GRAFIK
Japanische Meister-Kompositionen
Der aus der Nähe von Kyoto stammende Grafiker und Kupferstecher Tanaka Ryōhei (1933-2019) war ein eigenwilliger Künstler.
Tanaka Ryōhei (1933–2019) Bergweiler, Radierung und Aquatinta, 35 x 47 cm, Japan 1992. Bildquelle © Museum für Ostasiatische Kunst Köln 2025 |
Sein Œuvre umfasste Radierungen mit jeweils limitierten Auflagen von 20 bis höchstens 150 Exemplaren. Mehr wurden es auch nach seinem Tode nicht. Denn er zerstörte alle Kupferplatten nach Fertigung, um Nachdrucke zu verhindern und damit die „Exklusivität seiner Kunstwerke“ – wie es heute heißt – zu bewahren.
Tanaka Ryōhei (1933–2019) Gansen-Ji, Radierung 24,5 x 21,5 cm, Japan 1980. Bildquelle © Museum für Ostasiatische Kunst Köln 2025
Tanaka Ryōhei (1933–2019) Schneevogel, Radierung und Aquatinta, 36 x 36 cm, Japan 2008. Bildquelle © Museum für Ostasiatische Kunst Köln 2025
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Mit dieser druckgrafischen Radikalität war er nicht allein. Prominente Vorläufer in Sachen Sicherung der Auflagengrenze waren Francisco de Goya, der um 1820 Platten unbrauchbar machte.
Noch früher, nämlich um 1660, versah Giovanni Benedetto Castiglione seine Kupferplatten mit Zusatzstrichen, um saubere Neudrucke zu verhindern. Zerkratzen („cancelled plats“), überkreuzen oder durchstreichen gab es zum Schutz von unrechtmäßigen Nachdrucken auch bei James McNeill Whistler oder Käthe Kollwitz. Kurz und gut: Zerstören nach Vollendung hatte System.
Das Kölner Museum für Ostasiatische Kunst präsentiert mit der Sonderschau Tanaka Ryōhei Von Linie zu Landschaft einen fernöstlichen Künstler, der die westliche Technik der Radierung meisterhafte beherrschte.
Tanakas detaillierte, fast hyperrealistische Radierungen zeigen die allmählich verschwindenden Bauernhäuser mit ihren charakteristischen Strohdächern, Scheunen und Häuser. Zu seinen bevorzugten Motiven zählten aber auch Bäume und Reisfelder sowie Tempeldächer und Gärten.
Japans Tradition der Druckgrafik reicht weit zurück. Während Farbholzschnitte des 18. bis frühen 20. Jahrhunderts im Zuge des sogenannten Japan-Fiebers oder Japonismus (mehr) im Mittelpunkt vieler Ausstellungen und Publikationen standen, wurde der Druckgrafik und den Radierungen nach 1945 allerdings bislang weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Daher ist diese deutschlandweit erste Präsentation zum Lebenswerk des japanischen Grafikkünstlers, der sich vorzugsweise der künstlerischen Interpretation des ländlichen Japans widmete, besonders interessant.
Tanaka Ryōheis Drucke zeigen das ländliches Japan mit seinen traditionellen Bauernhäusern und Tempeln sowie Naturszenen zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Im Laufe seines Lebens schuf Tanaka Ryōhei mehr als 770 Radierungen (japanisch: dōban).
Tanaka Ryōhei (1933–2019) Tempel im Herbst, Radierung und Aquatinta, 30 x 30 cm, Japan 2008. Bildquelle © Museum für Ostasiatische Kunst Köln 2025
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Die zumeist monochromen Drucke erzeugen eine Art poetische Schönheit und sanfte Melancholie.
In perfekter Manier und außergewöhnlicher Präzision sind die Texturen von Reet, Holz, Stein sowie anderen natürlichen Materialien wiedergegeben. Die Grafiken sind im Wesentlichen in der japanisch anmutenden Schlichtheit in Schwarz-Weiß-Grau-Abstufungen gehalten, nur gelegentlich mit kontrastierenden Farben bearbeitet.
Seine Motive und Inspirationen fand Tanaka in ländlichen Regionen der Präfektur Kansai im Westen der Hauptinsel Honshū und rund um die Stadt Kyōto. Die dort vor Ort angefertigten Skizzen setzte er in seinem Atelier in Vorlagen für minutiös ausgearbeitete Drucke um. Die Kölner Ausstellung wird mit 170 Werken bespielt. Darunter befinden sich 14 kostbare Radierungen, die als Schenkung von seiner Ehefrau Tanaka Takiko in die Sammlung des Museums für Ostasiatische Kunst eingehen.
rART/ruwoi
Die Ausstellung Tanaka Ryōhei Von Linie zu Landschaft ist nach Verlängerung noch bis zum 21. September 2025 zu sehen.
Museum für Ostasiatische Kunst
Universitätsstraße 100
50674 Köln
Tel 0221 221 28608
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 17 Uhr