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rheinische ART 02/2024

Archiv 2023

NACHKRIEGSKUNST
Schwarz-Weiß und in Farbe

 

Das Museum Küppersmühle in Duisburg zeigt den Maler Heinz Kreutz. Der Künstler ist vor allem für seine informellen Gemälde bekannt. Er gehörte mit K.O. Götz, Otto Greis und Bernard Schultze zum Kreis jener Kreativen, die mit ihren ungegenständlichen Arbeiten neue Akzente in der deutschen Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg setzten.

 

Heinz Kreutz Ohne Titel, 1959, Öl auf Leinwand, 65,5 x 81 cm, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, MKM Stiftung, Sammlung Ströher Duisburg © Nachlass Heinz Kreutz, Foto: Henning Krause, Köln

 

Als Mitglied der Künstlergruppe „Quadriga“, die als avantgardistisch wahrgenommen wurde, stellte Kreutz (1923–2016) bereits Anfang der 1950er Jahre erste Arbeiten aus. Damit ist er zum Kreis jener Protagonisten zu zählen, die einen Grundstein für die Entwicklung der informellen Malerei in der jungen Bundesrepublik legten.


Die Künstler bezeichneten sich als Neu-Expressionisten und erfuhren viel Aufmerksamkeit. Kreutz allerdings veränderte immer wieder die eigene Technik und Ausdrucksform. So entwickelte er in den Jahrzehnten ein facettenreiches Werk, das um die Ergründung der Eigenschaften von Farben und Licht kreist und das scheinbar grundverschiedene geistige und ästhetische Vorbilder, von Rubens über Goethe bis hin zu Schopenhauer, durch Bezugnahmen würdigt.

 

Heinz Kreutz Schopenhauer Triptychon, 1983, Kreide auf Papier, 3teilig, 87 x120 cm, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, MKM Stiftung, Duisburg © Nachlass Heinz Kreutz, Foto: Henning Krause, Köln


Seine vielen Reminiszenzen haben auch eine biografische Bewandtnis: Als junger Mann verbrachte Heinz Kreutz nach kurzem Kriegsdienst in Stalingrad zwei Jahre verwundet im Lazarett. Durch kleine Zigarettenbildchen, eingeschmuggelt von einer Besucherin, lernte er die von den Nazis verfemte Kunst der Moderne kennen.

 

Heinz Kreutz Ohne Titel, 1958, Tusche auf Papier, 42 x 31 cm, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, MKM Stiftung, Duisburg, © Nachlass Heinz Kreutz, Foto: Henning Krause, Köln

 

Heinz Kreutz weiß und schwarz, 1967, Acryl auf Leinwand, 130,5 x 130 cm, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, MKM Stiftung, Duisburg © Nachlass Heinz Kreutz, Foto: Henning Krause, Köln

 

In den Grauen des Krieges waren ihm die Bilder von Monet, Kandinsky oder Cézanne offenbar ein heilender Trost. Kreutz, der eine Ausbildung als Fotograf absolviert hatte, begann zu zeichnen und widmete sich zunehmend der eigenen Malerei. Seine farbenfrohen Werke zeugen von einer ungebrochenen Motivation und Experimentierfreudigkeit.


Die Retrospektive „Heinz Kreutz – Schwarz-Weiß und in Farbe. Zum 100. Geburtstag“ stellt die wesentlichen Phasen seines Schaffens vor. Dazu teilt das ausstellende Haus mit: „Die vielseitige Arbeitsweise des Künstlers entlang seiner Farbstudien und seiner Suche nach neuen gestalterischen Möglichkeiten von Flächen, Formen und Kontrasten wird in der Ausstellung erfahrbar. Kreutz‘ frühe Ölgemälde aus den 1940er und 1950er Jahren, zum Teil noch auf Holz gemalt, sind von einem abstrahierenden, expressionistischen Repertoire bestimmt. In dieser Zeit der Neuorientierung nach der faschistischen Kulturpolitik fand die bereits genannte Quadriga-Schau in Frankfurt statt.

     Ab Mitte der 1950er Jahre änderte der Künstler erstmals seine Gestaltungsweise und es entstanden Gemälde und Aquarelle mit gestischer und offener Malweise, die Kreutz‘ zentrale informelle Phase bildeten. Im darauffolgenden Jahrzehnt wandeln sich seine Formensprache und seine Methoden; er widmete sich dem Holzschnitt mit seinen harten, klaren Konturen und schuf Bilder in Acryl, die mit geometrischen Formen experimentierten und in architektonisch anmutende Streifen- und Arkadenbilder übergingen.

     Zunehmend ungegenständlicher, arbeitete Heinz Kreutz in den 1970er Jahren an Siebdrucken und quadratischen Bildobjekten als gerasterte Farbfeldstudien … Doch auch Kreutz‘ minimalistische Collagen dienten seiner stetigen und konsequenten Untersuchung der Charakteristika und der gegenseitigen Abhängigkeiten von Farben und Lichtwirkung. Gleichzeitig lotete er mit zahlreichen schwarz-weißen Radierungen und Zeichnungen die Wirkung von Rhythmik, Kontrastsetzung und Raumillusion aus. Erst in den 1980er Jahren kehrte Kreutz zur eher informellen Ölmalerei zurück.“


Bis in die 2000er Jahre arbeitete Kreutz zurückgezogen im niederbayrischen Antdorf. Dort starb er 2016 im Alter von 93 Jahren. Die Retrospektive findet anlässlich seines 100. Geburtstags statt.

     Seit 2022 befindet sich der Nachlass des Künstlers in der MKM Stiftung des Museum Küppersmühle – aus ihm wurde ein Großteil der Ausstellung zusammengetragen. Insgesamt zeigen über 70 Papierarbeiten, Gemälde und auch Tapisserien das große Spektrum an Techniken und Ausdrucksweisen, die in sieben Jahrzehnten des Schaffens entstanden sind.
rART/ruwoi


Die Ausstellung „Heinz Kreutz – Schwarz-Weiß und in Farbe. Zum 100. Geburtstag“ ist bis zum 25. Februar 2024 zu sehen.


MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Philosophenweg 55
47051 Duisburg
Tel.: 0203 / 30 19 48 -11
Öffnungszeiten
MI 14 – 18 Uhr
DO - SO und Feiertage 11 – 18 Uhr
MO, DI geschlossen

 

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