rheinische ART
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rheinische ART 02/2018

Archiv 2018

GELESEN: ADOLF BUSCH
Der prinzipientreue Geiger

 

Adolf Busch (1891–1952) galt zu Lebzeiten als der bedeutendste deutsche Geiger. Seine Interpretationen der Werke von Bach, Beethoven und Reger gelten heute als legendär.

 

Adolf Busch um 1918 Foto © ZVG, Fotoquelle Librum Verlag Basel

 

Zwischen den Weltkriegen prägte er als Solist, als Leiter des 1913 gegründeten, berühmten Busch-Quartetts und im Duo mit dem Pianisten Rudolf Serkin das Musikleben in Zürich.

     Busch war als Gegner der Nationalsozialisten im April 1933 in die Schweiz emigriert und wohnte in Riehen bei Basel. Kein auswärtiger Musiker trat so häufig in der Zürcher Tonhalle auf wie er. Der Bruch mit dem NS-Staat, in dem er sich weder aufhalten noch auftreten wollte, prägte sein Leben und seine Karriere.

     Die Nazi-Ideologie bekämpfte Busch aus voller Überzeugung und lehnte es - politisch unbestechlich - nach 1933 konsequent ab, in Hitler-Deutschland aufzutreten. Dies beschreibt eindrucksvoll Dominik Sackmann in dem soeben erschienenes Werk „Einswerden von Schaffen und Nachschaffen. Adolf Busch in Zürich“. Gleichzeitig wirft die Publikation einen bemerkenswerten Blick auf die in NS-Deutschland herrschenden subtilen und offenen Repressionen in der Musikwelt, auf Bedrohungen, Intrigen und Konkurrentenneid.

     Buschs Weigerung basierte, wie der Buchautor schreibt, "auf rein menschlichen Überlegungen". Denn er war nicht wie "viele andere Fälle Opfer eines von den Nationalsozialisten auferlegten Auftrittsverbotes" geworden. Ganz im Gegenteil: Den schon damals berühmten Geiger und Kammermusiker umwarben die Berliner Machthaber gleichwohl beharrlich, Hitler sprach von „unserem deutschen Geiger“, jedoch vergebens.

 

Buchcover Foto © Librum Verlag Basel 2018. Darstellung: Adolf Busch nach Alfred Heinrich Pellegrini (1881-1958) Kunstmusseum Basel

 

1935 wurde Busch Schweizer Bürger, emigrierte 1939 erneut, diesmal in die USA, und kehrte nach 1947 immer wieder in die Schweiz zurück. Adolf Busch war auch als Komponist bekannt. Ein Blick auf jene Werke, die im Zusammenhang mit dem Zürcher Musikleben entstanden, zeigt aber, dass er als Schöpfer eigener Musik weniger Erfolg hatte.

     Die Neuerscheinung widmet sich speziell der Rolle des als überaus integer gelten deutschen Musikers und Komponisten in der schweizerischen Musikszene der Dreißigerjahre.

     In Zürich trat Busch in jenen Jahren in mehr als 120 Konzerten auf und brachte dort auch drei eigene Werke zur Uraufführung. Anhand von Korrespondenzen und Zeitungsberichten vermittelt das Buch Eindrücke von Buschs Wirkung auf die unmittelbaren Zeitgenossen, unter ihnen der Schriftsteller Thomas Mann, die Geigerin Stefi Geyer, der Zürcher Dirigent Volkmar Andreae und der Winterthurer Musikmäzen Werner Reinhart.


Adolf Busch wurde am 8. August 1891 im westfälischen Siegen geboren. Erste musikalische Kontakte vermittelte ihm sein familiäres Umfeld: Der Vater war Instrumentenbauer und betrieb eine Musikalienhandlung. Gemeinsam mit seinem Bruder Fritz erlernt er mehrere Instrumente, von der Piccoloflöte bis zum Kontrabass.

     Seine rheinischen Jahre begannen 1902, als er am Kölner Konservatorium Unterricht in Violine erhielt, sechs Jahre später auch in Komposition bei Hugo Grüters in Bonn. Als Geiger prägte ihn der Kölner Gürzenich-Kapellmeister Bram Eldering, als Komponist orientierte sich Busch an seinem Idol Max Reger. Mit 21 Jahren wurde Adolf Busch 1912 Konzertmeister des Wiener Konzertverein-Orchesters (den heutigen Wiener Symphonikern). 1918 folgte eine Professur in Berlin.

 

Das Busch-Quartett (v.l.): Adolf Busch, Göla Andreasson, der Bruder Hermann Busch und Karl Doktor (ca. 1930). Bildquelle: Robert Spreng, Max-Reger-Institut, Karlsruhe


Zu seinen Schülern zählte in den Sommern 1929 und 1930 unter anderem der als junges Musikwunderkind bezeichnete Yehudi Menuhin (1916-1999). Dessen rasante Entwicklung auf der Musikerleiter beförderte Busch zwar nicht und zu "einer tiefer gehenden Beziehung zwischen den beiden Geigern" sei es nicht gekommen. Jedoch lehrte er den späteren grandiosen Violinvirtuosen die penible Beachtung von Punkten und Noten. 

     Menuhin erinnerte sich einmal, dass Busch ihm den Respekt für Urtexte vermittelt habe und dass man „die Zeichen beobachten“ müsse, die der Komponist einem gebe. „Das hat mir Busch gegeben. Auch mit einem Enthusiasmus. Busch war romantisch-deutsch.“
     International feierte Adolf Busch Triumphe als Geigen-Solist in Wien, Berlin und London sowie auch mit dem legendären Busch-Quartett. Das Streich-Ensemble wurde erst im Jahre 1952 endgültig aufgelöst, es bestand somit 39 Jahre. Nach seiner Übersiedlung in die USA begründete Adolf Busch dort die School of Music in Marlboro, eine der zentralen Musik-Studienstätten der Vereinigten Staaten.
rART/K2M


Literaturhinweis:
Dominik Sackmann
Einswerden von Schaffen und Nachschaffen. Adolf Busch in Zürich.

LIBRUM Publishers & Editors, Basel und Frankfurt am Main, 2018

224 Seiten Hardback, ISBN 978-3-906897-14-1, 38 €

 

 

 

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