der letzten geschätzt 150 Jahre gleichen. Doch bezogen auf die Ausstellung in Düsseldorf, die die Abstraktion am Hause ab 1931 bis 2016 meint, soll die Kurz-Definition der Akademie hier gelten: „Zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Weg zur abstrakten Kunst bereits mit dem Impressionismus eindeutig beschritten und er führte die abendländische Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Abstraktion. (...) In der modernen Kunst bezeichnet der Begriff 'abstrakt' zwei unterschiedliche Formen: Die von jeder gegenständlichen Anspielung freie Kunst und die Kunst, die noch Elemente der sichtbaren Welt als Hinweis auf bestimmte Bildbedeutungen bewahrt.“

 

Die Erfindung der Abstraktion an der Kunstakademie (1931 - 2016), hier Chris Reinecke, Foto © rART 2016


So kann man denn eintauchen in die abstrakte Welt der Akademieprofessoren und namhafter Absolventen des Hauses. Und die Auswahl ist bemerkenswert. Blinky Palermo ist neben Manfred Kuttner zu finden, Norbert Krickes zurück genommene Skulptur ist fast übersehbar ob der großen Namen an den Wänden, zu denen natürlich Gotthard Graubner und K.O. Götz, ein führender Vertreter und eine Schlüsselfigur des deutschen Informel, zählen.
     So gebündelt ist es interessant, die Beziehungsgeflechte zwischen Lehrern und Schülern zu betrachten. Götz unterrichtete Rissa, Gerhard Richter, Sigmar Polke oder Manfred Kuttner. Blinky Palermo und Imi Knoebel studierten bei Joseph Beuys, Gotthard Graubner und Raimund Girke bei Georg Meistermann, Chris Reinecke bei Gerhard Hoehme. Die aktuellen Absolventen 2015, denen jeweils eigene Räume in der Schau gewidmet sind, Silke Albrecht und Paul Czerlitzki, lernten bei Andreas Gursky beziehungsweise Katharina Grosse und zeigen die jüngsten abstrakten Positionen der Akademie. Pia Fries und Michael von Ofen, der mit mehreren Werken und mit seiner „Fragmentmalerei“ sehr bezeichnend für abstrakte Malerei vertreten ist, studierten bei Gerhard Richter. Von Ofen ist heute Professor für Malerei an der Kunstakademie in Münster.

 

Die Erfindung der Abstraktion in der Akademie-Galerie (1931 - 2016), hier eine Installationsansicht von Pia Fries und Michael von Ofen. Foto © rART 2016


 Etwa die Hälfte der ausgestellten Werke ist Teil der von Siegfried Gohr aufgebauten „Neuen Sammlung“ der Kunstakademie Düsseldorf. Leihgaben stammen von den Künstlern, der Kunstsammlung NRW und den Galerien Beck & Eggeling/ Düsseldorf sowie Johann König/ Berlin.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „Die Erfindung der Abstraktion – Kunstakademie Düsseldorf 1931 bis 2016“ ist bis zum 29. Januar 2017 zu sehen.
Akademie-Galerie- Die neue Sammlung
Burgplatz 1
40213 Düsseldorf
Tel. 0211 / 1396-223
Öffnungszeiten
MI – SO 12 – 18 Uhr

 

Weiterführende Links zum Thema:

 

- Ewald Mataré
- Paul Klee
- Joseph Beuys
- Erwin Heerich
- Gotthard Graubner
- Blinky Palermo
- Manfred Kuttner
- Gerhard Richter
- Raimund Girke
- K.O. Götz
- Kasimir Malewitsch
- Abstrakter Expressionismus und Informel

 

 

 

 

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