rheinische ART
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rheinische ART 02/2012

 

ARCHIV 2012
A Bigger Picture - von London nach Köln

 

Wahre Größe

 

Plakat zur englischen Ausstellung, die jetzt im Museum Ludwig zu sehen ist

 

Der große David Hockney (*1937), der unbestritten zu den bekanntesten Malern der Gegenwart zu rechnen ist, ist immer wieder für Überraschungen gut. Von der Londoner Royal Academy of Arts kommend sind seine großen wie großartigen Bilder seit einiger Zeit im Museum Ludwig zu sehen. Bereits über 100 000 Besucher meldeten die Kölner Ausstellungsmacher. Keine Frage: die leuchtend farbigen und gigantischen Landschaftsbilder Hockneys sind ein Fest für´s Auge.

 

DER 74-jährige Star der britischen Pop-Art, der einst im Kalifornien der 60er-Jahre einzigartige Swimmingpool- und Badebilder schuf, die wie die bildgewordenen Klänge des Mamas & Papas-Songs „California Dreamin´“ wirken und ihn weltberühmt machten, zeigt sich im Alter heimatverbunden. In East Yorksshire, wo er geboren wurde und wo er seit einigen Jahren wieder in dem Nordseebad Bridlington wohnt, ist er zum Landschaftsmaler geworden. Die hier in den letzten acht Jahren von Hockney geschaffenen wunderbaren Landschaftsgemälde bilden den Kern der Ausstellung unter dem Titel „A Bigger Picture“.

 

 

David Hockney "Garrowby Hill", 1998, Öl auf Leinwand, 152 x 193 cm © David Hockney, Collection Museum of Fine Arts, Boston Photo: Prudence Cuming Associates

 

Farbpatchwork

 

Was auf den Besucher einstürmt, ist ein wahres Farbenfestival. Felder, Wälder, Büsche, Hohlwege und flache Gehölze, Gärten, Häuser und Holzberge, alles in Großformaten, in heiteren und frischen Kolorits, vor Energie sprühend, auch strahlend leuchtend in Orange, Magenta, Rosa, in Giftgrün und Schieferblau.

   Manche Motive hat der Künstler gleich mehrfach dargestellt: zu verschiedenen Jahreszeiten, in unterschiedlicher Wirkung und Schönheit. Er hat sie in Öl gemalt, gefilmt oder auf dem iPad entstehen lassen, die Landschaften seiner Kindheit. Und, so wird berichtet, alles sei in freier Natur entstanden, „Pleinair“-Malerei der Moderne in der Tradition des Expressionismus, an die Farbexplosionen bei van Gogh, Matisse oder Seurat erinnernd. Man möchte meinen, David Hockney habe wie im Rausch mit unbändigem Schaffensdrang und mit zunehmender Freude die letzten Jahre mit den Großbildwerken verbracht. 

 

David Hockney "Three Trees Near Thixendale, Winter 2007", Öl auf 8 Leinwänden, je 91,44 x 121,92 cm, gesamt 183,52 x 489,59 cm © David Hockney Photo: Richard Schmidt

 

Der Brite hatte sich schon in Kalifornien mit Fragen der Raumwahrnehmung und der Abbildung von Weite und Landschaft befasst und dies unter anderem in Bildpanoramen des Grand Canyon verarbeitet. Die Landschaftsmalerei, eher ein Stiefkind der Gegenwartskunst, ist in den zurückliegenden Jahren geradezu ins Zentrum seines Schaffens gerückt.

   Natur - völlig anders gesehen, oder gar neu interpretiert? Da gehen die Kritiker-Meinungen allerdings auseinander. Der Betrachter wird sich ein eigenes Urteil bilden, entziehen kann er sich der Faszination nicht. Damit dieser das überwältigende Gefühl einer Unendlichkeit der Natur erfährt, sich quasi mitten in ihr stehend fühlt, hat der Altmeister aus bis zu 50 einzelnen Bildelementen riesige Ölgemälde zusammengefügt – satte zwölf mal vier Meter misst beispielweise sein Werk „Bigger Trees Near Water“. Spektakulär sind seine vier Großleinwände mit dem gleichen Landschaftsmotiv in den Jahreszeiten, in deren Mitte sich der Besucher befindet.

 

Neue Technik

 

"Woldgate, 7 November 2010, 11:30am" und "Woldgate, 26 November 2010, 11am", Still aus einem Video auf 18 Screens © David Hockney

 

Hockney war stets für neue Techniken aufgeschlossen. Früh verwendete er für seine Arbeit Polaroid-Bilder oder nutzte Farbkopierer und Faxgeräte. Neben der traditionellen Malerei experimentiert er seit Jahren mit Bildschirm-Zeichnungen. Per iPhone-App „Brushes“ schuf er jüngst auf dem Touchscreen seines Smartphones wie auch auf seinem iPad Bilder, die eine starke Lebendigkeit ausstrahlen. Sowohl mit ihrer Leuchtkraft direkt auf den Screens als auch in großformatigen Ausdrucken bilden sie eine weitere Exponate-Gruppe in der Ausstellung. Für die Monumentalbilder verwendete der als eigensinnig und querköpfig geltende Brite ein iPad als Skizzenbuch und auf Leinwand-Raster projizierte Filmaufnahmen als Hilfsmittel.

David Hockney directing nine cameras, April 2010  © David Hockney, Photo Credit: Jean-Pierre Gonçalves de Lima

    Bei Landschaftsdarstellungen setzt Hockney neuerdings auch beeindruckende Multi-Fokus-Filme ein. Diese von ihm entwickelte Aufnahmetechnik, die eine Projektion auf neun gekoppelte Monitore ermöglicht, bietet ein einzigartig intensives Seherlebnis. In ihrer Komplexität zeigt die Ausstellung einen Mann, der stets nach vorne schaut, Neues erprobt – ein Kreativer eben. Er gilt längst in seiner Heimat als größter lebender Maler Großbritanniens - der dem klassischen Thema Landschaft auf souveräne Weise neue Impulse verleiht, wobei in all diesen Arbeiten eine tiefe Liebe zur sichtbaren Welt und zur Schönheit der Dinge durchscheint.

Claus P. Woitschützke


Die Ausstellung „David Hockney. A Bigger Picture“ ist bis zum 3. Februar 2013 in Köln zu sehen.

Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Telefon 0221 / 221-26165
Öffnungszeiten:
DI – SO 10 – 18 Uhr
jeden ersten DO 10 – 22 Uhr

 

 

 

 

©Fotos David Hockney / Museum Ludwig, Köln 

 

 

 

 

 

 

 

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