ARCHIV 2013
Alltag in einem Baumwollland
Bilderbogen aus Benin
Der seit Jahrzehnten weltweit arbeitende, renommierte Werbe-, Mode- und Porträtfotograf Albert Watson (*1942) wechselte kurzzeitig das Sujet. Im westafrikanischen Entwicklungsland Benin lichtete er den Alltag der Baumwollbauern ab: Momentaufnahmen von Menschen in einem Agrarland, unprätentiös, wirklich, ohne Entwicklungsländerpathos und Elendsklischees.
Yaya Aichatou, 55 ans, 'Cotton Lake,' CMiA Cotton Field, Qter Imam, Djougou, Benin, 2011. © Albert Watson
Aboubahkar, outside ‘Galerie d'Art Ancien et Moderne,' Tanguieta, Benin, 2011. © Albert Watson
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DIE RUND 40 Fotografien in Farbe und Schwarzweiß brillieren mit teilweise großer Leuchtkraft und eindrucksvollen Motiven. Entstanden sind die Arbeiten in zwei Wochen im Winter 2011 für die Initiative Cotton made in Africa (CmiA) der „Aid by Trade Foundation“. Die Stiftung unterstützt über 420.000 Kleinbauern in Benin bei der sach-, umweltgerechten und nachhaltigen Baumwollkultivierung und vermarktet den Rohstoff schließlich mit Hilfe der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) auf den internationalen Märkten. Ziel der Fotoserie ist die Vermittlung eines besseren Verständnisses von Afrika und vor allem der Arbeit der CmiA.
Zu sehen sind die eindrucksvollen Bildzeugnisse im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln in der Ausstellung „14 Days in Benin“. Zahlreiche höchst ästhetische Porträts vermitteln faszinierende Einblicke in die privaten Lebensumstände der Baumwollbauern, in Feld- und Fabrikarbeiten und das Handling der Cash-Crops Baumwolle.
Alltag
Einen Schwerpunkt dieser Dokumentationsarbeit bilden Watsons Fotografien des ehemals nomadisierenden, heute sesshaften Hirtenvolks der Peuhl oder Fulbe. Mit markanten Bildern des Peuhl-Festivals in Pèhunco, die etwa Stammesangehörige mit ihren traditionellen Gesichtszeichnungen und umfangreichen Schmuck zeigen, wird die kulturelle Eigenart dieser Ethnie nachdrücklich deutlich. Daneben bieten Fotografien von traditionellen Märkten, Voodoo-Szenen und Stammesfesten einen erweiterten Blick über die Baumwoll-Thematik hinaus auf das Leben in dem schmalen westafrikanischen Staat. Ein Bilderbogen aus einem Land, geschaffen mit den Augen und der künstlerischen Kompositionskraft eines Starfotografen.
Entgegen den üblichen fotografischen Entwicklungsland-Reportagen bedienen die Watson-Bilder nicht die visuellen Stereotype eines ländlichen und unterentwickelten Afrikas, was den Reiz der Ausstellung ausmacht.
► Albert Watson ist gebürtiger Schotte. Er studierte Grafikdesign in Dundee und Filmtechnik am London Royal College of Art. Seit 1970 lebt er in Los Angeles. Watson hat in mehr als 200 Werbefilmen Regie geführt und hunderte von Titelbildern für Hochglanzmagazine wie etwa die Modezeitschrift Vogue erstellt. Er fotografierte mit Modells wie Kate Moss und Naomi Campbell, zu seinen Auftraggebern gehörten Labels wie Prada und Chanel. In der Porträtfotografie zählen seine Fotos von David Bowie, Sade, Mike Jagger, Jack Nicholson oder Mike Tyson aufgrund der raffinierten Arrangements und Ausleuchtungen zu den bahnbrechenden Arbeiten des Genres. Watson selbst gilt mittlerweile als Ikone. Er wird zu den 20 einflussreichsten Fotografen aller Zeiten gerechnet.
► Die Ausstellung in Köln ist in Kooperation mit den Hamburger Deichtorhallen, Haus der Fotografie, entstanden. Dort war sie Teil einer Werkschau über Albert Watson.
K2M
Die Ausstellung „14 Days in Benin“ wird bis zum 28. Juli 2013 gezeigt.
Rautenstrauch-Joest-Museum
Cäcilienstraße 29-33
50667 Köln
Tel. 0221 / 221-31356
Öffnungszeiten
DI - SO 10 - 18 Uhr
DO 10 - 20 Uhr
1. DO im Monat 10 - 22 Uhr