rheinische ART
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rheinische ART 03/2024

MODERNE
Willi Baumeister und die Abstraktion

 

Willi Baumeister gehört zu den wenigen namhaften deutschen Malern, die sich in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts für die Abstraktion in der Moderne einsetzten. Auf Augenhöhe verkehrte er mit Fernand Léger, Hans Arp, Amadée Ozenfant und anderen. Das Museum Folkwang zeigt ihn in der Sonderausstellung „Sammlungsgeschichten“.

 

Willi Baumeister Montaru 2d, 1954, Öl mit Kunstharz auf Hartfaser, Museum Folkwang, Essen , Erworben 2023 mit Mitteln des Folkwang-Museumsvereins, Foto © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Der 1889 in Stuttgart geborene Willi Baumeister stellte bereits 1920 zusammen mit Oskar Schlemmer im Museum Folkwang in Hagen aus. Die beiden Künstler zählten damals „zum Besten und Kühnsten in der Kunst der Gegenwart“.
     Mit dem Erwerb des Gemäldes Montaru 2d von 1954 durch den Folkwang-Museumsverein schreibt das Haus eine Geschichte weiter, die vor fast 100 Jahren, genau 1926, mit dem Ankauf des Leinwandbildes Handstand (1935) begann.

     Das Bild gilt als verschollen. Es fiel 1937 ebenso der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer wie 26 Grafiken des Künstlers, die sich zu diesem Zeitpunkt im Bestand des Museum Folkwang befanden. Baumeister selbst äußerte einmal die Vermutung, dass es verbrannt worden sei.


Ohne Willi Baumeister, so schreibt das ausstellende Haus, „ist die abstrakte Kunst in Deutschland nicht zu denken“. Seine klare Formensprache „bietet in den 1920er-Jahren eine Alternative zur Emotionalität des Expressionismus und dem Dekorativem des Kubismus“. Schon damals erfuhr er international Anerkennung. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus 1933 wurde er wie so viele andere zur Aufgabe seiner Kunst gezwungen. Allerdings blieb Baumeister in Deutschland und emigrierte wie so viele seiner Kollegen nicht (mehr).

 

Willi Baumeister Weißer Figurenfries, 1944, Mischtechnik auf Hartfaser, 65 x 79,5 cm, Museum Folkwang, Essen , Foto: Museum Folkwang © VG Bild-Kunst, Bonn 2024


Er hatte das große Glück, während der nationalsozialistischen Zeit ab 1937 in der Lackfabrik von Dr. Kurt Herberts & Co. in Wuppertal, im sogenannten „Lackkabinett“, im Übrigen zusammen mit Oskar Schlemmer, arbeiten zu können (mehr). Gleichzeitig beschäftigte er sich intensiv mit Maltechniken, der Theorie und der Geschichte der abstrakten Kunst. Bereits 1947 erschien sein Buch „Das Unbekannte in der Kunst“, welches heute als wegweisende Schrift bewertet wird.

 

Willi Baumeister Tennisspieler, 1935, Mischtechnik auf Leinwand, 116 x 81 cm, Foto: Museum Folkwang © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Zu diesem Zeitpunkt unterrichtete er bereits an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, wohin er berufen worden war, und ist damit der erste Professor der Nachkriegszeit, der (wieder) abstrakte Kunst unterrichtete. Seither gilt er als Vorbild der „Generation der Gegenstandslosen“, die in den 1950er Jahren die Kunstszene prägte.
     Das neu erstandene Gemälde Montaru 2d ergänzt die Sammlung des Museum Folkwang um eine bedeutende Arbeit aus der letzten Schaffensphase des Künstlers. Eine erste Gruppe von Werken war ja bereits in den Jahren zwischen 1926 und 1930 zusammengetragen worden. Auch wenn diese vernichtet wurde – das Haus erinnert an diese mit einer wunderbaren Geste. Als wandfüllende Tapete in der jetzigen Sonderausstellung zieren die Motive jener Arbeiten großzügig den Raum mit dem berühmten Folkwang-Brunnen von George Minne.

 

Willi Baumeister Zwei Gestalten (Eidos-artig), 1940 , Öl auf Leinwand, 100 x 81 cm, Privatsammlung, Foto: Museum Folkwang © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

 

Hiermit zielt das Haus wohl noch auf eine andere Begebenheit 1928 ab. Zusammen mit Erich Heckel und Oskar Schlemmer war Baumeister eingeladen, sich am Wettbewerb um die Ausgestaltung des sogenannten Brunnenraums im Neubau des Museum Folkwang in Hagen zu beteiligen. Als Thema war „[d]ie jungmännliche Bewegung unserer Zeit (Spiel und Sport)“ vorgegeben. Gemeinsam mit Schlemmer besuchte Baumeister das Museum und reichte im Anschluss mindestens sechs Zeichnungen und ein Modell ein. Auch wenn Gemälde von ihm in der Schau „Kunst und Technik“ im Sommer gezeigt wurden – es war Schlemmer, der den Auftrag erhielt.
     In den fünfziger Jahren begann das Museum, wieder eine repräsentative Werkgruppe von Willi Baumeister aufzubauen. Die ersten Arbeiten gingen 1955 wieder in den Sammlungsbestand über. Es war das Jahr, in dem Baumeister verstarb und die erste Documenta in Kassel der abstrakten Kunst eine Plattform bot.
Irmgard Ruhs-Woitschützke


In der Schau sind 41 Einzelobjekte zu sehen, darunter sieben Gemälde, zwei Künstlerbücher und Mappenwerke, drei druckgrafische Einzelblätter sowie zehn archäologische und nichtwestliche Objekte.

 

Die Ausstellung „Willi Baumeister im Museum Folkwang, Zeitzeichen“ ist bis zum 16. Juni 2024 zu sehen.
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Tel. 0201 / 8845 000
Öffnungszeiten
DI, MI 10 – 18 Uhr
DO, FR 10 – 20 Uhr
SA, SO 10 – 18 Uhr

 

 

 

 

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