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rheinische ART 06/2024

Archiv 2024

ABSTRAKTION
Nicht viel zu sehen

 

Das klingt nicht gerade verlockend: „Nicht viel zu sehen“, und doch ist es der Titel eines der spannendsten Gemälde in der gleichnamigen Ausstellung zur abstrakten Kunst im Von der Heydt-Museum in Wuppertal. Gemalt hat es Jean Fautrier 1959.

 

Jean Fautrier Nicht viel zu sehen, 1959, Mischtechnik auf Papier auf Leinwand 90 x 147 cm, Von der Heydt-Museum Wuppertal © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Fautriers Werk gilt als ein bedeutendes Beispiel informeller Malerei. Doch was ist überhaupt abstrakte Kunst? Man ist versucht zu sagen, dass Definitionen dieses Begriffes so vielzählig sind wie kluge Menschen sich darüber Gedanken gemacht haben.

 

Max Ernst Zwei anthropomorphe Figuren, 1930, Öl auf Leinwand 66 x 54 cm, Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum Wuppertal © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Es gibt nicht die eine gültige Regel. Darf ein abstraktes Werk einen Titel tragen? Ist ein abstrahiertes Kunstwerk, in dem Gegenständliches noch sichtbar oder erahnbar ist, ein abstraktes Werk?
     Die abstrakte und gegenstandslose Kunst entstand Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Bewusstsein heraus, dass Malerei und Skulptur mehr können als die naturgetreue Abbildung. Abstraktion stand auch für Fortschritt, Modernität und gesellschaftspolitische Revolution. Sie bedeutete einen Bruch mit allen formalen Konventionen.
     Dass die Möglichkeiten auch im 21. Jahrhundert noch nicht ausgeschöpft sind, zeigen die Positionen zeitgenössischer Kunst in der Schau. Es ist eine Sammlungspräsentation, die 90 Werke umfasst, davon sind sieben Skulpturen.

 

Frank Nitsche NOT-17-2006, 2006, Öl auf Leinwand 201 x 290 cm, Schenkung Renate und Eberhard Robke Stiftung Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum Wuppertal © Frank Nitsche, Gebr. Lehmann, Dresden


Es gibt Wechselbeziehungen zwischen figurativen und gegenständlichen Ansätzen einerseits, betont das ausstellende Haus, und „der ungegenständlichen beziehungsweise abstrakten Kunst andererseits“. Um diese Wechselbeziehungen geht es, wollen die Kuratoren diese erlebbar machen indem sie beispielsweise die historische Schlüsselfigur Max Ernst auf einen aktuellen Künstler wie Pius Fox treffen lassen. Oder indem sich Werke von Amédée Ozenfant und Toulu Hassani, von Jean Dubuffet und Hansjörg Voth, von George Mathieu und Katharina Grosse begegnen. Die Abstraktion, das wird deutlich, ist ein lebendiger und offener Prozess mit vielen Beteiligten.

 

Hans Arp Träumender Stern, 1958, Bronze 96 x 82 x 48 cm, Von der Heydt-Museum Wuppertal, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Die Schau trägt im zweiten Titel „Wege der Abstraktion 1920 bis heute“. Die Abstraktion in der als klassische Moderne bezeichneten Epoche war bereits damals umstritten. Das Museum formuliert dazu: „Unterschiedliche Ideen stehen am Anfang der abstrakten und abstrahierenden Malerei ... Die Idee, dass ein Gemälde allein aus Farben und Linien auf Leinwand bestehe und darüber hinaus keine Bedeutung hat, entstand im Umkreis der De Stijl-Bewegung (mehr) der 1920er Jahre.“ Mondrian (mehr) war einer dieser Protagonisten.

 

Amédée Ozenfant Weltall mit Himmelskörpern, um 1927, Tempera/Papier/Pappe auf Sperrholz 98 x 51 cm, Von der Heydt-Museum Wuppertal © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Künstler wie Paul Klee (mehr) und Wassily Kandinsky (mehr) nahmen für ihre abstrakten Werke ebenfalls nicht den realen Gegenstand in den Blick, sondern wollten mehr, griffen die Gedanken- wie Gefühlswelt auf, bezogen die Vorstellungskraft mit ein, respektierten das Unbewusste, Fantastische, schlossen das Mystische nicht aus und gaben der Assoziation Raum. Kandinskys Veröffentlichung „Das Geistige in der Kunst“ gilt bis heute als Standartwerk.


Auf eine Wand im Museum steht geschrieben: „Maler und Malerinnen erproben die verschiedenen Wege, sich von dem, was man sieht, zu lösen, um zu abstrahieren. Es geht ihnen darum, verborgene geistige oder emotionale Wirklichkeiten aufzuspüren. Dem Materialismus der modernen Gesellschaft stellen sie damit eine neue Spiritualität und die Idee einer allgemeingültigen, ewigen Schönheit entgegen.“
rART/ruwoi

 

Die Schau „Nicht viel zu sehen. Wege der Abstraktion 1920 bis heute“ ist bis zum 01. September 2024 zu sehen.
Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
42103 Wuppertal
Tel. 0202 / 5636397
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr
DO 11 – 20 Uhr

 

 

 

 

 

 

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